Vergangenen Und Vergessen

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Eine leere Stadt, ein leeres Haus, ein leeres Zimmer. Eins war überall Leben. In diesem Zimmer hörte man stets laute Musik, lachen und Geschwätz. Tanzende Füße. Doch nun herrschte hier die Stille.

Es war auch besser so, denn wenn man zu laut war, konnten sie einen höheren und man wollte nicht das sie einen höheren. Es waren Wesen die sich vom Fleisch ernährten, lebendiges Fleisch, von Mensch und Tier. Alles wurde gerissen und verschlungen. So war die neue Welt.

Sie selber stand in dem Zimmer, hielt was in der Hand. Sie kannte dieses Objekt nicht, drehte es, schaute sich alles genau an und mit einer ausholenden Bewegung warf sie es. Die Front des Hauses fehlte, es klaffte dort ein riesiges Loch.
Wahrscheinlich war hier ein Luftangriff gewesen.

Luftangriff.

Das Wort kam ihr in den Sinn, ohne daß sie drüber nachgedacht hat. Sie wusste noch nicht mal was dies war. Was war Luft, was war Angriff? Was bedeuten diese Begriffe. Sie wusste es nicht, sie wusste noch nicht mal wer sie war.

Sie war aufgewacht und dann los gegangen. Ohne Ziel, ohne Grund. Es war ein Instinkt gewesen von ihr. Nicht weiter an diesem einen Ort bleiben zu wollen, können, sein...

Geschmeidig setzte Sie sich auf den Rand des zerstöreten Bodens der ersten Etage des Hauses, das eine Bein angewinkelt und das andere baumelnd über der Kante.

Warten.

Ihr Blick war gen Himmel gerichtet, die Sonne ging langsam unter. Der Himmel war getaucht in vielen verschiedenen Farben. Von einem orange hinweg zu einem mehr pink, bevor es sich in einem lila/blau vermischte und den restlichen Himmel bedeckte.

Geduld.

Ja, das musste sie haben.

Geduld.

Sie wartet schließlich, aber auf was wartete sie? Auf wen wartete sie? Wie lange musste sie noch warten?
Sie wusste es nicht, Zeit spielte keine Rolle mehr. Sie kannte die Zeit nicht, wusste nicht was Minuten, Stunden, Tage oder gar Wochen waren.
Es war egal ob die Sonne schien oder der Mond ihr Licht spendete.
Schlafen tat sie wenn ihr Körper erschöpft war, essen tat sie wenn ihr Magen sich meldete und trinken wenn ihr Mund trocken war.

Mit dem Daumen wischte sie sich über die Unterlippe. Es gab für sie keine Regeln, keinen Plan. Sie war einfach.
Wahrscheinlich gab es einen Plan für sie, sie war wohl auch mal jemand der sich an Regeln und Normen halten musste. Nur kannte sie dieses ich nicht. Diese Person mit Regeln und Vorschriften, mit Plänen. Wollte es noch nicht mal mehr sein, vermisste es nicht.

Aber wie sollte man auch etwas vermissen an das man sich nicht erinnern kann?

Erst als der Mond die stelle der Sonne übernommen hatte, richtete sie sich wieder auf. In ihr sagte etwas das es Zeit war, Zeit weiter zu reisen und auch diesen Ort hinter sich zu lassen. Denn auch hier fand sie nicht das was sie gesucht hatte. Nicht das worauf sie wartete. Hier würde sie nur zu einen von ihnen werden, diese die sich wieder tummelten unter ihr. Sie sah sie. Sie waren da seitdem sie den Gegenstand geworfen hatte.

Dumme Kreaturen, getrieben vom Verlangen des Hungers. Konnten nicht denken, konnten nicht sprechen. Nur verderben brachten sie. Tot und Unglück. Ihre Kraft lag in der Masse, einzeln stellten sie keine Gefahr da, gerade für sie nicht.

Oft hatte sie schon welche von ihnen hingerichtet.

Verstümmelt.

Mit bloßen Händen hatte sie ihnen die Köpfe abgerissen, schmatzend und knirschend hat sich die Haut und die Muskeln gewehrt gegen diese Gewalt. Langsam sind sie gerissen, Sehnen und Strenge. Das verrottete Blut, ergossen über ihre Hände.
Trotzdem hatte der Kiefer noch nach ihr geschnappt, die verfaulten Zähne aufeinander geklappt, die Zunge halb heraus hängenden.
Es wollte sie immer noch fressen. Zertrümmern musste sie die Schädel, jeden einzelnen, jedes Mal. Ansonsten lebten sie weiter.

Das Gehirn musste zerstört werden, oft trat sie drauf, der Schädel splitterte immer leicht und das weiche Gehirn war nie wirklich Widerstandsfähig. Es war nur nervig, das es immer an ihren Schuhen klebte und nicht so einfach abging. Auch ihre Kleidung war oft benetzt, von Blut und Fleisch. Stücke von Eingeweiden.

Es war oft leicht neue Kleidung zu finden, welche noch sauber war. So viele verlassene Häuser, so viele leere Wohnungen. Das Problem war eher die praktische Verwendung der Kleidung, ein Mini Rock und High Heels waren nicht die perfekte Ausstattung für diese Umgebung.
So suchte Sie immer nach passenden Jeans und eng anliegende Stiefeln. Damit konnte man laufen, kämpfen und klettern.

Alles überlebenswichtig in dieser Welt.

Unbekümmert erreichte Sie den unteren Stockwerk, es waren nicht viele von ihnen da. Ein dutzend wahrscheinlich. Es würde nicht lange dauern. Egal ob mit bloßen Händen oder mit einer Waffe. Bisher kam sie immer Lebend aus solchen Situationen. Diese Wesen ignorierten sie sogar eigentlich, als wäre sie eine von ihnen.

Sie war es aber nicht.

Da war sie sich sicher, schließlich hätte er sie noch eine glatte Haut, einen vollen Haarschopf und kleidete sich ein. Diese Wesen waren dreckig, oft fehlte ein Kiefer und die Zunge hing schlapp heraus. Aber es tropfte kein Speichel von dem trockenen Muskel. Verkustetes Blut klebte meist an ihnen, es fehlten Haare auf dem Kopf oder waren verdreckt und verfilzt. Gedärme hingen aus den Bäuchen als wären es Mode Accessoires.

Verwesende Leichen.

Sie stand zwischen ihnen, sie konnte nicht sagen ob diese sie anschauten. Manchmal richteten sie ihre Köpfe zu ihr und drehten dann doch wieder ab. Als wäre sie uninteressant, eine von ihnen.

War sie aber nicht.

Oder?

Woher sollte sie dies wissen, redete sie sich doch selber ein nicht einer von ihnen zu sein. Kamen die Gelüste nach lebendigem Fleisch erst noch? Würde ihr Körper noch anfangen zu verwesen?

Verzweiflung.

Ein Schrei schnitt durch die Nacht, ein Schrei der Verzweiflung.

Sie wollte nicht so sein, ihr war es wichtig ein Mensch zu bleiben.

Aber war sie noch menschlich?

Nein, Ja, Nein, Ja, Nein, Ja....

Sie wusste es nicht und die Wesen hatten sich zu ihr gewand. Der Schrei lockte sie an, sie hätte nicht schreien dürfen.

Dadurch ist sie aufgefallen und jetzt müsste sie sich wieder verteidigen.

Um nicht zu werden wie die.

Um ihre Menschlichkeit.

Für ihre Schwester!

Schwester...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 03, 2018 ⏰

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