03 ~ Grenzen und Verluste

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Als Ross gegangen war, hatten wir uns wieder im Wohnzimmer versammelt.
Steve saß auf dem Sessel und blätterte in dem Vertrag herum.
Tony lag halb ausgestreckt auf der Couch neben Natascha und legte eine Hand über seine Augen.
Vision hatte auf dem Sofa daneben Platz genommen.
Perrie saß mit Wanda, Natascha und Tony gegenüber, während Jade hinter ihnen stand.

Rhodey und Sam diskutierten derweilen heftig über die ganze Sache.
"Secretary Ross hat eine Ehrenmedaille vom Kongress. Das ist eine mehr als du." wies Rhodey Sam zurecht.
Die beiden Streithähne gingen die ganze Zeit, hinter Steve auf und ab.
Ich kam gerade aus der anliegenden Küche und hatte ein Glas Wasser für meinen Bruder geholt.
Meiner Meinung nach sah er nicht gerade gesund aus.

Normalerweise würde ich sagen, es wäre der Stress mit der Firma, dieses Mal bin ich mir jedoch sicher, dass es etwas anderes ist.

"Vorausgesetzt, wir unterschreiben den Vertrag. Wie lange wird es dauern, bis sie uns behandeln wie Schwerverbrecher?" warf ich in die Runde.
Ich setzte mich auf die Sessellehne neben Steve, als ich das Wasserglas vor Tony abgestellt hatte.
"117 Saaten Cat! 117 Staaten und du sagst nur, Ne alles cool" erwiderte Rhodey vorwurfsvoll und warf die Hände in die Luft.
"Das sage ich doch gar nicht." sprach ich schnell und drehte meinen Blick zu ihnen.
"Ich habe da eine Gleichung." meinte Vision und unterbrach die Diskussion.
Wir schauten alle zu Vision auf und ich könnte von Sam eine sarkastische Bemerkung hören.
"Oh, klasse, das wird alles aufklären."
Doch der Android ließ sich davon nicht beirren "In den 8 Jahren seit Mister Stark sich selbst als Iron Man offenbart hat, vervielfachte sich die Zahl außergewöhnlich talentierter Personen exponentiell und im selben Zeitraum entstanden Weltuntergang Szenarien."
"Du sagst, es ist unsere Schuld?", fragte Steve nach.
"Ich sage nur, dass es dort vielleicht eine Kausalität gibt. Unsere Stärken führen zu Herausforderungen. Herausforderungen führen zu Konflikte und Konflikte führen zu Katastrophen." meinte Vision "Kontrolle ist ein Ansatz, den man nicht ignorieren sollte." erwiderte Vision schnell.
"Wir brauchen Kontrolle, das ist der beste Weg dafür." stimmte Jade ihn damit zu.
Ich legte den Kopf schief und schaute die Weißhaarige fragend an.
Perrie konnte ich auch an sehen, dass sie nicht gerade erfreut über ihrer Aussage war.
Mein Arm fand seinen Platz auf Steves Schulter wieder, als ich mich ein Stück hinüberlehnte, um mit in den Vertrag zu schauen.
Jedoch wich mein Blick sofort wieder nach links.
"Tony? Warum sagst du nichts dazu? Ist normalerweise nicht deine Art so ruhig zu sein." bemerkte ich dann als ich meinen Bruder ansah.
"Weil er seine Entscheidung schon getroffen hat." erweiterte Steve daraufhin schnell, ohne die Chance auf eine Antwort zu lassen.
Tony fuhr mit seiner Hand weiter über sein Gesicht.
Dabei sah ich, wie müde und fertig er anscheinend aussah.

Was war denn nur los mit ihm?

"Ihr beide kennt mich doch zu gut.", erwiderte er daraufhin.
Er stand auf, nahm sich das Glas, welches ich ihm vorher hingestellt hatte und trank es mit einem Schluck aus.
"Ich hab nur höllische Kopfschmerzen.", sagte er danach und ging um das Sofa herum zu angrenzenden Küche.
Dort machte er sich einen Kaffee, beschwerte sich über den Kaffeesatz, den keiner weggeschmissen hatte und legte dann sein Handy auf den Tresen.
Auf dem Handy war ein Hologramm eines jungen dunkelhäutigen Manns zusehen.
"Ach, das ist übrigens Charles Spencer. Toller Junge. Informatik Diplom mit sehr gut bestanden. Aber bevor er sich selbst hinter den Schreibtisch packe, wollte er noch was für die Seele tun."erklärte Tony auf seine Art und stütze sich am Schrank ab.
"Er war nicht in L.A. oder Vegas, was ich gemacht hätte. Er wollte auch nicht nach Paris oder Amsterdam, so wie Cat zum Beispiel."
"Ähm... Was?" kam es verwirrt von mir, aber Tony ging nicht weiter drauf ein und redete einfach weiter.
"Er wollte den Armen helfen, ein wenig unter die Arme greifen. Wisst ihr wo? In Sokovia." sagte er dann.
Es war still.
Jeder von uns wusste, was das zu bedeuten hatte.
"Er wollte die Welt zu einem besseren Ort machen, denke ich.", sprach er weiter, "Ich meine: Wir werden es nie erfahren, weil wir ein Hochhaus auf ihn fallen haben lassen. Es kann hier keine Entscheidungsfindung geben. Es muss Grenzen für uns geben. Egal auf welche Art ich bin dafür. Denn sonst sind wir nicht besser als die bösen Jungs."
"Tony, das war nicht unsere Schuld. So schwer es auch ist. Wir können nicht jeden retten." versuchte ich ihn zu beruhigen.
"Ja?" er schüttelte mit seinem Kopf, "Nein, es war meine Schuld. Ich hab schließlich diesen Super-Killerroboter erfunden, wie du ihn so schön nanntest."
Ich spürte seine Wut ihn ihm aufkochen, mein ganzer Körper verkrampft sich.
"Tony, wenn jemand unseretwegen stirbt, dann können wir vielleicht Wochenlang nicht schlafen" fuhr dann Steve dazwischen "Doch wir dürfen nicht aufgeben."
Der blonde Soldat legte ebenfalls seine Hand auf meine und drückte sie leicht.
"Wer sagt, dass wir aufgeben?", fragte Jade ihn daraufhin.
Wir drehten uns wieder in ihre Richtung.
Ich hatte ein ebenso ungutes Gefühl bei dieser Sache, es fühlte sich an als würde unsere ganze Gruppe zerreißen.
"Das tun wir, wenn wir nicht für unsere Taten einstehen. Dies verschiebt nur die Schuld." meinte Steve und legte die Hand, mit der gerade nicht meine ergriffen hatte, auf das Cover des Abkommens.
"Entschuldige Steve, aber das ist gefährlich arrogant." fuhr Jade ihn harsch an.
"Wir reden hier von den Vereinten Nationen, nicht vom Weltsicherheitsrat und auch nicht von Organisationen wie S.H.I.E.L.D. oder Hydra."
"Nein, aber geleitet werden sie von Leuten, die Ziele verfolgen und Ziele ändern sich." warf Perrie mit und direkte sich zu der weißhaarigen um.
"Das ist gut. Deshalb bin ich hier." kam es dann wieder von Tony, der sich wieder zu uns gesellte "Als mir klar wurde, was meine Waffen in den falschen Händen anrichten, wurde es mir klar. Ich hab Schluss gemacht und die Produktion eingestellt."
Mein Blick wandte sich nach oben, um meinen Bruder genau anzuschauen.
"Tony, das war deine freie Entscheidung. Unterschreiben wir, geben wir das Recht auf freie Entscheidung auf." erweiterte Steve sich sofort.
Ich merkte, dass Tony gar nicht seiner Ansicht war und wahrscheinlich gleich etwas einwenden wollte.
Also stand ich auf, um ihn davon gleich anzuhalten.
Auf Augenhöhe mit meinem Bruder sprach ich nun weiter.
"Er hat recht, Tony. Was, wenn die uns irgendwohin schicken, wohin wir nicht wollen. Oder wir wollen irgendwohin und die lassen uns nicht. Wir sind nicht perfekt, keiner von uns. Aber wenn wir zusammenhalten und uns vertrauen können, können zumindest aufeinander zählen. Ohne die Stadt, ohne irgendeine Organisation, die uns im Nacken sitzt."
"Kleines hör zu, wenn wir das jetzt nicht akzeptieren werden wir später gezwungen." meinte Tony jetzt und wollte meinen Arm berühre, aber ich zuckte nur zurück.
"Sprich nicht mir als wehre ich nicht fünf Jahre alt.", entgegnete ich ihm gereizt.
"Das ist aber eine Tatsache." sprach er nun ernster und drehte sich zu den anderen um "Und das wird hässlich werden, wenn es so weit ist."

"Das heißt, die holen mich." kam es dann von Wanda, die sich bis jetzt aus dem Gespräch rausgehalten hat.
Mein Blick wandte sich jetzt auf die Sokovianerin.
"Wir würden dich beschützen.", sagte Perrie einfühlsam und lächelte sie an.
Da ergriff auf einmal Natascha das Wort "Tony hat recht, mit einer Hand am Steuer können wir immer noch lenken. Wenn wir loslassen..."
"Bist du nicht die Frau, die der Regierung vor ein paar Jahren gesagt hat, sie könne dich kreuzweise." unterbrach Sam sie dann daraufhin.
"Ich will nur" sie seufzte und schaute zu Steve und nur hinüber "Ich analysiere die Lage. Wir haben einige, sehr öffentliche Fehler gemacht. Wir müssen ihr Vertrauen zurückgewinnen."
"Was denn? Tschuldige, hab ich mich gerade verhört, oder bist du meiner Meinung?" fragte Tony die rothaarige Russin.
"Oh hätte ich doch nur die Klappe gehalten.", erwiderte Natascha und schüttelte den Kopf abwehrend.
"Nein. Nein. Nein. Kneifen gilt nicht." fuhr Tony sofort dazwischen "Danke. Das gab es ja noch nie." hörte ich mein Bruder wieder reden.

Ich atmete nur seufzend aus und legte eine Hand an meine Stirn, als ich den Kopf hängen ließ.
Die ganze Diskussion war ja nicht mehr zum Aushalten.
Das endete wahrscheinlich alles nur noch im Chaos.
Tony brabbelte noch weiter vor sich hin, dass er früh war, dass Natascha ihm zustimmte.
Meine Aufmerksamkeit wurde nur wieder auf die Runde gezogen als Steve plötzlich aufstand und den Raum verließ
"Ich muss gehen." war das einzige, was er von sich gab.
Irritiert blickte ich kurz zu allen Leute in diesem Raum.
Nach einem kurzen Blickwechsel mit Perrie lief ich ebenfalls aus dem Raum, Steve hinter.

••••••

"Steve?" war das erste, was ich im Treppenhaus rief, als ich ihn suchte.
AIDEN hatte mich hier hingeführt, als ich danach fragte.
Langsam lief ich die Stufen hinunter und erblickte den großen blonden Mann an das Geländer gelehnt.
Ich näherte mich mit vorsichtigen Schritte und bemerkte, dass er geister abwesend auf den Boden starrte.
"Steve? Hey, was ist los?" Ich stockte kurz und lege eine Hand an einem Arm, um zu signalisieren, dass ich da bin.
"Was ist passiert?"
Er hatte eine Hand über seinen Augen gelegt und atmete ruhig.
Mit meiner anderen Hand versuchte ich an seine Wange zu erreichen.
Automatisch richtete sich sein Blick auf und ich konnte sehen, dass seine Augen rot waren, aber er redete nicht.
"Du musst schon mit mir reden ja." sprach ich, mit einem leichten Zittern in meiner Stimme "Ich hab keine Ahnung von solchen Beziehungsdingen, du bist besser darin. Aber lass mich dir helfen, okay?"
"Peggy, sie ist..." kam als einziges von ihm, bevor seine Stimme abbrach.
Doch bei dem Namen wusste ich genau, was los war.
Ohne dass er weiter reden musste, schlang ich beide Arme um seien Körper und drückte ihn an mich.
Sein Kopf hatte ich an meiner Brust und ich strich vorsichtig mit einer Hand durch seine blonden Haare.
Keinen von uns lies ein Wort von sich, als wir dort im Treppenhaus standen und ich ihn im Arm hielt.
Peggy war mehr als eine Gründerin von SHIELD, oder eine der letzten Personen, die Steve aus seiner Zeit kannte.
Sie war seine erste Liebe gewesen, die Frau, für die er Tanzen lernen wollte und ins Eis ging, um sie zu retten.

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie viel Schmerz er gerade empfand.

Es fühlt sich an als hätten wir Stunde dort zusammen gestanden.
Steve war nach einiger Zeit in unser Zimmer gegangen, als ich ihm sagen, er solle sich ausruhen.
Ich wollte zurück in den Wohnbereich, um den anderen zusagen, dass alles gut war.
Diese hatte sich allerdings alle bereist verteilt, dafür hatte Perrie gesorgt.
"Danke", sagte ich leise zu der blonden Halbgöttin, als wir uns in die Küche zurückgezogen hatten.
"Kein Problem.", entgegnete sie mir, "Was ist passiert? Wo ist Steve?"
Ich presste die Lippen zusammen und strich mir über die Arme, als ich mich gegen die Theke lehnte.
"Steve ist in unserem Zimmer, ich wollte nur gerade was zu trinken holen. Er hat gerade erfahren, dass Peggy gestorben ist." erklärte ich Perrie knapp und schaute zu ich auf.
"Wie geht es ihm?", fragte sie besorgt, schließlich war Steve nicht nur ihr Ex-Freund, sondern auch ihr bester Freund.
Ich zuckte nur mit den Achseln "Wie würdest du reagierst, wenn du erfährst, dass jemand gestorben ist, den du geliebt hast?"
"Ich will es mir gar nicht vorstellen." erweiterte sie nur leise.
"Ich auch nicht.", sagte ich dann und stieß mich von der Theke ab, um an den Kühlschrank zu gehen.
Dort holte ich mir eine Flasche Wasser heraus und schloss ihn wieder.
"Ich nehme an, wir unterschreiben den Vertrag nicht." stellte Perrie nun fest.
Ich blickte zu meiner abraten Freundin auf.
"Ich weiß es nicht." war die einzige antwortete die ich geben konnte.

1967 Wörter

⁴ᑭᕼOᗴᑎI᙭ - ᑕIᐯIᒪ ᗯᗩᖇ ᵐᵃʳᵛᵉˡ ᶠᵃⁿᶠⁱᶜᵗⁱᵒⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt