Plötzlich kommt mir ein Gedanke. Das Tagebuch! Tarquins Tagebuch! Nur weil ich nichts damit anfangen konnte, heißt das nicht, dass die anderen nicht etwas Nützliches finden würden.
Sofort wirble ich herum und suche Fox. Schleunigst laufe ich auf ihn zu und erzähle ihm von dem alten Tagebuch. Widerwillig erlaubt er mir alleine nach dem Buch zu suchen, sieht aber doch ein, dass es unsere einzige Möglichkeit ist.

Mit neuer Hoffnung laufe ich nun vorsichtig durch das verlassene Schloss. Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus als ich an Morgans Zimmer vorbeilaufe. Die Verlockung ist groß mich jetzt schnell in ihr Zimmer zu schleichen, doch beim Gedanken an die anderen in der Bibliothek verwerfe ich die Idee sofort wieder. Ich kann die Mission nicht riskieren. Ich bin schließlich nicht zum Vergnügen da.

Achtsam lege ich mein Ohr gehen meine alte Tür und lausche. Hoffentlich ist mein Zimmer nicht wieder bewohnt. Falls jemand dort drinnen schläft, werde ich wohl ohne Tagebuch zurückkehren müssen.
Sachte öffne ich die Tür, welche mit einem leisen Knarren aufschwingt. Aufmerksam horche ich, doch erkenne immer noch keine Geräusche von drinnen. Ich strecke meinen Kopf vorsichtig durch den Spalt und zu meiner Freude ist das Zimmer verlassen. Ich schließe die Tür hinter mir und tapse mich in der Dunkelheit voran. Das schwache Mondlicht verschafft mir zum Glück gerade noch genug Licht um nicht zu stolpern.

Ich bewege mich in Richtung Bett, wo ich das Tagebuch versteckt habe. Ich taste das leere Bett ab und führe meine Hand unter die Matratze. Siehe da, das Tagebuch ist tatsächlich noch da. Ich stoße einen gehauchten Freudenjubel aus und drücke das Buch fest an mich.
Schnell eile ich zurück zur Tür und werfe dem pompösen Zimmer noch einen letzten Blick zu.
Irgendwie vermisse ich es ja schon. Es war schön zur Abwechslung mal ein großzügiges Zimmer zu haben. Und dieses Bett. Einfach nur himmlisch. Wer weiß, vielleicht werde ich irgendwann wieder hier schlafen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht verlasse ich mein heimeliges Zimmer.

Doch der Gang hinter der Tür ist nicht, wie erwartet, leer. Plötzlich steht jemand vor mir. Bei seinem Anblick rutscht mein Herz einen gefühlten Meter in die Tiefe und zieht sich schmerzhaft zusammen. Wie ich seine Gegenwart vermisst habe. Schon alleine in seine wunderschönen Augen zu sehen, löst in mir vollkommene Zufriedenheit aus. Rohan.

Misstrauisch beobachtet er die mittlerweile geschlossene Tür hinter mir. „Hallo?", fragt er zögerlich.
Anstatt so schnell wie möglich zu fliehen, stehe ich wie angewurzelt da. Ich mustere sein Gesicht sehnsüchtig. Seine Haare sind jetzt etwas länger und unordentlicher als in meiner Erinnerung und unter seinen Augen befinden sich dunkle Augenringe, als hätte er in den letzten Tagen kaum geschlafen. Am liebsten würde ich ihn jetzt in die Arme schließen und nie mehr loslassen.

Er atmet sanft aus und reibt erschöpft seine Augen. Verwirrt schüttelt er seinen Kopf. „Jetzt halluziniere ich auch schon", murmelt er durcheinander.

Er wendet sich zum Gehen und abermals zieht sich mein Herz krampfhaft zusammen. Ich kann ihn nicht gehen lassen. Über zwei Monate habe ich ihn nicht mehr gesehen und lasse ihn jetzt einfach so gehen?
Mein Kopf schreit mich an mich umzudrehen und zu gehen, doch mein Herz befiehlt mir das komplette Gegenteil. Angespannt kralle ich meine Hände in meine Haare. Meine Nägel hinterlassen bestimmt schon tiefe Spuren.

Seine Schritte entfernen sich immer weiter. Kurz bevor er aus meinem Sichtfeld verwindet, kribbeln meine Füße.
„Rohan?", krächze ich ängstlich.
Sofort bleibt er stehen und reißt seinen Kopf blitzartig hoch. Mit verspannten Körper dreht er sich zögerlich um. Seine Augen finden meine und er atmet erleichtert auf, als hätte ich ihn von seiner Last erlöst. „Bitte sag mir, dass du echt bist", flüstert er verzweifelt.
Unfähig etwas zu sagen, nicke ich lediglich.
Sobald er meine Kopfbewegung wahrnimmt, läuft er auf mich zu. Gierig schließt er mich in seine Arme und nimmt mir dabei meinen Atem. Überwältigt von der plötzlichen Nähe verharre ich erstmal.
Nach einigen Sekunden kann ich ihm nicht mehr widerstehen und erwidere seine Umarmung mindestens genauso fest.

Erst nach einer Ewigkeit bricht er die Still. „Was machst du hier?" Er löst sich von mir und sieht mir ungläubig in die Augen. Ich öffne meinen Mund um ihm zu antworten, doch schließe ihn sofort danach wieder.
Was soll ich ihm bloß erzählen?

Er mustert sorgfältig meinen Ausdruck und senkt seine Lippen behutsam auf meine Stirn. Er hinterlässt einen zärtlichen Kuss auf meinen Kopf und nimmt mich abermals in seine Arme.

Mit einem Flüstern unterbricht er erneut die angenehme Stille. „Ich dachte du wärest tot", murmelt er mitgenommen. Darauf drücke ich ihn noch fester.
„Du weißt du kannst es mir sagen, oder? Ich würde dich nie verletzten", sagt er schließlich.
„Ich weiß, aber- ich weiß nicht, wie ich dir das erzählen soll. Und es ist eine ziemlich lange Geschichte."
Er blickt sich schnell um und zieht mich entschlossen in das verlassene Zimmer, welches ich gerade erst verlassen habe. Rohan schließt die Tür vorsichtig hinter sich, führt mich zum Bett und lässt sich darauf nieder. Er blickt mich erwartend an und zieht mich zu sich aufs Bett.

Seufzend lasse ich mich neben ihn fallen, lehne mich gegen ihn und genieße den Körperkontakt.
„Versprich mir, dass du es keinem erzählst", fordere ich ihn auf.
„Ich verspreche es.
Ich atme noch einmal tief ein und erzähle ihm alles, was ich weiß. Angefangen mit meiner Flucht aus dem Schloss bis hin zu unserem Plan geheime Dokumente zu finden um seine Familie zu überführen.

Nach meiner langen Rede verharrt er zunächst, vermutlich mit all den Informationen überfordert. Plötzlich legt er eine Hand auf meine Schulter und die andere auf meine Wange. Er sieht mir ernst in die Augen und streichelt mir sanft über meine Wange.

„Ich werde dir helfe. Ich weiß, welches Zimmer du meinst." 

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Tut mir leid für das späte Update. Ich hatte heute praktische Führerscheinprüfung und war daher etwas beschäftigt. Besser spät als nie :)

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