Wie war Hitler möglich?

Hitler. Eine Person, die jedermann kennt, aber kaum jemand weiß, wie das Phänomen Hitler erst zustande gekommen ist. Viele betrachten

die Entstehung des NS- Regimes als monokausal und versuchen, genauso wie frühere Historiker auch, das ganze auf einen Ursprungspunkt oder ein Ereignis zurückzuführen. Diese Erklärungsversuche haben heute allerdings keinen Wert mehr und sind leicht zu entkräften. Denn schaut man sich mal Geschichte im Allgemeinen an, so wird man oft auf Multiperspektivitäten und Multikaukausalitäten treffen.So ist auch die Entstehung des NS-Regimes multikausal zu erklären. Die NSDAP konnte ihren Aufstieg nur durch das Scheitern der Weimarer Republik sichern. Auch dieses hatte mehrere Gründe. Angefangen hat alles mit dem Ende des ersten Weltkrieges 1918. Die alliierten Kräfte waren nur bereit mit einem demokratiserten Deutschland zu verhandeln. Deutschland musste diesem Verlangen nachgehen, denn andernfalls hätten die Alliierten Deutschland zerstört und unter sich aufgeteilt. Diese Demokratisierung Deutschlands hatte fatale Folgen für die Demokratie in Deutschland: sie wurde nicht akzeptiert und als Strafe und Diktatur der Alliierten angesehen. Die Bevölkerung konnte und wollte sich also nicht mit dem System identifizieren. Es wurde eine, für diese Zeit sehr fortschrittliche, Verfassung erstellt, die sogar einen Grundrechtskatalog besaß. Kurz darauf verfiel die Republik in ihre erste große Kriese: 1920, der Versailler Vertrag. Mit Zuspruch der alleinigen Kriegsschuld, Gebietsabtretungen und nahe zu unbezahlbaren Reperationszahlungen haben die Alliierten erfolgreich die Machtstellung Deutschlands geschwächt. Mitunter war Frankreich am Versailler Vertrag beteiligt, was eine Schwächung Deutschland schon ankündigte. Der Vertrag wurde von großen Teilen der Bevölkerung als Beleidigung angesehen und fast niemand wollte den Forderungen nachgeben. Doch die Politiker Friedrich Ebert ( 1. deutscher Reichspräsident) und Gustav Stresemann (Außenminister und späterer Reichskanzler) strebten eine Resignation des Vertrages an und eine Integrationspolitik sowohl gen Westen, als auch gen Osten. Diese Politiken wurden benutzt, um die "Ketten" des Versailler Vertrages zu sprengen und Deutschland wieder als Großmacht zu etablieren. Aber dies war nur eine Krise, die die Weimarer Republik hatte. Zudem folgten direkt nach dem Krieg noch grundlegende Probleme, die die Weimarer Republik schwächten.Als erstes zu nennen wäre die Inflation. 1921 war es bereits eine Galoppierende Inflation und 1923 drohte die Wirtschaft ganz zu kollabieren, sodass man von einer "Hyperinflation" sprach.

Zudem kam noch hinzu, dass sich eine Demokratie feindliche Atmosphäre im deutschen Volke ausbreitete. Diese ist zurückzuführen auf zwei Dinge:

1. Die Dolchstoßlegende: Nach der Kapitulation Deutschlands 1918 kam die Frage im Volk auf, warum man kapituliert habe, denn in allen Medien wurde nur positives über den Kriegsverlauf berichtet (es wurde stark durch den Kaiser zensiert). Daraus enstand die sog. Dolchstoßlegende, in der die Demokraten in Deutschland für jene Kapitulation verantwortlich gewesen sein. Durch die starke Pressezensur gab es ein nicht objektives Bild über den Kriegsverlauf im Land. Alle dachten Deutschland und seine Verbündeten ständen kurz vor dem Sieg, so kam die Kapitulation durch die Regierung sehr überaschend. Der Kaiser allerdings wollte nicht zugeben, dass er die Informationen verfälscht und zensiert hatte und beschuldigte die Demokraten als Saboteure des Krieges, die, natürlich nur im metaphorischen Sinne, der Reichswehr gewissermaßen einen Dolch in den Rücken stießen. Somit waren die Demokraten schuld an der Nierlage Deutschlands. Für die Belvökerung wurde erst später klar, dass die deutschen Soldaten und Ressourcen am Ende angelangt waren. Somit waren die Demokraten in Deutschland nicht beliebt oder gar hoch angesehen.

2. Die Revolution 1848/1849

Die gescheiterte Revolution und Demokratiebewegung führte zur Emigration vieler demokratisch eingestellter deutscher Bürger.

Die Schlussfolgerung daraus ist, dass Demokraten in der weimarer Zeit als "Mangelware" zu betrachten waren und dann noch von der Dolchstoßlegende geprägt keine wirklichen chancen auf politische Ämter hatten. So kam es, dass zum Teil nur verfassungsfeindliche Parteien oder Politiker regierten, so auch Paul von Hindenburg, aber dazu später mehr. Aber nicht nur der innenpolitische Druck machte der Republik zu schaffen. Auch von außen kam Druck in Form von Frankreich. Diese besetzten im Jahre 1923 das Ruhrgebiet, aufgrund verzögerter Reperationszahlungen. Daraufhin rief Friedrich Ebert zum sog. passiven Wiederstand auf. Allerdings war der passive Wiederstand kostspielig und trieb die Inflation so weit voran, dass man das Ruhrgebiet nicht mehr unterstützen konnte und eine Währungsreform nötig war. Doch nach diesen Krisenjahren kamen stabile Jahre in die Weimarer Republik. Hervorgerufen durch die Resignations- und Integrationspolitik. Dadurch konnte sich Deutschland wieder von den wirtschaftlichen schäden des Krieges erholen. Es wurden verschiedene Handelsverträge geschlossen, z.B. mit Russland. Deutschland handelte aber nicht nur mit Russland. Sie handelten mit fast allen westlichen Staaten. Doch diese dadurch hervorgerufene Vernetzung der Wirtschaften birgt auch gefahren, die sich in den Jahren 1929 noch zeigen sollten. Aber nun erstmal zur Person Hindenburgs. Er wurde am 2.10.1847 in Posen (heutiges Polen, damaliges Deutschland) und war Generalfeldmarschall und Politiker. Er war ein vertreter der Monarchie bzw. des Kaiserreiches. Nun stellt man sich natürlich die Frage: Wie kommt ein demokratiefeindlicher Generalfeldmarschall in stabilen Jahren an die Macht einer Republik? Diese Frage ist wie folgt zu beantworten. Die deutsche Demokratie Tradition ist nie wirklich durchgesetzt worden, es waren immer Männer an der Macht, die, zumindest aus deutscher Bevölkerungssicht, "stark" waren, z.B. die Kaiser Wilhelm l, Wilhelm ll oder Kaiser Franz lll. Alle waren sie, aus Sicht der Bevölkerung, "starke" Männer und somit auch gute Führungskräfte. Diese Ansichten prägten die Deutschen so sehr, dass sie sich nach dem ersten Weltkrieg wieder nach einem solchen "starken" Mann und dem Kaiserreich sehnten. Hindenburg bot genau diese Eigenschaften. Er hatte im ersten Weltkrieg gedient und hatte einen hohen Rang in der Reichswehr. Diese zwei Dinge machten es Hindenburg möglich Reichspräsident zu werden. Die Bevölkerung deutschlands sehnte sich immer noch nach dem alten Kaisrreich und nach der "starken" Persönlichkeit. Und obwohl Hindenburg ein Verfassungsfeind war, tat er alles, um die Stabilität der Republik zu wahren. Bis zum Jahre 1933. Dazu kommen wir aber noch. Vorher ereignete sich noch etwas, das den Aufstieg der NSDAP ermöglichte: die große Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929. In Amerika began sie und alle Kredite und Langzeitzahlungen fielen aus. Nicht nur für Deutschland, aber darauf liegt nun unser Augenmerk. Deutschland verarmte und die neu eingeführte Arbeitslosenversicherung war sofort überfordert und konnte nur einen kleinen Bruchteil der Arbeitslosen unterstützen. Dies führte zu einer Radikalisierung der Bevölkerung. Ein weiterer Faktor, der den Aufstieg Hitlers möglich machte, war die Parteienzersplitterung. Es gab keine Mehrheitsregierung mehr, aufgrund einer Fehlenden 5% Hürde, wie sie heute üblich in Deutschland ist. In die Zersplitterungen griffen die NSDAP Leute ein. Sie hatten ein Programm für jede Splitergruppe und hat so sehr viele Wähler anwerben können. Für die Arbeiterschaft z.B. erschuffen sie ein Programm, dass die Worte "Nationale Arbeiterpartei" herausstechen ließ und das "sozialistische" vernachlässigte. So schaffte es die NSDAP Wahlerfolge zu erzielen. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war aber nicht nur auf die Wahlerfolge zurückzuführen. Denn Hindenburg weigerte sich sehr lange Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Grund dafür war die Einstellung Hindenburgs gegenüber Hitlers. Hitler war im ersten Weltkrieg nur ein einfacher Gefreiter und hat auch nicht sehr lange gedient, denn er wurde angeschossen und zog sich aus dem Kriegsgeschehen zurück. Aus Hindenburgs Sicht konnte so jemand Deutschland nicht als Reichskanzler dienen oder gar anführen. 1933 ernannte er ihn allerdings doch zum Reichskanzler. Nun kann man sich natürlich fragen: Warum verstößt Hindenburg gegen seine eigenen Prinzipien? Die Antwort darauf ist recht simpel. Wie bereits erwähnt war die Weltwirtschaftskrise ein Grundstein

für den Aufstieg Hitlers. Grund dafür ist, dass die NSDAP ein sehr einfaches, aber effizientes System zur erschaffung von Arbeitsplätzen hatte. Mit diesem System zog die NSDAP die großen Konzerne und Unternehmen auf ihre Seite. Diese übten nun großen Druck auf Hindenburg aus, da diese zum Teil auch Geld an die Regierung verliehen hatten. So sah sich Hindenburg dazu gezwungen Hitler letzen endes doch zum Reichskanzler zu ernennen. Am 30.1.1933 war es dann soweit: Hitler wird Reichskanzler. Aber noch haben wir noch nicht alle Punkte beleuchtet, die Hitler die volle Kontrolle über den deutschen Staat gab. Wie konnte er Diktator werden, wenn es doch eine Republik mit Grundrechten und Reichstag war? Eine berechtigte Frage, dessen Antwort in der Weimarer Verfassung liegt:
Die Notstandsverordnung.

Diese Verordnung erlaubte es Reichkanzler und Präsident den Reichstag aufzulösen und gewisse Grundrechte aufzuheben, wenn das deutsche Volk in Gefahr sei. Diese Verordnung trat nach dem Reichtagsbrand am 27.2.1933, genau einen Tag später am 28.2.1933 in Kraft. 1934 starb dann letztendlich Hindenburg an seinem hohen Alter und Hitler konnte das sog. Ermächtigungsgesetz erlassen. Nun hatte er freie Bahn Gesetze zu verabschieden, ohne Rücksprache mit irgendwem halten zu müssen.

Dieses ganze Geflecht aus komplexen Ereignissen führte zum Schluss zur Machtergreifung der Nazis. Natürlich sind hier einige Punkte nur grob angesprochen, aber eine stark detaillierte Beschreibung würde hier tatsächlich den Rahmen sprengen.

Ich hoffe, dass sie sich aufgrund der oben genannten Fakten ein, zumindest ansatzweise, objektives Bild der Machtergreifung Hitlers machen können.