Kapitel 2

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Sie waren schon einige Stunden gelaufen, als der Wald sich lichtete. Die Wiese, die bis dahin blau war, wurde immer heller, bis sie schließlich den Farbton von einer normalen Wiese bekam. „Warum war die Wiese eigentlich blau?", fragte Lea Fezor. „Woher soll ich das wissen? In dem Wald ist sie eben blau, sonst ist sie grün. Aber wenn mich nicht alles täuscht", sagte er mit einem Blick auf den Ortungsstein, „ist unser nächstes Ziel in der Wüste" „In der Wüste? Woher willst du das denn wissen? Der Stein zeigt doch nur die Richtung an" „Da hast du recht, aber in dieser Richtung liegt nur die alte Wüste, in der vor langer Zeit einmal die Sukha, die goldenen Glücksdrachen, angebetet wurden. Aber einige Magier wollten mehr Macht und mithilfe der Sukha konnten sie diese bekommen. Also unterwarfen sie diese. Seitdem leben die Sukha sehr zurückgezogen. Diejenige, die ihren neuen Wohnstätten, den Bergen, zu nahe kommen, wurden nie wieder gesehen. Die Drachen sind zwar nicht gewalttätig, aber sie haben keinen Kontakt zu Menschen" „Ich vermeide den Kontakt zu Menschen auch meist. Ich bin viel zu schüchtern dafür, weshalb ich meistens alleine bin" Lea wusste nicht, warum, aber sie hatte das Gefühl, dass sie sich Fezor anvertrauen konnte. Das konnte daran liegen, dass er kein normaler Mensch war. Schweigend gingen sie weiter und das grüne Gras wurde immer spärlicher. Allerdings verschwand sie Sonne langsam hinter dem Horizont und Lea fragte sich, ob sie die ganze Nacht durchandern würden. Sie war so lange Wanderungen nicht gewöhnt und merkte, dass ihre Füße wehtaten und ihre Augenlider schwer wurden. Aber sie wollte Fezor nicht fragen, weil sie sich sonst wie Ballast vorkommen würde. Auf einmal blieb Fezor stehen. „Hier können wir über Nach bleiben", sagte er mit einem Lächeln zu Lea. Sie schaute ihn an, unsicher ob sie nach wilden Tieren oder sonstigen Gefahren fragen solle. Schließlich endschied sie sich dafür, ihm zu vertrauen und legte sich auf den Boden. Fezor griff in seinen Beutel und holte zwei Decken heraus. Dankbar schaute Lea ihn an und schloss die Augen. Sie war sofort eingeschlafen. Fezor lag noch einige Zeit wach, entfachte ein kleines Feuer, welches wilde Tiere abhalten sollte und schlief dann auch ein.

Am nächsten Morgen wurde Lea durch die aufgehende Sonne geweckt. Fezor war schon wach und holte Brot, Fleisch und Wasser aus seinem Beutel. Sie nahmen schweigend ihr Frühstück ein und machten sich auf den Weg. Gegen Mittag wurde die Hitze unerträglich und Fezor machte eine Drehung mit seiner Hand. Über ihnen erschien eine blaue Kuppel und e wurde angenehm kühl. Staunend blieb Lea stehen. „Ich wusste gar nicht, dass du...sowas auch kannst" Fezor drehte sich zu ihr: „Ich habe dir doch erzählt, dass die Gehilfen auch Magie nutzen können. Larc hat mir etwas mehr Magie zur Verfügung gestellt, damit es für uns einfacher wird. Dafür ist er beim Rat der Magier nicht sonderlich beliebt. Die meisten Magier sind sehr selbstsüchtig, wie du vielleicht an den Sukha gesehen hast. Sie verstehen nichts davon, zu teilen, und schon gar nicht ihre Magie" In der Ferne konnte Lea eine Pyramide erkennen. „Guck mal!", rief Lea. „Eine Pyramide" „Das ist der Tempel der Sukha", erklärte Fezor. Lea beschleunigte ihre Schritte. Die Pyramide wurde schnell größer und schließlich standen sie vor dem riesigen Gebilde. Lea sah keinen Eingang. „Wie sollen wir darein kommen?", fragte sie Fezor. Dieser machte eine weitere Handbewegung und ein Eingang wurde sichtbar. Er war sehr groß und doch fragte Lea sich, wieso Drachen, welche ja bekanntlich fliegen konnten, einen solchen Platz aus Anbetungsstelle ausgewählt hatten. Aber dann fiel ihr ein, dass die Magier diese Pyramide gebaut hatten, und diese dabei wohl nicht an die Bedürfnisse der zu Verehrenden gedacht hatten. Innerhalb der Pyramide war es dunkel, doch auch dieses Problem konnte Fezor mir einer Handbewegung lösen. Vor ihnen erschien ein weißes Licht, was in einigem Abstand vor ihnen herschwebte. Lea warf einen weiteren Blick auf ihren magischen Kompass und sie machten sich auf den Wegtiefer in die Pyramide. „Sind hier keine Fallen?", flüsterte Lea. „Warum sollten hier fallen versteckt sein?", erwiderte Fezor in normaler Lautstärke. „Das ist ein heiliger Ort, hier gibt es nichts, was gestohlen werden kann" Sie gingen weiter, und als sie die Mitte der Pyramide erreichten, befanden sie sich in einer hohen Halle. Sie wurde von tausenden von weißen Lichtern erleuchtet. Der Ortungsstein zeigte auf die Mitte, doch dort war nur ein leerer Altar. Ratlos schauten sie sich um. „Gibt es einen...Keller oder so etwas?", fragte Lea, immer noch flüsternd. Der Hippilaner an ihrer Seite schüttelte den Kopf und Lea schaute an die Decke. Sie sah etwas Goldenes und tippte Fezor an, ohne den Blick abzuwenden: „Da ist etwas großes, goldenes. An der Decke" Auch der Hippilaner schaute auf und zog scharf den Atem ein. „Das ist ein Drache", stieß er hervor. „Und jetzt?", fragte Lea, der Panik nahe. Sie war aber auch fasziniert, sie wollte schon immer einen Drachen sehen. Das goldene Etwas kam langsam nach unten und Lea bewunderte seinen Körperbau. Der Drache hatte einen muskulösen Körper, große Flügel und goldene Augen. Er ließ sich neben sie sinken und Lea sah Fezor, wie er auf die Knie fiel und sich in Demut vor ihm verbeugte. Sie machte Anstalten, es Fezor gleichzutun, doch der Drache begann, zu sprechen: „Seid gegrüßt. Mein Name ist Legrov und ich bin der Hüter dieses Tempels" In seiner Kralle sah Lea einen Stapel Papier, aber sie wollte dem wunderbaren Geschöpf vor ihr nichts wegnehmen, nicht einmal danach fragen. Der Drache sah Fezor an: „Du kannst dich erheben. Wir befinden uns nicht mehr in der alten Zeit. Wir werden nicht mehr verehrt, auch wenn es sich gut anfühlt", sagte er mit einem leisen Lachen. Seine Stimme hörte sich in Leas Ohren perlend an, es war das schönste, was sie je gehört hatte.


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⏰ Last updated: Oct 29, 2017 ⏰

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