Herzlichkeit besiegt Misstrauen

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 POV Jody:

-  „ … Ich … heiße Jody“, antwortete ich trocken und erschrak bei meinem rauen Tonfall. Schnell drehte ich mich um und räusperte mich.

Meine Hände waren nun verschmiert vom dunklen Blut, das langsam schon antrocknete. Schnell strich ich mir diese an meiner Hose ab und ließ meinen Blick über die kleine Lichtung wandern, auf der wir uns befanden.Der Anblick, der sich mir ergab, war erschreckend. Vor mir lagen drei Zombies; einer schlimmer zugerichtet als der andere. Mit großen entschlossenen Schritten ging ich auf jeden einzelnen zu und kniete mich vor sie; den Kopf gesenkt. Auch wenn sie keine Menschen sind, waren sie welche, bevor sie gebissen wurden sind. Obwohl viele Menschen den Glauben an Gott verloren haben, hat er mir in all meinen Tiefpunkten am meisten Mut und Hoffnung verliehen. Gott trifft keine Schuld, denn es sind Menschen, die sich selbst zerstörten. Gott schaut nur zu, wie wir Menschen uns selbst ins Abseits schießen. Ich halte auch stark an der Vermutung fest, dass durch den Tod eines jeden Zombies, die Seele, die im Körper gefangen war, befreit wird. Ja, man kann darüber lachen. Es ist nur eine kindliche Vermutung, die durch keine festen Fakten belegt sind ... Aber sie hält mich am Leben. Ich möchte daran glauben wollen, dass meine Familie nun an einem besseren Ort ist und ich bald zu ihnen zurück finde. Doch Selbstmord steht für mich momentan außer Frage,da ich noch eine offene Rechnung mit jemanden habe. Jemand, der mir meine Liebsten genommen hat und dafür büßen muss.

- „ Alles in Ordnung bei dir Jody?“, fragte mich Glenn und unterbrach mich bei meinen Gebeten. Er beugte sich zu mir runter und schaute mir in die Augen.

Obwohl ich sehr misstrauisch gegenüber Menschen geworden bin, hatte Glenn eine warme und freundliche Art, mich zu beruhigen. Ich hab schon lange keine Menschenseele gesehen und mich nur mit mir selbst unterhalten. Deshalb hörte sich meine Stimme vielleicht auch etwas rauer an.

- „ Ja … Bei mir ist alles in Ordnung“, murmelte ich und fügte schnell ein „Danke,der Nachfrage“ hinzu.

Zum ersten mal sprach jetzt auch seine Frau. Maggie. Sie sah sehr hübsch aus, mit ihren kurzen dunkelbraunen Haaren, aber beobachtete mich in diesem Moment mit einem etwas grimmigen Blick, der nichts gutes verriet.

- „ Bist du ganz allein hier? Oder mit einer Gruppe?“, als sie das fragte schaute sie sich schnell um, so als würde sie sich vergewissern wollen, dass wirklich niemand aus dem Gebüsch heraus sprang und sie angriff.

Langsam stand ich auf und klopfte mir den Dreck und die nassen Laubblätter von der Hose ab. Eine leichte Böe wirbelte lose Blätter hoch und verursachte bei mir eine leichte Gänsehaut. Ich schaute nach oben und sah die dunkelgrauen Wolken, die Anzeichen für ein Regenschauer waren. Es ist Herbst; vermutlich September? Ich habe lange aufgegeben, die Tage zu zählen. Für mich ist nur das hier und jetzt entscheidend. Mit großen Anstrengungen versuchte ich das Jagsmesser aus dem Schädel heraus zu ziehen uns trennte bei diesem Versuch den Schädel vom restlichen Körper. Das Jagdmesser in der Hand, schaute ich mich noch einmal kurz um und betrachtete nacheinander die beiden Neuankömmlinge.

- „ Jody!“, rief mir Glenn zu. „ Ist noch wer bei dir?“

- „ Nein... Ich bin ganz allein. Danke für alles“, dabei nickte ich einmal Glenn und Maggie zu und verließ die kleine Lichtung ohne mich umzudrehen.

Ich musste jetzt zurück zu meinem Lager, bevor es anfing zu regnen und alles zusammen packen und so schnell wie möglich eine sichere Bleibe finden. Mit einem dichten Dach und stabilen Wänden. Ich würde kaum so etwas finden, musste mir aber trotzdem Mut zusprechen. Ich habe schlimmeres erlebt. Viel schlimmeres überstanden. Hinter mir hörte ich nur grobe Fetzen von der Unterhaltung zwischen Maggie und Glenn.

- „ … Sie ist allein … kann zu uns … viel Platz.“

- „ … keinen Fall Glenn! … gefährlich ... was sagen die anderen dazu?“

- „ Maggie! … sie wird es nicht lebend schaffen ...“

- „ Sie hat … auch gut allein geschafft … Hör zu … ich weiß … rücksichtsvoll … aber das …“

- „ Wir sind knapp an Leute …“

Darauf konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Meine erste Priorität war es, dass Lager zu erreichen. Dort angekommen, hatte es angefangen leicht zu regnen und kühler zu werden. Schnell rollte ich meinen Schlafsack ein und klappte mein Zelt zusammen. Packte meine restlichen sauberen und warmen Sachen in meinen Rucksack mitsamt halbvoller Wasserflasche, einem Medi-KIT, einem Kompass und einer Karte des Gebiets und nahm den Topf und das Geschirr von der Feuerstelle. Meine Waffen, die ich in einer Plastiktüte unter die Erde begraben und die Stelle mit Laub bedeckt habe, schaufelte ich nun frei. Zum Vorschein kamen meine beiden geliebten Berettas 92FS, die eine wundervolle Balance besaßen und ich von meinem Bruder geschenkt bekommen habe. Jeweils eine von den beiden steckte ich in ein Holster an meinem Waffengürtel, die sich rechts und links befanden. Die Gator Machete band ich an der Seite meines Rucksacks fest und konnte sie bei einem Angriff mit Leichtigkeit heraus ziehen. Das Bowie- Messer steckte ich in das dritte dafür gesehen Holster. Fertig gepackt und ein wenig unterkühlt blickte ich mich kurz um. Überall sah ich nur Bäume und konnte mich nicht orientieren. Ich seufzte unentschlossen und wollte in Richtung Norden gehen - jedenfalls dachte ich, es wäre Norden – als Glenn und Maggie aus dem Gebüsch auftauchten. Sie mögen ja ziemlich nette Leute sein, aber auf ihre Art sind sie sehr aufdringlich.

- „ Was wollt ihr?“, fragte ich etwas unfreundlich.

- „ Sieh doch Glenn! Sie will unsere Hilfe nicht“, raunte Maggie zu Glenn. „Lass uns verschwinden. Die anderen machen sich bestimmt schon Sorgen."

Glenn ignorierte seine Frau und kam auf mich zu.

POV Maggie:

-  „ Was wollt ihr?“ ,fragte uns Jody mit einem bösen Unterton und starrte uns wütend an.

Es wäre besser, sie allein zu lassen. Meiner Meinung nach ist das Mädchen sehr verdächtig. Vor allem kommt sie gut zurecht. So wie mir Glenn erzählt hat, hat er sie gefunden, während sie mit einem Stein den Schädel eines Walkers zerschmettert hat und sah in Folge dessen auch wie eine Verrückte aus. Glenn sollte misstrauischer sein, bevor er sie in unsere Gruppe einlädt! Wir kennen sie noch nicht einmal. Aber das will Glenn nicht hören. Anscheinend wirkt Jody auf ihn sehr bemitleidenswert aus. Was sie ehrlich gesagt ja auch ist... Sie wirkt sehr verloren... Aber sie versteckt etwas. Das merke ich.

- „ Sieh doch Glenn! Sie will unsere Hilfe nicht“, raunte ich zu Glenn. „ Lass uns verschwinden. Die anderen machen sich bestimmt schon Sorgen."

 Doch Glenn ignorierte mich und stellte sich vor Jody.

„ Jody, wir haben uns gefragt, ob du nicht mit uns mitkommen willst“, fragte mein Mann sie plötzlich.

Verwirrt blickte sie zu mir herüber und dann zu Glenn. Als ich sie nun näher betrachtete sah sie wirklich schrecklich aus. Als hätte sie tagelang nicht geschlafen und nichts gegessen, so abgemagert wie sie aussah. Kaum zu fassen, dass sie so lange durchgehalten halt. Wie lange ist es schon her, als das Virus ausgebrochen ist? Eineinhalb Jahre?

„ Nun ja, wir haben einen … Ort gefunden. Also mit wir, meine ich unsere Gruppe, die dort geblieben ist und diesen Ort überwacht. Du kannst dich dort ausruhen und Essen bekommen“, fuhr Glenn fort, als Jody immer noch nicht antwortete.

- „ Ein Ort?“, fragte Jody. „ Was ist das für ein “Ort“ ?“

- „ Können wir dir nicht sagen“, unterbrach ich Glenn. „ Ich meine, wir kennen dich nicht und wir wissen nicht ob du uns anlügst, aber wir wollen dir helfen. Du musst uns vertrauen. Wir würden dich zu unserem Lager führen. Aber müssten davor deine Augen und Hände verbinden.“

Aus dem Augenwinkel sah ich den erstaunten Ausdruck von Glenn. Ich habe meine Meinung über das Mädchen schlagartig geändert. Sie kam mir plötzlich sehr sympathisch vor, aber auch hilflos. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass dieses Mädchen harmlos war, aber das Leben ohne jegliche Gesellschafft sie eventuell bedrohlicher wirken ließ, als es den Anschein hatte. Und ich vertraute meinem Bauchgefühl.

„ Also, willst du dich uns anschließen?“, fragte Glenn sie und legte mir einen Arm um die Schultern.

I Will Take Revenge ( The Walking Dead FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt