,,Klar. Alles was du willst. Ist in der Nähe nicht auch ein Zoo? Soweit ich weiß ist doch in der Nähe des Sees ein Zoo, oder irre ich mich vielleicht doch?", gab Val nachdenklich zurück. Seine Mum war vor einigen Jahren auf eine Geschäftsreise nach Houston gefahren und ihm einige Bilder vom Houston Zoo gezeigt.

,,Ja! Woher weißt du das?"

,,Meine Mum war mal auf einer Geschäftsreise hier und hat mir einige Bilder mitgebracht aus dem Zoo und mir auch einiges erzählt. Wäre es okay, wenn wir dort vielleicht auch noch hin gehen? Ich würde meiner Mum gerne ein kleines Geschenk mitbringen. Sie liebt Tiere über alles und ob du es glaubst oder nicht, hat sich sogar das eine oder andere Kuscheltier in ihr Zimmer geschlichen.", erzählte Val schmunzelnd. Seine Mum war wirklich etwas ganz besonderes. Sie war bei weitem nicht nur die strenge Mutter und Parfümmarken Besitzerin, sondern auch ein wenig kindisch.

,,Natürlich. Ich glaube zwar, dass sich bei diesem Regen nicht viele Tiere aus ihren Verstecken trauen werden, aber vielleicht haben wir ja Glück und sehen das eine oder andere. Ich muss meinem Dad noch Bescheid sagen, wo wir hin gehen und dann können wir los.", sagte der jüngere noch und zog sein Handy aus der Jackentasche.

Oft sprach Murtagh so schnell, dass Val einfach nicht verstehen konnte, was der kleinere Junge sagte. Es war ihm ein Rätsel, wie Alex alles entschlüsseln konnte, was sein Sohn sprach, wenn er das überhaupt tat.

,,Mein Dad sagt es ist okay, solange wir nicht länger als bis sieben weg sind. Also gehen wir.", bestimmte der sechzehnjährige und ließ sein Handy wieder in der Jackentasche verschwinden. Nachdem sie bezahlt hatten, Val hatte natürlich darauf bestanden auch das Getränk seines Freundes zu bezahlen, machten sie sich auf den Weg zum See.

Gedankenverloren starrte Murtagh auf das blaue Wasser des Sees. Die Regentropfen ließen das Spiegelbild des Jungen verschwimmen. Er stand nun auf dem Holzsteg, der in den See reichte und sah sich einfach das Wasser an. Valentin hielt den Regenschirm fest und stand neben dem jüngeren, damit dieser nicht nass wurde. Mit einem mal, sah er wieder diesen gebrechlichen Jungen, den er damals in der Schule kennengelernt hatte. In den blauen Augen des schwarzhaarigen spiegelte sich wieder Trauer und Enttäuschung wider. Und Schmerz. Unvorstellbarer Schmerz.

Vorsichtig legte Val einen Arm um die Taille des kleineren und zog diesen an sich.

,,Wenn du willst, können wir auch gleich zum Hotel gehen. Ich muss nicht in den Zoo. Hier gibt es sicher auch noch andere Läden, in denen ich meiner Mum etwas mitbringen kann. Du solltest dir etwas anderes anziehen. Du bist immer noch ganz nass und wirst mir krank.", murmelte der achtzehnjährige und sah auch auf das Wasser hinaus. Erst dachte er, sein kleiner Freund hätte ihn gar nicht gehört, da er weggetreten war, doch ein leichtes Nicken Murtagh Seits, bestätigte ihm seinen Vorschlag.

,,Können wir meinem alten Zuhause einen kleinen Besuch abstatten? Ich will es nur noch einmal sehen und wissen wer dort nun lebt. Danach können wir machen was du willst, immerhin sollst du ja auch etwas von den zwei Tagen haben. Ich will nicht, dass du nur nach meiner Pfeife tanzt. Ich will, dass du auch ein bisschen Spaß hast.", nuschelte Murtagh leise und beinahe unverständlich, während er sich mit seinem Handrücken die durch den Regen unerkennbaren die Tränen aus den Augen wischte.

,,Hey, bis jetzt hatte ich genauso viel Spaß wie du.", sagte Valentin und realisierte erst danach, was er da gesagt hatte.

,,Nein, ich meine, mir hat bis jetzt alles gefallen, was wir gemeinsam unternommen haben. Wirklich. Du musst dir um mich also keine Sorgen machen. Immerhin, sind wir deinetwegen hier. Also, in welcher Straße hast du gewohnt?"

Gesagt. Getan.

Etwa eine halbe Stunde später standen die beiden Jungen vor dem Haus des jüngeren. Es war wirklich groß und selbst von außen sah es sehr freundlich aus. Offenbar stand es immer noch leer.

,,Sie haben es verändert. Besser gesagt renoviert. Als ich noch mit meinem Dad hier gelebt habe, da waren einige Stellen an der Mauer ein wenig brüchig. Sie müssen es also renoviert haben, deshalb steht es wohl auch noch leer. Ich bin mir sicher, dass es bald verkauft wird. Das Haus ist schön geräumig und wirklich schön. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt.", erzählte Murtagh dem älteren verträumt und lächelte traurig.

In diesem Haus waren so viele Erinnerungen. Gute sowie auch schlechte. Für einen Moment schloss der kleinere der beiden Jungen seine Augen. Für einen quälend kurzen Moment, war alles vergessen. Er war zu Hause. Zumindest mehr oder weniger.

,,Gehen wir, bevor ich mich noch in den Briefkasten setze, damit ich hier bleiben kann. Willst du noch etwas sehen, bevor wir zurück zum Hotel gehen?", wollte der kleinere schwarzhaarige wissen und sah kurz auf.

,,Nein, eigentlich nicht. Ich muss nur meinem Mum etwas mitbringen, mehr nicht. Ich bin mir sicher, dass wir, während wir zurück gehen, an einigen Läden vorbei gehen werden. Also von dem her, glaube ich nicht, dass wir noch irgendwo hin müssen.", erklärte der ältere und lächelte. Er war um ehrlich zu sein, wirklich müde und wollte nur in das weiche Bett im Hotel, am besten, mit dem anderen Jungen neben ihm, eng aneinander gekuschelt. In der letzten Nacht hatte er nicht wirklich viel geschlafen. Zu sehr hatten ihn seine Gedanken beschäftigt. Er bezweifelte, dass Murtagh der Grund war, für den Streit zwischen seinen Eltern. Er glaubte eher, dass sich die beiden schon länger nicht gerade vertrugen und er es nur nicht wirklich mitbekommen hatte. Aber nicht nur das, plagte ihn wie die Pest, sondern auch die Angst um seinen jüngeren Freund. Was wenn dieser sich für alles die Schuld geben würde und Val gar nicht wirklich etwas dagegen machen konnte?

Der sechzehnjährige war sehr stur und auch sehr streng mit sich selbst. Wenn er also dachte, er war daran schuld, dann glaubte er das auch, und man konnte es ihm nur sehr schwer ausreden.

,,Was ist mit dir? Musst du noch irgendwo hin? Hast du keine Freunde die du besuchen möchtest? Ich meine, du hast hier gewohnt und musst doch sicher mindestens einen Freund haben, mit dem du hin und wieder etwas unternommen hast, oder nicht?", meinte Valentin und versuchte den kleineren ein wenig aufzuheitern. Leider schüttelte dieser gequält den Kopf und schluckte schwer, als würde er gegen den Impuls ankämpfen, auf der Stelle loszuweinen.

,,Nein, nicht wirklich. Ich war immer nur der Außenseiter, den niemand in seiner Nähe haben wollte.", war die bittere Antwort des jüngeren, welcher betrübt den Blick senkte.

,,Das macht nichts. Du hast jetzt mich und die anderen. Lass die Vergangenheit ruhen. Du hast inzwischen so viel geschafft, da macht es nichts ein Außenseiter gewesen zu sein. Also komm. Gehen wir zurück zum Hotel. Je schneller wir wieder dort sind, desto mehr Zeit haben wir beide für uns. Aber als erstes wirst du heiß duschen. Ich will keinen kranken Murtagh wieder mit nach Orlando nehmen müssen. Vor allem im Sommer nicht!", lächelte Valentin und küsste den kleineren kurz. Es war ihm egal, ob sie jemand sehen würde. Hier kannte ihn niemand und außerdem, liebte er diesem Jungen vor ihm, und das konnte auch jeder hier sehen, wenn er das wollte. Der achtzehnjährige schaffte es sogar, dem anderen ein leichtes Lächeln zu entlocken.

,,Du siehst viel besser aus, wenn du lächelst.", flüsterte Val leise und sah seinem Gegenüber einfach nur in die Augen.

Nach einer Stunde kamen die beiden Jungen endlich im Hotel an. Murtagh sagte noch kurz seinem Dad Bescheid, dass sie wieder da waren, während Val sich in ihr Zimmer zurück zog. Für seine Mum hatte er noch ein kleines Kuscheltier Kätzchen und einen Magneten, Lily sammelte diese auf dem Kühlschrank, gekauft.

Schließlich kam auch Murtagh in das Zimmer und zog sich die Jacke und seine Schuhe aus.

,,Ich gehe kurz duschen. Wenn du willst, können wir uns dann ja einen Film ansehen oder so.", rief der sechzehnjährige noch und verschwand dann mit ein paar Klamotten im Bad.

Val wusste eines, er war regelrecht vernarrt in diesen Jungen.

Fünf Minuten später lag Valentin in seiner Jogginghose und einem schwarzen T-Shirt auf dem Bett und wartete auf den anderen, welcher auch nicht lange auf sich warten ließ.

Im Pullover des Footballspielers und Unterhosen, und natürlich auch mit seiner Mütze auf dem Kopf, kam Murtagh aus dem Badezimmer und legte sich neben seinen älteren Freund in das Bett. Kopfschüttelnd und grinsend betrachtete Valentin den kleineren.

,,Du weißt nicht, was du mit mir machst, Murtagh.", murmelte der größere und schlang seine Arme um die Taille des kleineren, ehe er diesen innig und leidenschaftlich küsste. 

Love Till To Your BonesWhere stories live. Discover now