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Walküre setzte sich auf die Bank und ließ den Blick über das Meer schweifen. Sie atmete die frische, kühle Luft ein und ließ den Wind mit ihren Haaren spielen. In ihrem Kopf herrschte ausnahmsweise mal Leere, was eine nette Abwechslung für sie war.

Müde und ausgelaugt war sie, denn sie hatte mal wieder kaum Schlaf in der letzten Nacht gefunden. Die Albträume hielten sie auf Trab. Noch immer lag ihr die Schuld zu schwer auf den Schultern und zog sie hinunter. Und trotzdem ist sie wieder gekommen. Zurück in diesen turbulenten und gewalttätigen Alltag. Aber sie bereute es nicht. Tief im Innern war sie froh wieder da zu sein. An Skulduggery's Seite. Denn sie wollte helfen und Leben retten und beschützen.

Ein kleiner Junge ging mit seiner Mutter an ihr vorbei und er lachte fröhlich vor sich hin. Plötzlich verstummte er und ein ängstlicher Ausdruck legte sich auf sein Gesicht als er Walküre anschaute. Seine Mutter nahm ihn an die Hand und beschleunigte dezent ihren Gang.

Walküre lächelte traurig vor sich her. Würde das je aufhören? Würde die Leute sie irgendwann normal anschauen, ohne Angst oder Wut zu empfinden?

Vielleicht hatte sie es so verdient. Oh ja, dass hatte sie..

Noch immer konnte sie keinen Frieden mit sich schließen.

Noch immer gab sie sich die Schuld für alles, was geschehen war.

Tränen überkamen sie, doch sie hielt sie zurück.

Sie wollte nicht weinen. Sie hasste es.

Plötzlich setzte sich eine große, schlanke Person neben sie.

Es war Skulduggery.

Minuten verstrichen, in denen beide einfach nur stumm vor sich her starrten. Auch ohne ein Wort zu reden, verstand Skulduggery was Walküre gerade durchmachte. Er kannte sie zu gut.

Allein seine Gegenwart gab Walküre Kraft und Sicherheit.

Ein Donner grollte im Himmel und es fing an zu regnen. Walküre legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, als die ersten Regentropfen auf ihr Gesicht fielen. Ehe sie mehr abbekam, fielen die Tropfen an ihr vorbei.

Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie drehte ihren Kopf zu Skulduggery.

"Danke." flüsterte sie.

Er drehte den Kopf in ihre Richtung und neigte ihn etwas zur Seite.

"Hm." machte er nur.

Walküre zog fragend eine Augenbraue hoch.

"Hm?"

Er beugte sich etwas mehr in ihre Richtung, bis er nur noch Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war.

Sie spürte,  dass er sie musterte.

"Du bekommst einen Pickel auf der Wange." sagte er trocken und richtete sich wieder auf.

"Wow. Danke für den Hinweis. Das muntert mich jetzt sehr auf." sagte Walküre und schmunzelte.

Dann überkamen sie plötzlich die Tränen, die sie zuvor bekämpft hatte und kullerten ihren Wangen hinunter.

All der Vorwürfe,  der Wut und der Verbitterung ließ sie freien Lauf. Ließ sie einfach laufen. Ein gutes Gefühl und dennoch hasste sie es , diese Schwäche zu zeigen.

Skulduggery ließ sie einige Momente in Ruhe, ehe er einen Arm um sie schling und sanft zu sich zog.

Walküre legte ihren Kopf auf seinen Brustkorb und schloss die Augen.

Momente verstrichen, in denen Walküre einfach weiterhin vor sich her weinte und Skulduggery sie fest hielt, so als könne sie sonst zerbrechen.

Als die Tränen endlich aufhörten zu laufen, richtete Walküre sich auf und wischte sich übers Gesicht. Ihre Augen waren rot und angeschwollen.

"Tut mir leid..." entschuldigte sie sich.

Skulduggery legte den Kopf schief und sah sie an.

"Entschuldige dich nicht dafür." sagte er mit ernster Stimme.

Was würde sie nur ohne ihn machen? Ohne Skulduggery, ihrem besten Freund, ihrem Partner, der, der sie am besten kannte... der immer für sie da war. Sie wäre zerbrochen. Hätte wahrscheinlich keine Kraft, weiter zu machen und sich wieder hochzuziehen.

Die junge Frau lächelte sanft.

"Danke..." flüsterte sie.

"Wofür ? " fragte Skulduggery und legte wiedermal den Kopf schräg.

Walküre wusste, dass er wusste, was sie meinte. Und sie wusste auch, dass er es nicht mochte, wenn sie sich für so etwas bedankte. Es wirkte, als würde sie sich für seine Gegenwart bedanken. Dafür, dass er für sie da war. Das, was für ihn selbstverständlich war.

"Ich hasse es zu weinen." sagte sie, und ein Hauch von Trotz lag in ihrer Stimme.

"Hm."

"Und trotzdem tu ich es."

"Das muss eben auch mal sein."

"Was ist eigentlich mit dir? Fehlt dir das Weinen nicht?" fragte Walküre.

"Du liebe Güte, Walküre. Weißt du wie lange es her ist,  dass ich geweint habe ? "

"Hmm."

"Ich glaube es war mit 3 Jahren das letzte Mal." gab er selbstbewusst von sich.

Nun sah Walküre ihn ungläubig an.

"Das, glaube ich dir nicht."

"Oh? Was lässt dich daran zweifeln?"

Walküre grübelte.

"Ich glaube es einfach nicht." sagte sie dann erneut.

"Ich habe früh gelernt, ein Gentleman zu sein."

"Auch ein Gentleman weint mal."

"Ich bin aber ein besonderer Gentleman."

Walküre musste lachen.

"Was gibt es da zu lachen?" fragte Skulduggery gespielt gekränkt.

Walküre lachte weiter und plötzlich spürte sie, wie sie nass wurde. Der Regen prasselte auf sie nieder und durchweichte ihre Klamotten schnell. Ihr Lachen verstummte und sie schaute empört ihren Partner an. Dieser legte den Kopf schief und ließ den Regen wieder um sie herumregnen.

"Das, war aber nicht sehr nett." sagte sie und warf noch einen weiteren grimmigen Blick.

"Du hast gelacht." antwortete Skulduggery.

"Ich dachte du seist ein Gentleman. Wie kannst du dann eine Dame nass werden lassen?" Walküre legte nun ebenfalls den Kopf schräg und sah in Skulduggery's leere Augenhöhlen.

"Ich sagte doch, ich bin ein besonderer Gentleman."

Walküre schmunzelte und wurde wieder ernst.

"Danke..." sagte sie erneut und erhob sich.

Skulduggery sah sie an.

"Was soll das werden?"

"Wir müssen die Welt retten."

Skulduggery stand auf und stellte sich neben sie.

"An meiner Seite?" fragte er.

"Immer." antwortete sie leise, nahm Skulduggery's Hand in ihre und drückte sie sanft.

"Du rettest mein Leben. Ich rette deins. So läuft das zwischen uns." flüsterte sie und lächelte.

Skulduggery schlang seinen Arm um ihre Taille und nickte.

"So ist es." antwortete er und die beiden erhoben sich in die Luft.

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Ich hoffe dieses kleine One shot hat euch gefallen ^-^ lasst gerne Kommis da!

~Alina


True friendship (one shot) Where stories live. Discover now