"Schule kann mich mal"

13 2 0
                                    

  "Papa? Der Stalljunge, den du eingestellt hast. Bleibt der, auch wenn ich jetzt wieder mitarbeite?" Am Abendbrottisch sprach Nele ihren Vater darauf an, was sie sich fragte, seit sie Patrick verabschiedet hatte, nachdem sie eine Weile miteinander geredet hatten.
Ihr Vater sah sie überrascht an, als hätte er so eine Frage nicht erwartet. "Natürlich. Ich habe nicht vor ihm zu kündigen. Er hat mir wirklich sehr geholfen in der letzten Zeit und ein weiteres paar helfender Hände kann nie schaden." Nele nickte und freute sich innerlich.
Sie hatte Patrick gerade erst kennen gelernt, dch er war ihr von Anfang an sympatisch gewesen.. Sie hätte es schade gefunden, wenn er wieder gehen müsste, nur weil sie sich wieder für das Reiten entschieden hatte. "Du hast ihn also schon kennen gelernt?" Zeriss Neles Vater ihre Gedanken. Das Mädchen nickte. "Er hat mir glaube ich beim Reiten zugesehen." Sie überlegte.
Gesehen hatte sie ihn erst nachdem er sie aus ihren Gedanken aufgeschreckt hatte, aber vielleicht war er auch eher da gewesen. Sie konnte sich jedoch nicht erinnern schon vorher eine Person gesehen zu haben.
Vielleicht war sie auch einfach zu abgelenkt durch ihre eigenen Gedanken und ihre Phantasie gewesen. "Aber ich bin mir nicht sicher." Fügte sie deshalb noch sicherheitshalber hinzu.
Ihr Vater lächelte und nickte, während Nele sich ihrem befüllten Löffel in den Mund schob und Gedankenverloren kaute. "Wieso war er eigentlich weg?" Sie erinnerte sich, dass er nach zwei Wochen wieder gekommen sei. "Urlaub. Er hat so lang fast jeden Tag gearbeitet und da du wieder Anstalten gemacht hattest mitzuhelfen habe ich entschieden ihm zwei Wochen frei zu geben. Er hatte es verdient."
Nele nickte. Sie wusste, wie anstrengend der Alltag auf einem Gestüt sein konnte und Patrick musste ja noch herfahren. Oder nicht? "Wo wohnt Patrick eigentlich?" Neles Vater schluckte seinen Bisschen runter. "Zwei Straßen weiter." Antwortete er dann und Nele war erst einmal zufrieden.
Sie würde sich morgen mach der Schule vielleicht noch einmal mit ihm unterhalten. Viel hatte sie nicht über ihn herausgefunden. Sie war es gewesen, die ihm alles erzählt hatte. Er hatte ihr nur stumm zugehört, ab und zu genickt oder eine Frage gestellt und sie dann liebevoll in den Arm genommen, als sie wieder wegen Nutmeg zu weinen angefangen hatte. Es hatte ihr gut getan mit jemandem, der von allem eine entferntere Sichtweise hat darüber zu reden. Schließlich kannte Patrick Nutmeg nicht und wusste nicht, was sie miteinander erlebt hatten und wie das Band zwischen ihnen gewesen war. Er hatte sie dann getröstet und gesagt, dass Nutmeg bestimmt stolz auf sie sei und nicht wollen würde, dass sie weinte.
"Alles in Ordnung Schatz?" Die Stimme ihrer Mutter riss Nele aus ihren Gedanken an den Nachmittag und holte sie wieder in den gegenwärtigen Abend zurück. "Äh ja. Ich hab nur nachgedacht." Nele verbot sich jegliche Träumereien und aß schnell ihr Abendessen. Nachdem sie ihren Teller weg geräumt hatte, ging sie aus dem Haus. "Ich schau nochmal nach den Pferden!" Rief sie ihren Eltern zu und lief zum Stall der Hengste und Wallache um Diablo die Decke vom Rücken zu nehmen und die Paddocktür zu schließen. Sein Futternapf war leer und sah aus, als wäre er noch nie in Benutzung gewesen, wenn man von den Sabberspuren absah.
"Schlaf gut großer. Ruh dich aus. Im nächsten Monat müssen wir viel trainieren, damit wir in Augsburg eine Chance haben. Aber selbst wenn wir verlieren bin ich stolz auf dich." Sie strich dem Hengst über die Stirn und sah in seine dunklen, warmen, braunen Augen.


 Nele kickte einen Stein vom Weg, der zu ihrem Haus führte und stöhnte. "Ach komm. Das kann doch jedem passieren." Sie drehte sich um und funkelte Felix wütend an. "Achja? Ist dir das schon mal passiert? Glaub ich auch nicht." Nele schloss die Haustür auf und pfefferte ihre Schulranzen in den Flur.
"Schule kann mich mal." Fauchte sie mit angepisster Stimme und sah Felix mit zusammengekniffenen Augen an. "Das brauch ich doch eh nicht, was man da lernt." Felix stellte seinen Rucksack neben ihren, schloss die Tür und trat einen Schritt zu Nele. "Jetzt hör mal zu." Er legte ihr die Hand auf die Schulter und sah ihr in die Augen. "Wegen einer schlechten Note wirst du nicht gleich sterben. Du bist doch sonst gut Englisch. Das kannst du ausgleichen. Beim nächsten Mal halt zuhören."
Nele rollte die Augen und drehte sich von Felix weg, während sie dabei seine Hand abschüttelte. Zuhören! Bei einer solchen Lehrerin wollte sie nicht zuhören. Außerdem waren ihre Nachrichten ihr in dem Moment wichtiger gewesen. Aber ihre Lehrerin musste ausgerechnet sie für die Aufgabe dran nehmen und da Nele nicht zugehört hatte, hatte sie keine Ahnung gehabt, was die Antwort gewesen wäre. Zu allem Überfluss hatte ihre Englischlehrerin auch noch ihr Handy entdeckt und schneller, als sie gucken konnte war ihr Handy weg und die 6 im Notenbuch. Nele drehte sich wieder zu Felix und merkte deshalb nicht, wie ihre Mutter eben aus dem Wohnzimmer trat.
"Wie soll ich das denn meinen Eltern erklären. Hey ich hab ne 6, weil ich nicht aufgepasst und lieber am Handy gehangen habe?" Nele runzelte die Stirn, als Felix Wangen anfingen rot zu werden und er peinlich berührt auf seine Füße blickte. "Du hast was?" Nele wirbelte herum und sah ihrer Mutter in die Augen. Die Enttäuschung darüber war ihr ganz klar anzusehen. "Es... ich... tut mir leid." Beschämt sah sie ebenfalls auf ihre Füße. "Wird nicht mehr vorkommen."
Sie hoffte auf Gnade ihrer Eltern, da sie eigentlich immer gut in der Schule war. Nur in den letzten Tagen war ihre Laune nach der Schule im Keller gewesen und sie hatte kein Bock mehr gehabt. Doch ihre Mutter sah nicht so aus, als würde sie Gande waten lassen wollen, als Nele einen Blick zu ihr riskierte. "Du gehst jetzt sofort hoch in dein Zimmer und machst Hausaufgaben. Ehe nicht alles fertig ist wirst du dieses Haus nicht verlassen."
Nele sah geschockt auf und ihrer Mutter in die Augen. "Aber ich muss für das Turnier trainieren! Es ist nur noch ein Monat Zeit!" Ihre Mutter verschränkte die Arme. "Erst die Arbeit. Dann das Vergnügen. Du weißt genau, dass du gute Noten brauchst um später eine gute Arbeit bekommen zu können. Ich werde auch mit deinem Vater reden." Mit diesen Worten wand sie sich von ihrer Tochter ab, welche sich wütend zu Felix drehte. "Dankeschön!"

Sie schnappte sich ihren Rucksack und lief die Treppe hoch in ihr Zimmer. Felix ging ihr seufzend hinterher. "Man Nele. Du hättest es ihnen eh sagen müssen. Denkst du das fällt nicht auf, wenn du nur einsen und zweien hast und nen Schnitt von drei?" Nele lies sich seufzend auf ihr Sofa fallen und streckte die Beine aus. "Du hast ja Recht. Aber das ist echt ungerecht. Ich muss mich dich auf das Turnier vorbereiten. Da kann ich gerade keine Rücksicht auf Schule nehmen." Felix lies sich neben sie fallen und legte den Kopf nach hinten. "Du hast noch genug Zeit. Ihr zwei seid das perfekte Team. Ich habe das keine Bedenken. Und je eher wir mit den Hausaufgaben fertig sind, desto eher kannst du trainieren." Nele drehte ihren Kopf zu Felix und nahm ihn dann in den Arm. Sie war glücklich einen so tollen besten Freund zu haben, wie Felix und für nichts auf der Welt würde sie ihn eintauschen wollen. Ihr Freund erwiderte die Umarmung, stieß sie aber wenige Sekunden später wieder weg. "Los komm. Dann kannst du vielleicht noch trainieren."  

Jump for MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt