Du bist es wirklich

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Dean saß in einem heruntergekommenen Motel und starrte auf sein Handy. Er wollte Sam eigentlich nur wissen lassen, dass er den Fall beendet hatte und am nächsten Morgen wieder da sein würde, doch als er den Chat öffnen wollte, hielt er inne. Unter das Chatfenster seines Bruders leuchtete ein nur Dean schmerzlich bekannter Name auf. Dean erstarrte, sein Kopf war wie leer gefegt, sein Körper war taub, ihm entwich ein wimmern. Der Schmerz des Verlustes drohte ihn zu überwältigen und doch schien er sich nicht von der Stelle bewegen zu können oder gar weinen zu können. Alles was er tun konnte war auf diese drei Buchstaben zu starren und mit seinem Daumen, fast schon liebevoll drüber zu fahren.

In der leere seines Kopfes bildeten sich erst verschwommene, dann immer klarer werdende Bilder.

Bilder von dem Abend an den sie aus den Stripclub rausgeworfen wurden, weil Cas einfach typisch Cas war. - Dean hatte an dem Abend mehr gelacht als in den ganzen Jahren zuvor.

Bilder von dem Tag, an dem Cas ihm verkündigte, dass er Jäger werden wolle.

Bilder von einem lächelnden Cas, schlafenden Cas, stolzen Cas, starken Cas,...

Bilder von Cas und Dean, die sich in den Armen halten, weil der andere von beiden dachte, dass der andere tot wäre.

Dean schloss seine Augen und atmete tief ein. Er musste sich beruhigen, ihm brachte es nichts, bewegungslos auf einem schäbigen Bett zu sitzen und sein Telefon anzustarren. 'Ich werde meine Augen öffnen, Sammy eine Nachricht schicken und dann den Whisky, der auf dem Tisch steht, leeren und dann schlafen gehen.'

Gerade als Dean seine Augen wieder öffnen wollte, hörte er eine bekannte Stimme. "Hallo, Dean." Die Stimme versetzte ihm einen Stich ins Herz, denn er wusste, dass es unmöglich Cas sein konnte. Cas ist nämlich... Er ist... ist...

"Dean, öffne deine Augen," bat die Stimme und Hände griffen nach seinen. Die Berührung ließ Dean hochfahren und er öffnete seine Augen. Er sah mit schmerzverzerrten Gesicht, auf die Person, die durch die plötzliche Bewegung nach hinten gefallen war. "Was bist du?" "Dean, ich bin es. Castiel." Die Person richtete sich langsam auf. "Bullshit! Du kannst nicht er sein und weißt du auch warum? Weil Cas... Cas, er ist... Du kannst nicht er sein. Unmöglich! Also was bist du?" "Dean, ich bin es wirklich." Der vermeintliche Castiel machte einen Schritt auf Dean zu, dieser wich jedoch zurück. "Ich frage dich ein letztes mal," fauchte Dean," Wer. Bist. Du?" "Ich sagte es dir bereits. Ich bin es, Cas." Blaue Augen sahen verzweifelt in schmerzverzerrte grüne. "Wenn du wirklich echt bist, wo warst du dann? Wie konntest du das überleben?" "Ich kann mich nur noch wage an die Ereignisse des Abends erinnern, aber als ich aufwachte, war ich an einem dunklen, leeren Ort. Ich hörte deine Stimme, die nach mir rief. Ich spürte deinen Schmerz, deine Wut, deine Verzweiflung. " Er ging auf Dean zu, dieser wich dieses mal nicht zurück, beobachtete jedoch jede seiner Bewegungen und war bereit anzugreifen. " Ich hörte deine Gebete, spürte deine Sehnsucht, die mit jeden Tag größer zu werden schien. Es zerriss mich dein Leiden zu spüren und nichts dagegen tun zu können." Cas stand mittlerweile direkt vor Dean. Er strich mit den Daumen eine Träne von Deans Wange und der jüngere hielt sie fest. " Ich bin es wirklich, Dean. Du kannst die wärme meiner Hand spüren, die Berührung auf deiner Haut. Ich bin echt. Dies ist kein Trick. Keine Halluzination. Kein fauler Zauber." "Du kannst nicht echt sein," flüsterte Dean und ein schluchzen entwich seiner Kehle, "ich sah wie Lucifer dich tötete, sah wie du zu Boden gingst." "Was kann ich tun um dich zu überzeugen?" Cas legte seinen Kopf schief, "Ich mache jeden Test, beantworte jede Frage, aber Dean bitte glaub mir, ich bin es wirklich." Dean schloss seine Augen und hielt weiter Cas'Hand an seine Wange. Er atmete tief ein, suchte nach den richtigen Worten. "Wenn du wirklich Cas bist und meine Gebete gehört hast... Dann weißt du auch was ich in meinen Gebeten gesagt habe...?" Dean öffnete seine Augen und sah direkt in Cas'blaue. Castiel dachte an die Worte zurück, die er in der Leere gehört hatte und nickte. "Dann beweis es. Beweis, dass du meine Gebete gehört hast und ich glaube dir." Dean ließ Cas'Hand los und sah ihn erwartungsvoll an.

Castiel wurde nervös. Was ist wenn er Deans Gebete falsch verstanden hatte? Was ist wenn er sie richtig verstanden hatte, Dean aber jetzt einen anderen Beweis von ihm verlangte? Was ist wenn Dean ihn dennoch nicht glaubt? Was ist wenn es genau das ist was er wollte? Was ist wenn...?

"Du willst also einen Beweis, dass ich deine Gebete gehört habe?", versicherte sich Castiel nach einer Weile und sah Dean verunsichert an. Dieser nickte ihm zur Bestätigung zu und wartete. Der Engel blickte auf Deans Hände und griff nach diesen. "Okay,..." flüsterte er sich zur Ermutigung zu und schaute in grüne Augen. Zärtlich strich er Deans Hinterkopf entlang, bis seine Hand seinen Nacken erreicht hatte. Bevor Dean reagieren konnte, zog er ihn schon näher zu sich und legte sanft seine Lippen auf die seine. Im ersten Moment war Dean noch geschockt doch er erwiderte schnell den Kuss. Er schlang seine Arme um Cas und zog diesen näher zu sich. "Du bist es wirklich," flüsterte er zwischen zwei Küssen und eine Träne lief seine Wange entlang. "Ich bin es wirklich," bestätigte Cas und küsste Deans Tränen von dessen Wangen.

"Aber, aber wie...?" "Du hast mich zurückgebracht." Der jüngere sah ihn verwirrt an. "Deine Sehnsucht," er küsste ihn erneut auf den Mund, "deine Gebete," er küsste die Sommersprossen auf Deans Wange, "deine Wut," er küsste sein Kinn, "dein Schmerz," er küsste seinen Hals entlang und Dean entwich ein Stöhnen,  "deine Liebe." Der Engel küsste sich seinen Weg zu Deans Lippen zurück und verweilte dort eine Weile.

"Du brachtest mich mit deinen Gefühlen aus die Leere und der Dunkelheit zurück ins Licht, zurück zu dir." Castiel küsste ihn erneut.


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