Die kleine Frau, Nitida, löst sich von mir und entschuldigt sich. „Kein Problem", kichere ich und lächle ihr freundlich zu. Zärtlich legt der Mann seinen Arm um die kleine Frau und schenkt mir ebenfalls ein Lächeln.
„Meine Frau freut sich schon seit Wochen dich endlich zu treffen, das kannst du dir gar nicht vorstellen", erklärt er mir. „Ich bin Magnus, Nitidas Mann", stellt der Mann mit den Sonnengebleichten, hellbraunen Haaren sich vor. Anschließend zeigt er auf die schlanke Frau neben sich. „Das ist Lyra und das", er zeigt auf den anderen Mann neben Lyra, „ist Paavo unser schweigendes Genie." Paavo begrüßt mich knapp und widmet sich wieder dem kleinen Gerät in seiner Hand.

Nachdem weiter Höflichkeiten ausgetauscht wurden, kommen wir endlich wieder zur Sache.
„Fox und Yorick habe dir bereits unsere Theorie erklärt, richtig?", fragt Lyra. Etwas eingeschüchtert von der blonden Schönheit nicke ich lediglich.
„Sehr gut. Dann können wir gleich anfangen." Sie hebt sich von ihrem Stuhl und blickt erwartend die anderen an.
„Lyra, sie ist erst heute aus dem Gefängnis befreit worden, ich bezweifle, dass sie jetzt schon Trainieren will", meint Fox, wofür ich ihm dankbar bin. Trainieren wäre ziemlich das letzte worauf ich jetzt Lust hätte.
„Und wofür genau müsste ich trainieren?", frage ich verwirrt.
„Für unserer Mission natürlich", erwidert Lyra empört.
„Was für eine Mission?"
Sie zieht eine Augenbraue hoch und mustert Fox und Yorick genervt. „Ehm, ja. Dazu sind wir noch nicht gekommen", erklingt Yoricks Stimme entschuldigend. Sie murmelt irgendwas Unverständliches und verschränkt die Arme vor ihrer Brust.

„Welche Mission jetzt?", frage ich ungeduldig als keiner meine Frage beantworten will.
„Nun ja", ertönt Nitidas liebliche Stimme, „wir müssen das Volk überzeugen, dass du der rechtmäßige Herrscher bist. Was nicht allzu schwer sein sollte, da immer mehr einsehen, dass die Königin nichts für sie macht und sich nur um ihre eigenen Bedürfnisse kümmert. Seit die Königin gekrönt wurde, ging es nur mehr und mittlerweile geht es der Bevölkerung noch schlechter als zuvor.
„Um sie zu überzeugen, müssen wir jedoch deine Herkunft beweisen können. Außerdem müssen wir die Lügen der Adairs aufdecken und veröffentlichen."

Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt ein Königreich leiten will und sie planen schon meine Herrschaft schon, als wäre es selbstverständlich. Ich kann aber auch schlecht nein sagen und sie enttäuschen.
Natürlich will ich auch der Bevölkerung helfen, falls es ihnen wirklich so schlecht geht. Ob ich so einer Aufgabe aber gewachsen bin, bezweifle ich im Moment eher.

„Okay", sage ich zögerlich, „wie machen wir das?"
„Zunächst müssen wir dich trainieren. Du musst deine Ausdauer und Muskeln wieder aufbauen und stärken. Zusätzlich wird Fox deine Fähigkeit als Obscuri weiter ausbilden. Das Ziel wäre, dass du mindestens eine Person für mehrere Stunden mit dir unsichtbar machst."
Ich schlucke nervös. Mein Rekord ist gerade mal zwei Stunden am Stück unsichtbar zu sein. Wie soll ich bloß eine zweite Person auch noch unsichtbar machen?
„Keine Sorge", ermutigt mich Nitida mit einem herzerwärmenden Lächeln, „bis es soweit ist, hast du genug Zeit um zu trainieren."
„Zunächst müssen wir klären, wie wir vorgehen werden", meldet sich Magnus. „Sollen wir zuerst ihre Eltern suchen, oder die Dokumente?"

Mir bleibt die Luft weg. Meine Eltern? Meine leiblichen Eltern? Mir wird etwas mulmig zumute. Mein Leben lang habe ich den Gedanken an meine richtigen Eltern verdrängt, sie haben uns doch schließlich ausgesetzt und sich nie wieder gemeldet. Aber jetzt die Möglichkeit zu haben sie vielleicht wirklich zu treffen, überwältigt mich.

„Meine Eltern? Also meine richtigen Eltern?", frage ich nervös.
„Unter der Voraussetzung, dass sie noch leben", erwidert Lyra nüchtern. Abermals stockt mein Atem. Daran habe ich nicht gedacht. Sie sind vielleicht tot. Der kleine Hoffnungsschimmer meine Eltern kennenlernen zu können löst sich in Luft auf und wird mit Trauer ersetzt.
Natürlich hätte ich gerne meine Eltern gekannt, aber jetzt wo mir klar wird, dass ich vielleicht nie dazu komme, überwältigen mich meine Gefühle. Auf einmal schießen mir die Tränen in die Augen.
Mit einem Husten versuche ich davon abzulenken und die Tränen zu verdecken, doch erkenne einige bemitleidende Blicke. Zum Gluck sprechen sie mich aber nicht darauf an.

Um sie von meinen Eltern abzulenken, stelle ich schnell eine andere Frage. „Wie würden wir denn Beweise von den Lügen der Adairs finden?"
Ein freches Grinsen breitet sich auf Lyras Gesicht aus. „Wir brechen ins Schloss ein", erklärt sie mit Vorfreude.
Schieße. Mein Mund öffnet sich unwillkürlich vor Schock. „Ich kann doch nicht wieder ins Schloss. Sobald die Königin mich sieht, bin ich tot."
„Daher musst du auch deine Obscurifähigkeiten trainieren. Du wirst nämlich mindestens einen von uns mitnehmen müssen."
Sprachlos lasse ich deren Plan einsickern. Ich will nicht wieder in die Nähe der Königin, aber mir bleibt wohl keine Wahl.

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Für alle meine Leser, für die die Schule schon begonnen hat:
Hoffentlich hat euch eure erste Schulwoche dieses Jahr gefallen und ich wünsche euch viel Spaß und Erfolg im restlichen Schuljahr! :)

The Queen of SecretsWhere stories live. Discover now