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Kapitel 7

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Samstag.

Wochenende.

Ein Tag, an dem ich ausschlafen konnte. Das hatte ich gedacht, doch ich öffnete unsanft meine Augen, als ich laute Geräusche wahrnahm. Meine Mutter war am Staubsaugen.

Wollte sie mich absichtlich ärgern, oder was? Ein Blick auf die Uhr verriet mir nämlich, dass es erst halb elf war. Viel zu früh!

Seufzend rappelte ich mich aus meinem Bett und bemerkte, wie mir kurz schwarz vor Augen wurde. Ich hatte das immer, wenn ich zu schnell aus dem Bett aufstand, besonders morgens, doch mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt.

Als ich meine Tür aufriss und meine Mutter anschnauzen wollte, erblickte sie mich und lächelte. Dieses Lächeln konnte ich gerade echt nicht gebrauchen! Ich war sauer, müde und hatte Hunger. Das war keine gute Kombination.

Welcher normale Mensch war außerdem an einem Wochenende so früh wach und fing dann auch direkt an staubzusaugen? Das konnte doch nun wirklich kein guter Start in den Tag sein. In manchen Dingen waren meine Mutter und ich wirklich so unterschiedlich wie Tag und Nacht.

Noch im Halbschlaf stellte ich den Staubsauger aus und meine Mutter sah mich fragend an. „Guten Morgen, Madison."

„Warum tust du mir das an?", quengelte ich wie ein kleines Kind und ließ meine Schultern senken.

Wie gerne würde ich jetzt auf dem Teppich vor mir einschlafen. Er sah so gemütlich aus und ich war so müde, da würde ich mich sogar einfach auf den harten Boden legen. Der Gedanke daran, dass ich vor Minuten noch in meinem weichen warmen Bett lag und nun nicht mehr, verschlechterte wirklich erheblich meine Laune.

„Was denn? Es ist schon elf Uhr", meinte sie schulterzuckend und putzte den Schrank im Badezimmer.

Sie tat das jedes Mal aufs Neue! Wir hatten nicht elf Uhr, es war halb elf. Das war ein riesen Unterschied. Warum musste sie es jedes Mal aufrunden? Das war ja kaum auszuhalten.

„Mom, es ist erst halb elf." Ich hielt mir verzweifelt an die Stirn und sie sah mich fragend an.

„Und? Wo ist der Unterschied?" Sie legte den Lappen wieder an den Ständer zurück und verließ das Bad. Als sie den Staubsauger wieder anstellte, sah ich sie mit offenem Mund an. Das war wohl ein Witz, oder?

„Was für ein toller Start in den Tag", murmelte ich ironisch und stampfte ins Bad.

***

Ich packte voller Vorfreude ein Brötchen aus der Tüte und beschmierte es, bevor ich mich auf die Couch setzte und den Fernseher anmachte. Nicht der Beste, aber der alte Kasten war trotzdem gut genug.

Ich liebte frühstücken schon, seitdem ich klein war. Mit Essen konnte der Tag nie schlecht beginnen, obwohl meine Mutter ihn mir schon versaut hatte. So früh am Morgen war ich besonders reizbar, weil mir mein Schlaf hoch und heilig war. Wenn ich nämlich müde war, dann hatte der restliche Tag für mich keinen Sinn mehr, weil ich mich nämlich schleppend durch den Tag quälte, vor allem wenn ich Schule hatte. Deswegen war es mir so wichtig, genug Schlaf zu bekommen.

Ich hörte Schritte, die näher kamen und meine Mutter stellte sich vor mich. „Schon wieder vor dem Fernseher?" Kritisch beobachtete sie mich. „Du kannst auch am Tisch essen, Madison."

„Lass es bitte sein." Seufzend sah ich den Fernseher an, weil ich bettete, dass er gleich nicht ausging.

Wenn meine Mutter einen schlechten Tag hatte, dann bemerkte ich das sofort und am liebsten würde ich dann ans andere Ende der Welt rennen. Heute war offensichtlich einer dieser Tage. Das wunderte mich aber eher weniger, denn wenn sie mit Staubsaugen in den Tag startete, dann konnte man nur schlechte Laune bekommen.

EiskaltWhere stories live. Discover now