18. Rendez-vous mit dem guten Freund

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Ich würde ihm zeigen, dass er den Kuss ganz sicher nicht bereute!

„Ella?"

Ich blickte aus den Gedanken gerissen auf und sah in Mr Bennetts überraschtes Gesicht. Er trug einen blauen Anzug, die seine blauen Augen zur Geltung brachten, und hielt in der rechten Hand einen Blumenstrauß. Die blonden Haare hatte er sich nach hinten gekämmt. Er musste sich am Morgen frisch rasiert haben, denn an seinem Hals und der Wange hatte er kleine Schnittwunden. Ich setzte mir das beste Lächeln auf, das ich besaß. Auch wenn mir im Moment nicht zum Lachen zumute war, zwang ich mich gelassen dreinzublicken. Ich stand von dem Brunnenrand auf, auf dem ich eine viertel Stunde auf ihn gewartet hatte.

„Hallo. Ich habe schon auf dich gewartet."

„I-Ich habe nicht damit gerechnet, dass du wirklich kommen würdest.", gestand er und schien mit einem Mal ganz nervös.

Ich musste ehrlich zugeben; Ich war selbst überrascht, dass ich gekommen war. Ich hatte nie geplant wirklich zu dem Rendez-vous zu gehen. Wäre der Kuss nicht passiert, wär ich wahrscheinlich niemals gekommen. Aber nur, um Mr Kurt eins auszuwischen, habe ich mich umentschieden.

Dabei hatte der verehrte Hausherr nicht mal mitbekommen, dass ich überhaupt weg war. 

Es war viel einfacher als gedacht aus dem Haus zu kommen. Ich musste mich weder hinausschleichen, noch jemanden anlügen. Ich hatte Rosalie gebeten mir zu helfen. Genau: Rosalie!

Seitdem sie dachte, ich hätte Gefühle für einen anderen Mann, verhielt sie sich ganz anders mir gegenüber. Sie war zuvorkommender, freundlicher. Es war schon fast ein bisschen unheimlich. Natürlich kaufte ich ihr die nette Fassade nicht ab. Sobald sie hören würde, dass Mr Kurt und ich uns geküsst hatten, würde sie mir das Leben zur Hölle machen. Aber was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.

Wie dem auch sei; Sie hatte mir freundlicherweise geholfen aus dem Haus zu kommen. Sie hatte Mathilda erklärt, dass wir zu zweit einen Spaziergang machen wollten. Solange wir zusammen belieben, durften wir gehen, aber sollten uns nicht zu weit vom Anwesen entfernen.

Während ich mich nun mit Mr Bennett traf, saß Rosalie alleine auf einer Parkbank in der Nähe des Anwesens und wartete auf meine Rückkehr, damit wir gemeinsam zurück zum Haus gehen konnten. Um ehrlich zu sein, hatte ich sowas nicht von Rosalie erwartet. Sie half mir und wollte nichts im Gegenzug haben. 

Aber vermutlich bekam sie bereits, was sie wollte, wenn ich mich von Mr Kurt fern hielt.

Aber was war nun mit Mr Kurt, fragst du dich? Hatte es ihn interessiert, dass ich das Haus verlassen hatte, obwohl er wusste, dass heute das Rendez-vous mit Mr Bennett anstand? Natürlich nicht!

Der verehrte Herr war nicht einmal Zuhause aufzufinden gewesen, als ich gegangen war. Er war natürlich ein viel zu beschäftigter Mann, als sich Gedanken über mich und mein Rendez-vous zu machen. Aber wir würden ja noch sehen...

Ich lächelte Mr Bennet freundlich zu. „Wieso sollte ich denn nicht kommen?"

Er trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Nun ja... Ich dachte, Mr Kurt würde es niemals erlauben."

„Er weiß nicht, dass ich gekommen bin.", gestand ich.

Er machte große Augen und schien jeden Moment einen Anfall zu bekommen. „Was ist, wenn er es erfährt?"


Ich zuckte die Achseln. „Das geht ihn nichts an. Ich wollte kommen, als bin ich gekommen."

Er machte den Mund auf, aber kein Ton kam heraus. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Dann nickte er. Es breitete sich eine merkwürdige Stille aus, bis er auf die Blumen sah, als hätte er sie völlig vergessen. „Oh, die sind für dich." Er reichte sie mir und lächelte verlegen. Ich nahm sie dankend an und roch an ihnen. Es war ein Strauß aus duftenden, farbenfrohen Blumen.

Ella - Die Stille nach dem SturmWhere stories live. Discover now