Kapitel 4

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Ich stellte das Glas ab, nachdem ich es ausgetrunken hatte und funkelte David böse an. Was dachte sich der Typ bloß? Das ich jetzt eifersüchtig sein würde? Da hatte er sich aber geschnitten.

David bemerkte meinen Blick zum Glück nicht, denn dann hätte er sich vermutlich noch mehr bestärkt gefühlt. Stattdessen sah er zu Janet rüber die mit hochrotem Kopf dasaß und versuchte, allen Blicken auszuweichen. Die Ärmste, damit hatte sie wohl nicht gerechnet.

Lesli, die neben mir saß, hatte meinen Blick aber sehr wohl gemerkt und stieß mir in die Seite. "Lass lieber die Finger von ihm, er ist ein Arsch. Zumindest zu Mädel, von denen er glaubt, er könnte sie haben. Er ist es nicht wert, er würde dich nur benutzen." Mitleidig sah sie mich an. "Oh, mach dir da mal keine Sorge, ich finde ihn absolut widerlich. Klar sieht er gut aus, aber sein Charakterist grauenvoll, ich versteh nicht, was alle in ihm finden", versicherte ich ihr schnell. Sie warf mir noch einen skeptischen Blick zu, richtete dann aber ihre Aufmerksamkeit aufs Spiel.

David hatte Jason gerade gefragt was er wählte. "Pflicht", erwiderte Jason sofort.

"Leg Lesli heute endlich flach", lachte David und die anderen Kerle setzten in das Lachen mit ein.

Lesli warf David und Jason vernichtende Blicke zu. Ich nahm Leslis Hand und drückte sie leicht. Sie sollte wissen, dass ich hinter ihr stand und sie nichts tun brauchte, wofür sie noch nihct bereit war. Dankend erwiderte sie den Druck. Jason murmelte nur: "Halt's Maul du Wichser. Das zählt nicht."

David lachte noch immer leicht, fing sich aber so langsam und sagte: "Okay, sorry Bro. Nicht, dass es noch Stress gibt. Die Vase da, mach sie kaputt." Er deutete auf eine teuer aussehende Vase in einer Vitrine.

Jason stöhnte auf. "Mum wird mich umbringen". Trotzdem stand er auf, nahm die Vase aus der Vitrine und schmiss sie auf den Boden. "trink aus", sagte er an David gerichtet und ging wieder auf seinen Platz.

Sekunden später ging die Wohnzimmertür auf und eine kleine pummelige Frau im Haushälteroutfit kam hereingestürmt. "Was ist passiert?" Rief sie entsetzt auf, als sie den traurigen Scherbenhaufen erblickte.

"Ist mir runtergefallen", zuckte Jason mit den Schultern.

Die kleine pummelige machte sich schnell daran, alles sauber zu machen und verließ das Wohnzimmer.

Jason wandte sich an seine Freundin. "Wahrheit oder Pflicht?"

"Wahrheit", entschied sie sich.

"Wer war deine erste große Liebe?"

Einen kurzen Moment überlegte Lesli und sagte dann: "Sam, wir waren vor einem Jahr zusammen im Urlaub. Der Sohn von Freunden meiner Eltern. Das war der Sommer meines Lebens." Jasons Gesichtverlor an Farbe und die Enttäuschung war ihm auf die Stirn geschrieben. Sie drehte sich zu mir um und grinste mir kurz zu. Das war ihre Art von Rache. Ich musste mir ein Lachen unterdrücken.

Jason setzte sein Glas an und leerte es mit einem großen Zug. Die gute Laune war ihm wohl verflogen.

Das Spiel ging weiter, die ein oder andere lustige Geschichte wurde erzählt und es mussten einige peinliche Sätze oder Bilder auf diversen sozialen Netzwerken gepostet werden, doch nichts war wirklich nennenswert. Da ich nicht noch einmal drankam, da scheinbar niemand unbedingt die Neue herausfordern wollte, trank ich immer mal wieder so aus meinem Glas. Nach gut einer Stunde warf Roxi einen Blick auf die Uhr.

"Wir sollten uns gleich mal fertig machen", rief sie in die Runde.

Jason warf ebenfalls einen Blick auf seine Uhr. "Stimmt, alle die noch auf Klo müssen bitte jetzt einmal gehen. Und trinkt die Gläser noch aus, will hier nichts wegschütten müssen, das wäre ja Verschwendung."

Ich griff zu meinem Glas, welches ich gerade erst gefüllt hatte und leerte es mit einigen Zügen. Auf Klo wollte ich hier auch noch gehen, da auf Partys meist eine riesige Schlange war, alles vollgekotzt  war oder halt, wenn man richtig glück hatte, beides.

"Wo ist die Toilette?", fragte ich an Lesli gewandt. "Komm mit, ich zeigs dir. Ich muss auch mal", sagte sie und zog mich an meiner Hand hoch. Überrascht merkte ich, wie der Boden etwas schwankte. Ich spürte mehr von dem Alkohol als vorher gedacht. Nach Wochen ohne Alkohol war ich einfach aus der Übung, ganz abgesehen davon vertrug ich sowieso nie viel. Also schwankten Lesli und ich zum Badezimmer, wo sie mir den Vortritt ließ.

Erleichtert leerte ich meine Blase, die, sobald ich aufgestanden war, unheiblich zu drücken begann. Beim Hände waschen betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Augen blickten mir trübe entgegen und ich beschloss, nicht mehr ganz so viel auf der Party zu trinken.

Als ich das Badezimmer verließ, zogen sich die ersten schon die Schuhe und Jacken an, also tat ich es ihnen gleich. Nach ein paar Minuten waren alle so weit und wir verließen das Haus. Die Party stieg nur zwei Straßen weiter, also war es nicht weit zu Fuß. Nach wenigen Metern bemerkte ichjedoch, dass meine Lederjacke eindeutig falsch gewählt war, da es wirklich kalt geworden war. Fröstelnd schlang ich meine Arme um meinen Körper.

"Ist dir kalt? Du kannst meine Jacke haben, wenn du willst", drang es von hinten an mich heran. Ich drehte mich um und schaute in Liams Lächeln. Er war mir nach dem komischen Blick bei der Begrüßung nicht weiter aufgefallen. Ich wollte gerade dankend ablehnen, da er dann nur ein Langarmshirt anhatte, da zog er schon die Jacke aus und legte sie um meine Schultern. Eine angenehme Wärme durchfuhr meinen Körper. Dankend lächelte ich ihn an, was er wohl als Zuspruch deutete, denn er legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich an sich. Die Nähe zu ihm war mir unangenehm, doch ich wollte ihn nicht direkt von mir stoßen, wo er doch gerade so nett zu mir war.

"Wie kann es eigentlich sein, dass wir uns noch nicht begegnet sind?", fragte er mich.

"Keine Ahnung, bin erst gerade hier her gezogen", antwortete ich nur mit einem Schulternzucken.

"Hey Liam, schmeißt dich direkt ans Frischfleisch dran oder was?", schrie Jason von hinter uns zu uns rüber. Liam und ich drehten uns um und Liam warf ihm einen bösen Blick zu, woraufhin Jason nur lachte. Mein Blick schweifte zu der Person neben Jason. Davids Blick war starr auf Liam gerichtet und eiskalt. Ein Schauer kroch mir über den Rücken. Na die beiden sind wohl nicht die besten Freunde.

"Hör nicht auf ihn", riss mich Liam aus den Gedanken. "Wo kommst du denn her?", fragte er mich, während wir uns wieder auf den Weg machten.

"Das ist ein kleines Kaff ganz im Süden des Landes. Kennt kein Mensch, aber es war schön", sagte ich mir etwas Sehnsucht in der Stimme.

"Klingt, als hättest du Heimweh. aber glaub mir, die Stadt hier hat auch einiges zu bieten. Mich zum Beispiel. Ein Glück für dich, dass du mich getroffen hast, wenns dir mal schlecht geht, bringe ich dich gerne auf andere Gedanken", knurrte er leise, was vermutlich verführerisch klingen sollte, mich aber nur anwiderte. Dabei zog er mich noch weiter als seine Schulter, sodass sein penetrantes Parfüm in meine Nase stieg und ich nichts anderes mehr wahrnahm als diesen Geruch. Mir wurde fast schon ein bisschen schlecht.

Wie lange mussten wir noch laufen? Ich fühlte mich hier echt alles andere als wohl.

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⏰ Last updated: Nov 13, 2017 ⏰

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