Was sich liebt, das neckt sich

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,,Ist das immer noch nicht fertig?“, herrschte Harry Draco an. 
Der Blondschopf saß an seinem Schreibtisch und tippte an einem Schreiben, als sein Chef um die Ecke kam.
Seit zwei Monaten arbeite Draco nun schon in der Anwaltskanzlei Potter und hasste jeden Tag an dem er die Anwesenheit seines früheren Klassenkammeraden und heutigen Chefs ertragen musste. Gut sie hatten sich in der Schule nie gut verstanden, Draco hänselte Harry wo er nur konnte, doch das Harry sich jetzt, wo sie erwachsen waren derart nachtragend verhalten würde, damit hatte er nicht gerechnet.
,,Dein Geld bringt dich nicht immer weiter. Arbeite schneller oder du fliegst raus!“, fuhr Harry Draco weiter an, wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte davon. 
Zu gern hätte Draco hingeschmissen, wäre zurück nach Hause gegangen und sich dort etwas gesucht, doch wollte er sich nicht die Blöße geben. Sein Vater hielt ihn ohnehin schon für einen Versager, da er seine Abschlussprüfung erst beim zweiten Mal geschafft hatte und es in England keinen Monat in der selben Agentur ausgehalten hatte. Nun war er nach Kalifornien gezogen, hatte auf einen neuen Anfang gehofft. Schnell hatte er die Stelle hier bekommen, doch wahrscheinlich nur, damit Potter ihn hänseln konnte so viel er wollte und Draco waren die Hände gebunden. 
Tief atmete Draco durch, schluckte seine Wut hinunter und machte sich wieder an die Arbeit. 

                              ***

,,Du wirkst unglücklich. Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Narzissa.
Es war das erste Mal, das sie miteinander telefonierten, seit Draco umgezogen war. 
Der Blonde lag auf seinem Sofa, starrte die Decke an und wünschte sich gare nichts sehnlicher als einfach das Telefonat beenden zu können. Er liebte seine Eltern, doch konnte er noch nie mit ihnen wirklich reden. Sie forderten viel von ihm, wollten Perfektion und investierten Unmengen in ihn, doch ihren  Forderungen konnte Draco nie gerecht werden. Er setzte sich unter Druck, gab sich alle Mühe, doch alles was er in die Hand nahm, misslang ihm. Früher in der Schule baute er Druck ab, indem er andere schikanierte, mit Vorliebe Potter, doch heute, wo er selbst Opfer von Hänselleien wurde, fraß er alles in sich hinein, ohne ein Ventil zu haben.
,,Alles gut. Ich muss dann auch auflegen, du weist schon, viel zu tun. Tschüss.“
,,Pass auf dich auf.“, antwortete seine Mutter noch schnell, ehe er auflegen konnte.
Es tat Draco irgendwo schon leid sie so schnell abzuwürgen, wo sie doch so lange nicht miteinander gesprochen haben, doch wusste er genau worauf ihr Gespräch zugesteuert hätte. Seine Arbeit, seine Zukunftspläne und seine Suche nach einer geeigneten Partnerin. Sein Vater drängte, er wollte einen Erben, einen Jungen, der in seinen Augen nicht so ein Versager wäre wie Draco, doch konnte er diesen Erbe seinem Vater nicht schenken. Er hatte noch keine Frau gefunden, hatte auch kein Interesse daran eine zu finden. Er war schwul, wusste das schon seit Jahren, doch hatte er zu große Angst es seinen Eltern zu sagen, generell zu große Angst sich einen Mann zu Partner zu nehmen oder überhaupt Ausschau nach einem zu halten, fürchtete er doch, dass es seine Eltern rausfinden würden und ihn dafür ächten würden. 

                              ***

Drei weitere Monate sind vergangen. Noch immer arbeitet Draco bei Potter, lies sich dessen Gemeinheiten gefallen. Seine Eltern hatten öfter versucht mit ihm zu sprechen, doch blockte er sie komplett ab. Sie sollen nicht erfahren, dass er zu unfähig war sich zu behaupten, wie sehr er unter seinem Chef litt. 
Es war Samstag. Ein schöner Tag, die Sonne strahlte mit all ihrer Kraft vom wolkenlosen Himmel herab und der Wind wehte sacht und brachte vom Meer einen angenehm salzigen Geruch bis in die Stadt. Draco lebte im alten Ortskern in einer kleinen Dachwohnung. Er hätte sich mehr leisten können, vor allem wenn er seinen Vater um Unterstützung gebeten hätte, doch wollte er genau das nicht, zudem fand er, hatte seine Wohnung Scharm. Zum Meer hatte er einen Fußweg von knapp einer Stunde, den er heute in Kauf nahm. In sommerlich, luftiger Kleidung und einem Rucksack mit allem, was er gebrauchen könnte machte sich Draco auf. Denn Weg kannte er nur zu gut. Seit er hier lebte, ging er beinahe jedes Wochenende einen Tag zum Meer. Es entspannte ihn, half ihn seine Sorgen zu vergessen, wenn auch nur für wenige Stunden. 
Damals, zur Schulzeit, hatte Draco Crabbe und Goyle, beide äußerst begriffsstutzig, doch konnte Draco mit ihnen seine Sorgen teilen, ohne fürchten zu müssen verurteilt zu werden. Nun das meiste verstanden die beiden eh nicht. Beide hatte sich kurz nach der Schule beim Militär gemeldet, Crabbe starb nach nur einem Jahr bei einem Einsatz und von Goyle hatte er seitdem nichts mehr gehört. Andere Freunde hatte Draco nicht, doch war es nie ein wirkliches Problem gewesen, er war gern allein, nur hin und wieder vermisste er schon jemanden, mit dem er reden konnten. 
Der Weg flog nur so dahin, kaum glaubte er losgegangen zu sein, da stand er auch schon mitten auf der Strandpromenade. Nun langsamer folgte er dem Strom der Menschen. Erblickte Familien, wie sie gemeinsam Spaß hatten, Pärchen die unbekümmert ihre gemeinsame Zeit genossen und Kinder, wie sie kreischend spielten. Alles was er sah, verstimmten ihn, erinnerten sie ihn doch zu sehr an sein eigenes Leid. 
In seinen Gedanken versunken, bemerkte er ihn erst, als es zu spät war. Sein Chef! Potter stand nur wenigen Schritte vor ihm mit seinem besten Freund. Ron war oft in der Kanzlei, holte Harry zum Mittagessen ab oder brachte irgendein Fertigessen mit, auch kam er Abends noch vorbei, holte Harry zum Feierabend ab. Immer wenn Draco mitbekam, wie glücklich Harry jetzt war, raste er vor Eifersucht. Er wollte das auch! Wollte endlich glücklich sein, Freunde haben, eine Familie gründen, die Leute die ihm wichtig waren Stolz machen. 
Draco schaute sich um, hoffte sich irgendwo verstecken zu können, bevor Harry ihn sah, doch es war zu spät. Harry wand seinen Blick nur kurz ab von seinem Freund, doch dieser kurze Moment reichte, dass er Draco bemerkte. 
,,Guten Tag Mister Malfoy.“, grüßte Harry mit einem leicht spöttischen Unterton.
Draco wäre lieber durch sieben Höllen gelaufen, als jetzt hier vor seinem Chef zu stehen. Und dann auch noch in dieser Kleidung! Er trug ein rosafarbenes T-Shirt und eine weiße knielange Hose, dazu schwarze Turnschuhe. Es stand Draco gut, doch fühlte er sich in solch legerer Kleidung noch angreifbarer und dass, in Gegenwart seines Erzfeindes wollte er auf keinen Fall.
,,Guten Tag Mister Potter.“, antwortete Draco steif.
Zu gern hätte Draco jetzt die Beine in die Hand genommen und wäre abgehauen, doch konnte er sich solch ein unhöfliches Verhalten gegenüber seines Chefs auf keinen Fall leisten. Starr stand Draco da, konnte förmlich spüren, wie er angestarrt wurde. Nun wer könnte es ihnen verdenken? Nicht oft trug Draco solche Kleidung, selbst in der Schule hatte man ihn nur mit Hemd und langen Hosen gesehen.
,,Wir hatten eben vor was essen zu gehen. Wollen Sie mit Mister Malfoy?“, fragte Ron und erntete einen finster Blick von Harry. 
Wenn Blicke töten könnten, wäre der Rothaarige noch in dieser Sekunde Tot umgefallen. 
Draco brauchte eine Sekunden bis er verstanden hatte, was Ron von ihm wollte. Er wurde eingeladen mit ihnen zu essen. Mit ihm und seinem Chef! Bestimmten hatten sie etwas geplant. So musste es sein. Sie wollten Draco in der Öffentlichkeit demütigen, offenbar reicht es nicht, dass man ihm die Arbeit zur Hölle machte.
,,Vielen dank für das Angebot, doch ich muss leider ablehnen. Zuhause wartet noch viel Arbeit auf mich.“
,,Die Arbeit kann warten. Kommen Sie mit, ich lade Sie auch ein.“, wiedersprach Ron direkt und setzte ein breites Grinsen auf, als Harry in möglichst unauffällig boxte. 
Draco konnte gar nicht antworten, Ron hatte sich schon in Bewegung gesetzt und zog Draco sowie Harry wie Kinder hinter sich her. 

                              ***

Nie war Draco ein Essen unangenehmer. 
Ron hatte sie zu einem kleinen Italiener an der Strandpromende geführt, wo sie sich einen Tisch in einer Ecke aussuchten und seitdem schweigend dort saßen. Hin und wieder versuchte Ron ein Gespräch aufzunehmen, doch erfolglos. Weder Harry noch Draco waren erpischt darauf eine Unterhaltung zu führen. Überhaupt war Dracos Chef heute sehr schweigsam. Für gewöhnlich hätte er bereits irgendeine Kleinigkeit gefunden, die er Draco hätte vorwerfen können, doch jetzt saß er nur da, kaute an seiner Pizza und schaute sich im Restaurant um. Es kam Draco so vor, als versuchte er absichtlich keinen Blickkontakt zu Draco oder Ron aufzubauen. 
,,Sag mal leben Sie allein oder haben Sie Ihre Freundin bei sich?“, erkundigte sich Ron und Draco hätte schwören können, dass ihn Harry noch nie so schnell angeschaut hatte. 
Ron hatte jetzt schon einige Themen angeschnitten um mit ihm ins Gespräch zu kommen, doch solch ein Thema hatte er nicht erwartet. 
,,Ähm nein. Also ich lebe allein. Eine Partnerin habe ich noch nicht gefunden.“, gestand Draco wahrheitsgemäß.
Ron schien die Antwort zu befriedigen, denn er grinste breit.
,,So und warum nicht? Sind sie etwa schwul?“, hakte er nach.
Das war zu viel. Draco hatte vermutet, dass sie ihn nur vorführen wollte, doch das ging zu weit! Sich über seine Sexualität lustig zu machen war zu viel. 
Zornig stand Draco auf, hätte dabei beinahe seinen Stuhl umgeworfen.
,,Das muss ich mir nicht bieten lassen! Solch eine Unverschämtheit.“, donnerte er.
Er wusste, dass er das wohl bereuen würde, immerhin sprach er so mit dem besten Freund seines Chefs, doch war es ihm egal. Sollte Potter ihn doch rauswerfen, würde er sich eben etwas anderes suchen. Etwas wo er geschätzt wurde und nicht, wo man ihn auch noch fertig machte. 
Auf dem Absatz drehte sich Draco um und verlies fluchtartig das Lokal. Er brauchte Abstand, am liebsten würde er seinen Trottel von Chef und die Rothaarige Plage nie wieder sehen, doch mindestens um seine Kündigung abzuholen, musste er ihm noch einmal unter die Augen tretten.
,,Warte!“, rief Harry ihm hinterher. 
Er kam aus dem Lokal, hilt Draco am Arm fest.
,,Ich muss mich für Ron entschuldigen. Er wollte Sie nicht kränken. Er..“, Harry tat sich offenbar schwer damit seinen Satz richtig zu bilden.
,,Er hat für mich gefragt.“, gestand er.
Draco stand da, blickte Harry an und wusste nicht was er sagen sollte.
,,Für Sie?“, fragte er perplex. 
,,Was interessiert sie es, mit wem ich mein Leben verbringe?“
Harry antwortete ihm nicht, stattdessen, lege er eine Hand an die bleiche Wange Dracos und küsste ihn scheu auf die Lippen. 
,,Du kennst doch das Sprichwort, was sich liebt, das neckt sich.“, flüsterte Harry leise. 

Was sich liebt, das neckt sich (Drarry FF)Where stories live. Discover now