4.2 Neró - Wasser

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„Vaia!", rief Sotiris und rannte zu ihr hinüber. Der Wasserstrom war versiegt, die junge Kriegerin lag mit dem Gesicht nach oben und atmete so schwer, dass ihre Brust sich sichtbar hob und senkte. Ihr keuchende Atem echote von den Wänden wider, ihre gesamte Kleidung war vollkommen durchnässt, ihre Haare trieften vor eiskaltem Wasser und sie zitterte. „Bei den Göttern, geht es dir gut?" Der Verband an ihrem Bein war durch den Wasserstrahl abgefallen und dunkles Blut vermischte mit ihrem durchnässten Gewand.

„Oh nein", murmelte Elara mit verschreckter Stimme und versteckte ihr Gesicht in den Händen.

Dias warf ihr einen flüchtigen Blick zu, dann eilte auch er an Vaias Seite und half ihr zusammen mit Sotiris wieder auf die Beine. Eiskaltes Wasser durchtränkte ihre Schuhe augenblicklich und seine Zehen fühlten sich binnen wenigen Momenten an wie kleine Eiszapfen. Er konnte sich nicht erklären, was passiert war und wieso es auf einmal so kalt geworden war. Er wusste nur, dass sie Vaia ganz schnell wegbringen mussten.

Sie zitterte so stark, dass Sotiris sie kaum aufrecht halten konnte. Ihre nassen Gliedmaßen drohten ihren Griffen zu entgleiten.

Dias sammelte ihren Proviantbeutel und ihr Schwert ein, welche zu Boden gefallen und ebenfalls komplett durchnässt worden waren.

„Ei-Ei-Ei-Eine F-F-F-Fall-lle", brachte sie mit klapperten Zähnen heraus und Dias wusste nichts anderes zu tun, als zu nicken.

„Offensichtlich", stimmte Sotiris ihr bei und versuchte irgendwie, sie zu trocknen und wärmen.

„W-wie k-k-konn-ne ich nur so-so dumm se-sein?", fragte sie und blickte betrübt zu Boden. Die Haare klebten ihr an der nassen Haut.

Dias warf einen Blick hinter sich. Der Raum war noch immer voll mit Wasser und langsam, aber sicher begann es in die Grube in der Mitte zu fließen, die sich aufgetan und all die Schätze verschlungen hatte.

„T-ut mir le-leid."

„Das muss es nicht", versuchte er sie aufzubauen. „Du hast uns zuvor gerettet. Jeder macht Fehler."

Vaia holte tief Luft und wischte sich mit den Händen übers Gesicht, um nun das Wasser oder ihre Tränen wegzuwischen, das vermochte er nicht zu erkennen. „Und ich habe gedacht, ich könnte meine Schwestern beschützen", klagte sie mit zittriger Stimme. „Dabei wäre ich doch geradewegs in meinen Tod gelaufen. Ich kann froh sein, dass es... dass es..." Sie brach ab und schloss die Augen.

Dias fiel auf, dass sie nun ebenfalls ziemlich blass wirkte.

„Wir müssen dich schnell trocknen", sagte er. „Wenn du hier drin krank wirst, dann wird das unschöne Folgen haben, ganz sicher. Wenn wir doch nur Holz hätten", fügte er leiser hinzu und sprach damit mehr zu sich selbst, als zu den anderen.

„Wir hätten mehr von diesen Federn mitnehmen sollen", stimmte Sotiris ihm zu. „Die hätten sicherlich ein paar Stunden lang gebrannt."

„Ähm." Die beiden blickten Elara, die sie mit großen Augen anstarrte. „Ich... ich habe noch mehr von den Federn eingesteckt", sagte sie und öffnete ihren Beutel, der bis zum Rand gefüllt mit stymphalischen Vogelfedern war. „Irgendwie habe ich sie hübsch gefunden."

„Elara", hauchte Sotiris beeindruckt und erleichtert zugleich. „Du bist eine echte Heldin!"

Sie wurde rot um die Wangen und reichte ihm dann ihren Beutel. Gemeinsam mit Dias schaufelten sie all die Federn heraus und legten sie auf einen Haufen. Sie opferten Dias' Beutel und verstauten all den Proviant, den er besaß, in Sotiris' Beutel und mithilfe von ihren Schwertern, schafften die beiden es schließlich ein Feuer zu entfachen. Es brannte zwar nicht hoch oder sonderlich heiß, aber es war eine Wärmequelle und diese konnte die zitternde Vaia gerade wirklich gebrauchen.

LavýrinthosWhere stories live. Discover now