Kapitel 2

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Es war schon weit nach der Abenddämmerung, als ein markerschütternder Schrei die Waldstille zerriss. Der Wald lag idyllisch da, die Blätterkronen der Bäume schienen im Dämmerlicht  zu brennen. Nicht weit davon entfernt, waren gerade drei Katzen dabei Kräuter zu sammeln und der jüngsten Katze, einem Schüler, unter ihnen die verschiedenen Arten, den Geruch und auch das Aussehen der Heilpflanzen  beizubringen, da er gerade erst mit seiner Ausbildung begonnen hatte. Als sie den Schrei hörten fuhren die beiden älteren Katzen hoch, sahen sich kurz an und nickten dann. Sofort waren sie auf Alarmbereitschaft und stellten sich auf das Schlimmste ein. "Symphoniepfote, du bleibst hinter uns.", miaute Sprenkeltupfen energisch und lief gemeinsam mit Leuchtflügel voraus.

Das Gute an ihrem Clanleben war, das sie neben ihrer Heilerausbildung auch lernten, wie sie sich bei Gefahr verteidigen sollten, oder auch anderen Katzen bei Not helfen konnten. Auch wenn Heiler im Allgemeinen selten angegriffen wurden, da sie für die Clans sehr wichtig waren, kann es doch einmal vorkommen und so wurden sie gleichzeitig im Kampf ausgebildet.

Sie liefen geduckt durch den Wald, lauschten dabei immer wieder und sahen sich mehrmals prüfend um. Es war wichtig, dass dieses Wesen welches die Unbekannte Katze höchstwahrscheinkich angriff, sie nicht bemerkte. "Was denkst du, war das eine Katze?", fragte Sprenkeltupfen leise in die erneute Stille hinein, von der man wegen der Dunkelheit nur ihre goldenen Augen sehen konnte, mit ihrem schwarz getupftem Fell ist sie für Feinde deswegen kaum zu sehen. Es war schwierig ihr in der Dunkelheit folgen zu können, wobei es da bei Symphoniepfote etwas schlimmer aussah, aufgrund seiner weißen Pfoten sah man ihn. Trotz seines dichten schwarzen Pelzes erkannte man ihn sehr gut da seine Pfoten bei Dunkelheit zu leuchten schienen und machten somit jeden versuch einer Deckung zunichte, weshalb beide Kätzinnen ihn gut im Auge behielten. Leuchtflügel schüttelte leicht den Kopf und murmelte, "Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, aber ich hoffe es nicht.", bei diesen Worten dachte sie schaudernd an ihr Leben als Einzelläuferin zurück, das ihr jetzt ziemlich langweilig und öde vorkam. Als Einzelläufer ist man auf sich allein gestellt und in den meisten Fällen stellen sich zudem auch noch andere Streuner gegen einen. Das Leben ist hart, wenn man niemanden hat. Nachdem sie beinahe von einem Hund zerfleischt worden wäre und einige Katzen des Himmelsclans sie fanden, ihr halfen und sie anschließend wieder gesund pflegten, beschloss sie sich ihnen anzuschließen, nur leider gab es nicht einmal eine Katzenpfote voll, mit Katzen die so viel Glück hatten wie sie und immer wieder starben Katzen weil sie alleine und im Stich gelassen wurden, weshalb sie sich letztendlich auch zu der Heilerausbildung entschlossen hatte. Nun rannte sie etwas voraus und rief den anderen über die Schulter zu. "Los beeilt euch etwas, vielleicht haben wir ja Glück und die Katze, wenn es eine war, ist noch am Leben.". Sprenkeltupfen und Symphoniepfote rannten ihr etwas verwirrt hinterher, blieben dann aber wie angewurzelt neben Leuchtflügel stehen als sie die Kätzin eingeholt hatten. Sie glaubten, sie könnten ihren Augen nicht trauen was sie da zu sehen bekamen. Symphoniepfote blieb das Maul offen stehen vor Erstaunen und miaute deshalb: "Seht ihr das selbe wie ich...?" Wobei er sich immer wieder mit den Pfoten über die Augen rieb, um auch wirklich sicher zu sein das er nicht träumte. Die anderen beiden nickten mehrmals. "So etwas habe ich ja noch nie gesehen!", miaute die ehemalige Einzelläuferin mit dem roten Pelz und einem weißem Ohr, vollkommen perplex über das was sich vor ihnen abspielte.

Eine junge Katze, nicht älter als es Symphoniepfote war, kämpfte alleine gegen einen ziemlich großen Hund und obwohl der Schrei den sie vorhin gehört hatten von ihr gekommen sein musste. Sie blutete überall. Sie keuchte ziemlich und sah sehr geschwächt aus. Trotz allen ließ sie keine Sekunde von dem Hund ab. Ihre Kampftechniken dabei, waren einfach so einzigartig und so neu, dass sie nicht anders konnten als zuzusehen. Erst als sich Symphoniepfote unruhig räusperte, da die Katze ziemlichen Eindruck auf ihn machte, kamen sie wieder zur Besinnung, rannten auf den Hund zu, gemeinsam schafften sie es ihn niederzuringen und zu töten. (Es weiß ja jeder wie sie das machen, dachte mir brauche ich nicht extra noch zu erklären, da das Kapitel eh schon zu viele außen Informationen enthält).

Symphoniepfote drehte sich zu der fremden Katze um und fragte „Geht es dir gut?" Die Kätzin würdigte ihn keines Blickes und funkelte die beiden älteren Kätzinnen wütend an. "Was sollte das denn bitte?! Ich hätte das auch ohne eure neunmalkluge Hilfe geschafft!" Kaum hatte sie zu Ende gesprochen brach sie auch schon erschöpft zusammen. Symphoniepfote war sofort an ihrer Seite, fasziniert über ihre Erscheinung hatte er sich, mit seinem kleinen Schülerherzen, sofort in sie verliebt. Ihm war es egal, ob er sie kannte oder nicht. Er war der Fremden sofort verfallen gewesen. "Ich bezweifle nicht das du es alleine geschafft hättest, die Frage ist nur wie hättest du dann ausgesehen?", murmelte Leuchtflügel leise vor sich hin, während sie auf die Suche nach Schachtelhalm und Spinnweben ging.

Sprenkeltupfen kauerte sich neben ihr nieder und fragte sie vorsichtig "Kannst du mir sagen, wer du bist und wieso du alleine gegen einen so großen Hund gekämpft hast?" Aus den tintenblauen Augen, mit den eisblauen Mustern, traf sie ein resignierter Blick, so, als ob sie bereit wäre aufzugeben nur um hier doch irgendwie lebend heraus zu kommen, als sie seufzend antwortete: "Mein Name ist Melodiepfote und ich komme aus dem Liebesclan, ich war zusammen mit meinem Mentor Wirbelsturm auf der Jagd, als uns dieser Hund aus dem Wasser heraus angriff. Wirbelsturm lief zurück zum Lager um Verstärkung zu holen und hatte mich auf einem Baum zurück gelassen, weil er meinte ich wäre zu langsam um dem Hund zu entkommen. Nur als er ohne Verstärkung wieder kam, wurde er sofort von dem Hund angegriffen und getötet, weshalb ich ihn rächen wollte. Ich danke euch für eure Hilfe, tut mir leid dass ich euch so angefaucht habe obwohl ihr mir nur helfen wolltet, aber ich hoffe ihr versteht warum ich dies alleine tun wollte." Nach dieser langen Erklärung schloss sie müde ihre Augen und ließ es über sich ergehen das fremde Katzen ihre wunden sauber leckten und sie behandelten.

Symphoniepfote fragte leise die zwei Heilerinnen, "Was machen wir jetzt mit ihr?" Insgeheim hatte er angst davor Melodiepfote nie wieder zu sehen, wenn sie die Schülerin einfach ihrem Schicksal überließen. "Wir nehmen sie mit ins Lager und behandeln sie dort bis sie wieder gesund ist.", antwortete Sprenkeltupfen und hob sie auf Leuchtflügel's Rücken. "Aber....aber sie ist doch unser Feind...", stotterte der Schüler verwirrt, aber gleichzeitig war er auch erleichtert sie nun etwas länger um sich zu haben, und so war sein Protest eigentlich nur halbherzig gemeint, um zu zeigen das er die Gesetze kannte, und es nicht willenlos geschehen ließ das eine fremde Katze mit in ihr Lager kommen sollte. "Na und? Katzen in Not dürfen wir helfen, behandeln und wenn nötig auch mit ins Lager nehmen, vor allem wenn es noch Schüler oder gar Junge und somit auf Hilfe angewiesen sind, so lautet das Gesetz.", erklärte Leuchtflügel und lief vorsichtig neben Sprenkeltupfen her, da sie die Schülerin von der Seite aus stützte damit sie nicht von ihrem Rücken fiel. Symphoniepfote lief in Gedanken hinter ihnen her, bis sie das Lager erreichten, dort angekommen liefen sie sofort in den Heilerbau, legten sie in Symphoniepfote's Nest, weil die anderen Nester zurzeit entweder belegt oder ungemacht waren, und legten sich dann ebenfalls schlafen. Mit Himmelsstern konnten sie auch später noch reden, da er mit Sicherheit in der Kinderstube bei seinen neugeborenen Jungen schlief. Symphoniepfote legte sich vorsichtig neben Melodiepfote, schwor sich in Gedanken von nun an auf seine plötzliche Liebe aufzupassen und schlief dann, begleitet vom Zirpen der Grillen, dem Wasserrauschen des Flusses, der nicht weit entfernt von ihrem Lager lag und den täglichen Geräuschen des Waldes ein.

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