Prolog

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»Du willst wissen, was mit mir ist? Du willst wissen, wieso du mich nicht berühren darfst? Wieso ich nicht ins Schwimmbad gehe und nie mein Shirt ausziehe? Willst du es wirklich wissen?« Schrie ich auch Leibeskräften und sorgte somit, dass sie ein letztes Mal stehen blieb. Mit einem wutverzerrtem Gesicht drehte sie sich zu mir um. Ihre kleinen Hände waren zu Fäusten geballt, die liebend gerne mein Gesicht berühren wollten und ich wusste, das ihr Antlitz nur meins widerspiegelte. In mir kochte es vor Wut und Frustration. Ich war unsicher, ob ich wirklich das Richtige tat. Ob es wirklich das richtige war hier und jetzt alles Preis zugeben was mich vernichtete. Was mich Nachts nicht schlafen ließ und im Alleinsein zu Tränen trieb. Ich war unsicher, was so vieles betraf. Ich wusste nicht, ob die Wahrheit wirklich was ändern würde, wirklich etwas bezwecken würde. Ich malte mir nur in Gedanken aus, wie sie weitergehen würde. Fort von mir, nur noch enttäuschter.

Ihr Blick begegnete den meinen und ein Schauer jagte mir über den Rücken. Ich spürte die Blicke der anderen, die sich fragwürdig in meinen Rücken bohrten. Und ich spürte ihren, voller Enttäuschung und Schmerz, der mein Herz zertrümmerte.

Mit zitternden Händen griff ich nach dem Saum meines Shirt und zog es mir schnell – bevor ich es mir noch anders überlegen konnte – über den Kopf. Die kalte Luft ließ mich sofort erzittern.

»Ich habe Narben, Emma. Narben an meinem ganzen Körper. Viele sind von anderen. Von Unfällen, Prügeleien oder reine Dummheiten. Aber andere, sind von mir. Ich habe sie mir bewusst zugefügt. Ich wollte sie zu diesem Zeitpunkt, weil ich keinen anderen Weg sah. Ich -«

Zitternd blickte ich vom Schneebedeckten Boden auf, der meine dünnen Schuhe zu durchweichen drohte und zu ihr. Doch unbeeindruckt blickte sie mir weiterhin entgegen.

»Ich bin nicht stolz drauf. Ich mag sie selber nicht sehen oder gar berühren, weil sie mich in jedem Moment erinnern, wie beschissen doch alles ist und war. Wie sinnlos es eigentlich ist noch hier vor dir zu stehen und deswegen wollte ich auch das niemand anders sie sieht. Sie sind mein Wunderpunkt. Der Teil von mir, der mich jeden morgen verunsichern lässt, ob ich überhaupt noch leben will. Der jede meiner Entscheidungen beeinflusst. Aber das was du hier siehst Emma, ist immer noch nichts im Vergleich dazu, wie es in mir ausschaut. Und ... Wenn du jetzt gehst, dann ... -«

Schneeflocken, die auf meinem Körper landeten verwandelten sich sofort in feuchte Flüssigkeit die meinen Körper hinunterrannen, wie es Tränen aus meinen Augen taten. Ich blickte auf den schneebedeckten Boden, wo sie bis eben noch gestanden hatte.

»Dann was?« Schnitt ihre kalte Stimme neue Narben.

»- dann, weiß ich nicht wie viele Narben ich noch ertragen kann.«

Unsteady Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin