Im Flur ziehe ich mir meine Schuhe an, höre, wie meine Eltern sich noch weiter unterhalten.

"Bis heute Abend. Ich liebe dich", sagt Dad.

Mom grunzt, das Blättern in der Zeitschrift ist wieder zu hören. "Du mich auch, Idiot."

Habe ich schon erwähnt, dass ich die beiden liebhabe? Auch, wenn Mom … eben so ist, wie sie ist? Wahrscheinlich genau deswegen. So wird es in unserem Leben wenigstens niemals langweilig.

Dad gibt mir ein Zeichen, ihm zu folgen, als er die Haustür aufreißt und dem Steinweg folgt, der von unserem Haus zur Straße führt. Ich verabschiede mich von meiner Mutter und laufe ihm dann hinterher. 

Den Rucksack verstaue ich auf dem Rücksitz, was er mit seiner Aktentasche tut, und dann lassen wir uns auf die vorderen Sitze nieder. Während ich mich anschnalle, geht mir ein wichtiger Gedanke durch den Kopf. "Sag mal, wird es nicht langsam Zeit, dass ich mein eigenes Auto bekomme?", frage ich ihn, als er sich ebenfalls den Gurt umschnallt.

Mit einem Lächeln um die Lippen startet er den Motor und manövriert uns aus der Parklücke. "Evan, du bräuchtest schon ein Jahr, um dich für ein Modell zu entscheiden."

"Das stimmt gar nicht!"

"Wenn es dir so wichtig ist, können wir mit deiner Mutter darüber reden. Bis dahin musst du dich aber wohl noch damit abfinden, von uns gefahren zu werden. Oder du nimmst den Bus."

Kopfschüttelnd drehe ich mich zum Fenster um und betrachte die Gegend, durch die wir fahren. "Chris fährt mich doch sonst auch hin und wieder."

Meine Familie wohnt hier, seit ich klein bin. Noch heute redet Mom darüber, was es doch für ein Fehler gewesen ist, hierher gezogen zu sein. Sie hasst das Leben einer typischen Familie. Und das beinhaltet ihrer Ansicht nach ein Einfamilienhaus mit schickem Garten, zwei Kindern und einem Hund.

Nur bin ich ein Einzelkind und wir haben auch kein Haustier.

Dad ist da schon anders. Er liebt dieses Leben. Die beiden sind so unterschiedlich, dass ich mich schon oft gefragt habe, wie sie es miteinander aushalten. Aber sie ergänzen sich auch.

Gleichermaßen ist es ausschlaggebend, in dem Haus wohnen zu bleiben, da wir mit unseren Nachbarn befreundet sind. Mein Kumpel Christoph ist der Sohn der besten Freunde meiner Eltern. So war es uns schon in die Wiege gelegt worden, dass unsere Leben miteinander verknüpft werden. Heute ist es so, dass wir nicht ohne einander können.

Was wir beide schon zusammen erlebt und durchgemacht haben, kann sich ein anderer nicht einmal vorstellen. Das hat unserer Freundschaft nochmal stärker zusammenwachsen lassen.

Wir halten an einer Ampel. Dad räuspert sich, lehnt sich dann zur Seite, um am Lautstärkeregler der Musikanlage zu drehen. "Und steht diese Woche irgendwas an? Habt ihr Teenies irgendwelche Pläne?"

Ich zucke mit den Achseln. "Nichts Großes. Ich wollte mit Matt und Piper ins Kino."

"Ihr solltet vielleicht mal etwas mit Chris machen."

"Das ist keine gute Idee."

Oft befinde ich mich in einer verzwickten Situation. Matt ist in der Schule nicht gerade beliebt. Er wird ständig angepöbelt, auch von Chris' Clique. Er selbst tut zwar nichts, aber auch das hat schon zu einigen Diskussionen zwischen uns geführt. Dass er seine verblödeten Freunde nicht zurückruft, wenn es nötig ist.

Mir ist bewusst, dass er nicht für die beiden verantwortlich ist. Aber genauso weiß er, wie viel mir die Freundschaft zu Matthew bedeutet, wenn er es auch nicht immer versteht, warum ich mich in der Schule eher wenig mit Chris abgebe.

Someone like You [boyxboy] | ✔Where stories live. Discover now