"Was hab ich mir nur gedacht?"

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Als am Morgen mein Wecker klingelte sah ich am Fenster wie es regnete und dunkle Wolken am Himmel entlangzogen. Noch total müde schlug ich die Bettdecke beiseite und stand auf. Ich machte mir Cornflakes mit Milch und nebenbei überlegte ich was ich zu essen in die Schule mitnehmen sollte. "Morgen Schatz" mein Vater setze sich an den Küchentisch mit seiner Kaffeetasse und lächelte mich an.
Er hatte Hemd und Jeans an so als würde er jeden Moment zur Arbeit fahren. Mein Blick wanderte aus der Cornflakesschüssel zu ihm herüber aber statt das ich ihm einen guten Morgen wünschte fragte ich nur: "musst du nicht zur Arbeit?"
Mein Vater sagte lächelte und sagte:" Ne, ne mein Kollege ist wieder da er sagte er schafft den Rest heute allein da ich ja die ganze Zeit seinen Teil mitmachen musste."
Nun hatte ich meine Cornflakes aufgegessen und stelle meine leere Schüssel in die Spüle. "Kannst du mich abholen ich liefere heute bei Herr Karden ein paar Pakete aus?" Ich sah meinen Vater fragend an der genüsslich an seinem Kaffee schlürfte.
"Klar kann ich das gib mir dann einfach Bescheid." Und schon wieder lächelte mein Vater.
Ich nahm mir einen Apfel und aß diesen noch bis ich dann anschließend nach draußen ging.
Diesmal zog ich mir meine schwarze Lederjacke an und schwang mich auf mein rotes City Fahrrad.
Rasch fuhr ich den holprigen Weg entlang und hörte wie der Kies in Berührung mit dem Reifen quietsche.
Das gute daran war das Herr Karden bei dem ich ab und zu mal ein wenig Geld verdiente eher am Rande Berlins wohnte so musste ich mit dem Fahrrad nicht durch den dichten Straßenverkehr. So geübt im Rad fahren war ich nämlich nicht.
Als ich eine Weile fuhr bog ich dann in einen Sandweg ein und hielt bei einem großen Haus mit einem Garten der voll war mit Gerümpel.
Das Fahrrad lehnte ich gegen den Metallzaun an dem schon die Farbe langsam abblätterte.
Gerade als ich klingeln wollte fuhr ein Jeep auf den Hof kurz drauf hörte man Schritte und wie jemand die Autotür zuschmiss. Nach kurzer Zeit erschien eine Dame, sie hatte ein weis - rotes Kleid mit Blumenmuster an und dazu Schuhe mit hohen Absätzen.
Ihr Haar war zum Pferdeschwanz gebunden und auf ihrer Nase sitze eine Sonnenbrille, wodurch man nur den Umriss ihrer Augen erkennen konnte.
Ich kannte diese Frau nicht.
"Ist Herr Karden da?" Platze es aus mir heraus. Die Frau blieb stehen und wendete sich mir zu.
"Kleines, der Herr Karden ist doch im Krankenhaus." Sagte sie.
Wie ich es hasste kleines genannt zu werden doch ich konnte mich nicht dagegen wehren, denn dazu hatte ich das Selbstbewusstsein nicht.
"Warum ist er im Krankenhaus?" Fragte ich mit erschrockenen Augen.
"Sein Kreislauf hat mal wieder versagt am besten gehst du jetzt." Sagte sie und setze sich ihre Sonnenbrille auf die Stirn. Nun fragte ich mich trotzdem wer diese Frau ist und was sie hier macht, doch den Mut hatte ich nicht und ich hatte das Gefühl wirklich lieber gehen zu sollen. So wie ich gekommen bin verschwand ich auch wieder.
Ein wenig sorgen machte ich mir schon über Herr Karden ich wusste das er Probleme hatte, auch mit dem Herzen.
Als ich zu Hause ankam schaute ich ob mir jemand geschrieben hatte, jedoch vergeblich niemand hatte Interesse daran wie es mir geht oder wollte sich mit mir verabreden. Mein Handy steckte ich in meine Hosentasche und suchte meinen Vater. "Papa, PAPA?" Doch keine Antwort. Als ich nach draußen sah stand trotzdem das Auto von meinem Vater da. Naja was solls ich ging in mein Zimmer. Ich schaute erneut auf mein Handy allerdings wieder keine Nachricht. Also ging ich in die Küche und machte mir einen heißen Tee den Löffel steckte ich in die Tasse. Langsam versank ich in meinem Gedanken bis ich dann meinen Tee holte den ich längst vergessen hatte. Ich griff nach der Tasse und wollte mit dem Löffel den Teebeutel ausquetschen bis ich aufeinmal aufschrie;" Auaa!" Ich lies den Löffel sofort los. Die Tasse stellte ich neben die Spüle und betrachtete meinen Finger. Es brannte und ich sah wie sich eine Brandblase bildete. Für diesen kurzen Augenblick wo ich diese Schmerzen hatte vergas ich alles... z.b das ich allein war und keine Freunde hatte und das ich immer wieder nachdachte warum ich lebe und so weiter. Kurz fasste ich den immer noch heißen Löffel erneut an doch zuckte schon nach kurzer Zeit zurück. Erneut betrachtete ich meinen Finger.
Kurze Zeit überlegte ich.
Nunja ich trank meinen Tee bis abends meine Mutter von der Arbeit kam.
Als ich meinen Tee trank hörte ich wie der Schlüssel sich in der Tür drehte und meine Mutter ihre Handtasche vor sich auf den Stuhl schmiss.
"Hallo mein Schatz, tut mir leid das es so spät wurde." Sagte sie eifrig und packte ein paar Sachen aus ihrer Handtasche aus.
Sie sah mich wie ich dasaß wieder einmal ein Pullover aber diesmal hatte er einen hässlichen Grünton und darunter eine Leggings also nix neues.
"Erzähl mal Schatz wie war der Tag?"  Fragte sie und hab mir einen Kuss auf die Wange.
Ich zuckte zurück und kurz wurde mein Gesicht grimmig denn sowas mochte ich nicht. "Herr Karden liegt im Krankenhaus wegen seinem Kreislauf." Sagte ich und trank einen Schluck von meinen Tee.
"Oh" sagte meine Mutter und verschwand. Seufzend verdrehte ich die Augen und fasste noch einmal meinen Löffel an. Er war nicht mehr heiß somit auch keine Schmerzen, schade.
Schade? Was habe ich da gerade gedacht ich hatte doch schmerzen gespürt. Verwundert dachte ich nach.
Es gibt doch diese Leute die sich mit Absicht Schmerzen zufügen ich fand das bis JETZT total sinnlos und dumm.
Vielleicht half es ja wirklich? Dachte ich mir und drehte den Löffel mit meinem dünnen Finger hin und her.
Irgendwie hatte ich das Gefühl immer noch dick zu sein und immer noch zu viel zu essen. Warum das so war wusste ich nicht oft versuchte ich auch auf  Süßes zu verzichten. Allerdings viel mir auf das ich in letzter Zeit doch mehr gegessen hatte und mein Magen trotzdem knurrte. Schon ewig stand ich nicht mehr auf der Waage... was da wohl stehen mag?
Langsam erhob ich mich und ging auf den kalten Fliesen entlang bis zum Bad. Ich zog meinen Pullover hoch und reckte mich. Man sah nicht mehr die Knochen und wenn ich den Bauch einzog waren meine Hüftknochen nicht mehr so zu erkennen wie früher.
Ich fette Kuh hab noch mehr gefressen als sonst. Ich suchte die Waage sie stand bei meiner Mama unter dem Bett. Nun krauchte ich unter das Bett und holte sie hervor. Als nächstes zog ich meine Jenas aus und stellte mich auf die Waage.
Die Zahlen gingen hoch und runter ich hatte Angst.
52,3kg zeigte die Waage an und ich war total erstarrt.
Sofort wanderte mein Blick an meinen Bauch bis runter zu meinen Beinen entlang, darauf folgten meine Hände und ich spürte wie fett ich war.
Ganz langsam stieg ich von der Waage die Zahlen gingen auf Null.
Obwohl ich mir lieber einen Kopf darüber machen sollte wie ich das Gewicht runterbekam könnte ich nicht denken ich war wie erstarrt Vorallem weil ich es nicht bemerkt habe wie ich zunahm und wie fett ich geworden war.
Nun traten wieder diese Schmerzen in mir auf und ich dachte an den heißen Teelöffel. Als ich zurück ging sah ich wie meine Mutter etwas kochte.
Heute sollte ich lieber nix mehr essen!
Dachte ich mir.
"Was ist denn los Anna? Willst du nix essen?" Fragte mich meine Mutter verwundert.
"Nein keinen Hunger." Sagte ich lustlos.
"Du bist schon so dünn, iss mal lieber etwas." Antwortete sie darauf.
Dünn? Fragte ich mich.
Das kann sie doch nicht dünn nennen wenn ich überlege wie Ich früher aussah.
Nun stand ich reglos in der Küchentür und sah wie meine Mama zwei Teller mit Spaghetti Bolognese füllte und sie auf den Tisch stellte.
"Setz dich." Sagte sie und nahm ihr Besteck in die Hand.
Wie benommen tat ich das und schlang alles in mich hinein.
Mein Gewicht und mein Aussehen war mir plötzlich egal und als ich fast alles schon verputzt hatte sagte meine Mutter:" Kind iss langsam es nimmt dir keiner weg!" Und lachte.
Ganz plötzlich lies ich Mein Besteck auf den Teller fallen und starrte auf den Teller.
Mein Bauch wölbte sich langsam und ich spürte wie ich richtig voll war.
Als meine Mutter und ich fertig waren räumten wir noch die Küche auf und ich stieg langsam die Treppe hinauf.
Mir fiel das viel schwerer jetzt wo ich gegessen hatte. Was hast du bloß getan? Was wird morgen auf der Waage stehen? Ich bin so dick Hilfe!!
Schrie ich innerlich.
Ich kniete auf der Treppe und überlegte wie es denn jetzt weitergehen sollte.

Du bist niemals Allein!Where stories live. Discover now