Aufgebracht presste ich meine Kiefer aufeinander.
Was soll das jetzt schon wieder?

Da Len es ganz offensichtlich nicht für nötig hielt, in den nächsten fünf Sekunden noch hier aufzuschlagen, beschloss ich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Abschätzend legte ich den Kopf schief. Ich konnte mit einem Blick sagen, dass ich die Situation nicht geregelt bekommen würde, wenn ich als Mensch hier herum stand und versuchte, dem Krokodil meinen Willen aufzuzwingen.

Also entschloss ich, es auf eine andere Art und Weise zu regeln und schob kurzerhand einen im Weg stehenden Sessel beiseite.

Ich brauchte mehr Platz.

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

Lautlos berührten meine Tatzen den Boden, als ich in geduckter Haltung Richtung Krokodil schlich. Noch befand ich mich im Eingangsbereich des Wohnzimmers, weswegen die drei mich nicht bemerkten. Die sehnigen Muskeln unter meinem sandfarbenen Fell waren angespannt und meine Ohren leicht angelegt, während ich mich weiter voran wagte. Mein Schwanz peitschte wütend hin- und her, aber ich zwang mich zur Ruhe und drückte mich entlang der Couch zum Ort des Geschehens.

Nun konnte ich die gesamte Situation deutlich überblicken.

Ein leises, drohendes Grollen drang aus meiner Kehle, als ich sah, wie Cody mit seinem Maul weiterhin nach seinen besten Freunden schnappte. Das Geräusch ließ das Krokodil kurz innehalten, was David und Seth ausnutzten, um zur Seite -aus der Schussbahn- zu springen.

Cody fixierte mich feindselig, als ich zielstrebig auf ihn zuschritt. Er schnappte ein paar Mal warnend in meine Richtung, doch ich ließ mich nicht beirren. Entschlossen fing ich seinen Blick auf und hielt ihn eisern fest, während ich die Zähne bleckte.

Unsicherheit blitzte in den gelben Augen auf und so hob ich majestätisch den Kopf. Der lange Schwanz des Tieres vor mir schlug nervös von einer Seite auf die andere und haute dabei beinahe eine Tasse von der Kommode in der Nähe.

Knapp zwei Meter vor der geschuppten Kreatur kam ich zum Stehen. Überlegen baute ich mich vor dem Reptil auf, verankerte meine Tatzen fest in unserem weißen Teppich und krümmte leicht drohend den Rücken. Mein Fell sträubte sich.

Die scharfen Zähne kamen wieder näher, doch ignorierte sie standhaft und suchte noch einmal den Blick der gelben Augen.

Jetzt oder nie.

Ich spannte meine Muskeln an, kniff gefährlich die Augen zusammen und ließ dem gewaltigen Brüllen in meiner Kehle freien Lauf, während ich meine Aussage noch mit einem weit ausholenden Tatzenhieb Richtung Krokodil unterstrich.

Das ganze Haus schien von meiner gebieterischen Stimme zu vibrieren.
Ich hatte das Gefühl, dass die Wellen meiner Macht, die aus mir hervorbrachen, die umstehende Luft zum Pulsieren brachte.

Ein Geräusch wie zerspringendes Glas drang an mein Ohr.

Ich hoffte nur, dass es nichts ernstes war.

Das Krokodil zu meinen Füßen bewegte sich nicht, als ich wachsam meine Tatze senkte und meine Zähne wieder hinter den Lefzen verbarg.

"Sarina!" Mein Name ließ mein rechtes Ohr zucken, jedoch ließ ich das Tier vor mir nicht aus den Augen. Len stürmte hinter mir ins Wohnzimmer.

Tja, ein bisschen spät, der Herr.

Unter sorgsamer Beobachtung meinerseits, begann die Luft im Umkreis des Reptils zu flimmern und kurz darauf kniete Cody mit gesenktem Kopf vor mir.
"Tut mir leid." bekam er mit brüchiger Stimme hervor. "Ich hatte mein Temperament nicht im Griff."

Mein neues IchWhere stories live. Discover now