Prolog

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„Es ist mir eine Freude ihnen heute die nächste Generation von Heilern vorzustellen.", der Oberheiler des St.-Mungo-Krankenhauses für magische Krankheiten und Verletzungen stand mit einem breiten Lächeln auf der Bühne und hielt seine Rede, vor den Absolventen, deren Angehörigen, der Belegschaft, einigen Politkern und den aktuellen Auszubildenden. Ich saß auf meinem Platz und spielte an der Kordel meines Umhangs. Ich war nervös, da ich meinen Eltern heute eröffnen musste, dass ich nicht bei ihnen in London bleiben würde. „... und deshalb bin ich besonders stolz ihnen nun ihre Zeugnisse zu verleihen.", sagte der Oberheiler und hole seinen Zauberstab aus seinem weißen Kittel. Mit diesem ließ er eine Rolle Pergament vor sich in der Luft schweben und begann die Namen meiner Mitschüler vorzulesen. Wir waren am Ende nur noch zu sechst gewesen, was die ganze Angelegenheit sehr kurz halten müsste. Mein ehemaliger Chef hörte sich allerdings gerne selbst reden, weswegen die Veranstaltung, wohl länger als die angesetzten zwei Stunden dauern würde. Wie sollte ich meiner überfürsorglichen Mutter nur erklären, dass ich bald in einem anderen Land, mit gefährlichen Tierwesen, weit ab von jeglicher Zivilisation leben würde.

Ich biss mir auf die Unterlippe und hatte fast verträumt, dass mein Name aufgerufen wurde. „Marie Hogen, eine talentierte junge Hexe, die bestimmt eines Tages eine großartige Heilerin sein wird...", begann der Oberheiler und erzählte noch einige Anekdoten aus meiner Studienzeit. Ich schielte auf das zusammengerollte Pergament in seiner Hand. Auf dieser Urkunde stand eine Zusammenfassung unserer Leistungen und dass wir nun offiziell die Berufsbezeichnung „Heiler" tragen durften. Mein eigentliches Zeugnis hatte ich schon vor einigen Wochen, kurz nach unseren Abschlussprüfungen bekommen und es auch gleich mit meiner Bewerbung nach Rumänien geschickt. Seit drei Wochen wusste ich nun, dass ich dort hin gehen würde, nur meine Eltern wussten es noch nicht. „...und mit stolz kann ich sagen, dass diese junge Heilerin, wenn Sie Ihre Erfahrungen in einem der größten Drachenreservate der Welt gemacht hat, bestimmt als noch qualifiziertere Heilerin zurück kommen wird.", endete mein ehemaliger Lehrer. Ich sah ihn geschockt an. Woher wusste er das. Lächelnd überreichte er mir das Pergament. Mein Blick wanderte langsam zu meinen Eltern, die mit weit aufgerissenen Augen auf ihren Plätzen saßen und mich anstarrten. Damit wäre wohl das Problem, wie ich es ihnen sagen sollte aus der Welt geschafft. Ich schluckte einmal und gesellte mich dann zu meinen Klassenkameraden, die sich hinter dem Klinikleiter aufgestellt hatten, für ein abschließendes Foto.

Notfall in RumänienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt