Someone like You [boyxboy] | ✔

Prolog

• E V A N •

Liebe ist ein Phänomen. Liebe ist schwer beschreibbar, sie findet jenseits des Begreifbaren statt. Sie ist überall und allumfassend. Sie kennt keine Grenzen. 

Liebe will verströmen, vereinen, verschmelzen und Grenzen öffnen. Liebe erwartet nicht, sie ist nicht eigennützig, sie beansprucht nichts, vergibt alles, wertet nicht, sie drängt sich nicht auf.

Liebe ist kraftvoll. Man sehnt sich nach ihr, danach, sie zu finden und zu erleben. Die Menschen sehnen sich nach Zuneigung.

Wissen sie eigentlich, worauf sie sich einlassen?

Ich habe nie ganz verstanden, was daran so toll sein soll. Es führt doch meist nur zu stressigen Situationen. Zumindest so, wie ich es bisher immer wieder beobachten konnte. 

Ob man nun in jemanden unglücklich verliebt ist, der die Gefühle nicht erwidert, oder aber man sich gegenseitig betrügt. Es ist nicht gerade unwahrscheinlich, dass es dazu kommen könnte.

Warum erspart man sich also nicht einfach dieses ganze Drama?

Wenn ich nur daran denke, wie sehr meine beste Freundin darunter leidet, in unseren Freund verknallt zu sein. Und Matt ahnt absolut nicht, was Piper jedes Mal aufs Neue mit sich ausmacht. 

Wie oft haben wir schon Gespräche darüber geführt, dass sie mit ihm darüber reden sollte. Aber wer möchte schon seine Freundschaft dafür aufs Spiel setzen?

Es wäre unangenehm, wenn sie dann immer wieder aufeinandertreffen würden. 

Und dann  gibt es noch meinen Freund Chris. Er bricht reihenweise die Herzen der Mädchen an unserer Schule. Dabei weiß jede von ihnen, worauf sie sich mit ihm einlassen. Er kann sich auf keine Beziehung einlassen. Wenn es ernst wird, bricht er in Panik aus und flüchtet. 

Ich kann es ihm nicht verübeln.

Vielleicht kommt es jetzt so rüber, als wäre ich absolut abgeneigt, wenn es darum geht, jemanden zu finden, mit dem ich mir mehr vorstellen könnte. So ist es nicht. Bisher habe ich niemanden gefunden, der mich umgehauen hat. Es soll womöglich auch noch nicht sein. 

Aber wie sagt man so schön? Man sollte nichts erwarten, sondern es einfach auf sich zukommen lassen.

Und es ist doch sowieso zum Scheitern verurteilt, wenn man gezielt darauf gerichtet ist, sich zu verlieben. 

So jemand bin ich einfach nicht. Stattdessen genieße ich die Zeit, die ich mit meinen Freunden verbringen kann. Freundschaft ist mindestens genauso wertvoll wie die Liebe, wenn nicht sogar noch mehr. Und ich verbringe sowieso viel lieber meine Zeit mit meiner Familie, die ich um nichts auf dieser Welt eintauschen würde.

Erschrocken schaue ich von meinen Hausaufgaben auf, als die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen wird. "Evan, möchtest du nicht vielleicht doch mit zum Frauenarzt?"

"Mom!"

Sie zieht sich ihre Jacke über. "Was denn? Dann weißt du zumindest schon mal, womit sich deine Freundin irgendwann mal herumschlagen muss. Da merkt man erstmal, dass Frauen gut zu behandeln sind."

Frustriert stütze ich meinen Kopf mit einer Hand ab.

Korrigiere, von ihr brauche ich schon mal ein paar Stunden am Tag eine Pause...