Why? (OS)

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~Luma~

Es ist Samstag spät Abends und ich sitze Mal wieder an meinem Lieblingsplatz, dem Geländer einer Brücke, etwas außerhalb von Seoul. Ich saß schon so oft hier und habe nachgedacht, doch eine Sache unterscheidet dieses Mal von allen anderen Malen. Bisher habe ich immer nur darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn ich springe, dieses Mal will ich springen. Ich hätte es schon viel früher tun können, denn was hält mich schon in dieser Welt? Yerin wird schon auch ohne mich auskommen. Nur Yoongs könnte mich noch hier in dieser Welt festhalten. Er könnte, aber er tut es nicht. Er gibt mir keinen Grund zu bleiben. Ich liebe ihn, wenn jemand, der so ein Wrack ist wie ich denn überhaupt lieben kann. Nichts ist schmerzhafter als unerwiederte liebe und warum sollte ich mir diesen Schmerz weiter antun, wenn ich ihm so einfach ein Ende setzten kann. Warum soll ich mir diesen und all den anderen Schmerz antun? Sagt es mir. Meine Seele ist zerstört. Was will ich hier also noch? Ich blicke hinab auf das kalte Wasser des Han-Rivers. Hinab auf das Wasser, das mein Tod sein wird. Ich will springen und ich werde springen. Nichts wird mich davon abhalten. Man sagt, bevor man stirbt erlebt man noch einmal sein Leben im schnell durchlauf. Ich werde es wohl herausfinden. Ein letztes Mal drehe ich meinen Kopf und sehe mir Seoul an. Die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und die ich irgendwie liebe. Dann muss ich an die Menschen die in ihr Leben denken und sofort sind alle schönen Gedanken wie weg geblasen. Die Stadt mag ich lieben, aber die Menschen in ihr hasse ich. Ich atme noch einmal ein und mache mich bereit los zulassen. "Luma!" Ich will springen, doch dieses Wort, mein Name, der so verzweifelt gerufen wie noch nie, lässt mich kurz zögern. "Luma!" Noch einmal ruft er meinen Namen. Ich lasse los. "Neeeein! Luma!", ist das letzte was ich höre. Als nächstes spüre ich dass Wasser um mich herum. Ich merke noch wie mir der Sauerstoff fehlt und sehe sein Bild vor meinem inneren Auge aufblitzen. Ob er sich wohl die Schuld an meinem Tod geben wird frage ich mich noch und dann ist alles schwarz. Ich bin endlich frei.

Park Mi-Luma
13.11.1993 - ✝17.5.2014

~Yoongi~

"Und?", fragt sie mich hoffnungsvoll. "Sie ist gesprungen", flüsterte ich. Das ist der Moment in dem ich wirklich realisiere, dass Luma weg ist. Tot ist. Und in genau diesem Moment fangen die Tränen an zu laufen. Das schluchzen, welches durch den Lautsprecher des Handys dringt zeigt mir, dass auch Yerin weint. Sie hat ihre beste Freundin verloren und ich, ich habe meine erste Liebe verloren. Wie lange habe ich gebraucht um zu verstehen, das ich sie Liebe. Viel zu lange, aber als ich es wusste hatte ich den perfekten Plan. Ich dachte sie würde meine Freundin werden und alles würde gut werden. Wie falsch ich dich gelegen hatte. Hätte ich sie davon abhalten können zu springen, wenn ich ihr meine Liebe gestanden hätte? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es jetzt zu spät ist. Luma ist tot. Sie wird nicht wiederkommen.

Schicksal wie bist du so hart.

~Yerin~

"Sie ist gesprungen", flüstert er. Die Hoffnung verlässt mich und ich fange an zu weinen. Warum Luma, warum? Ich brauche meine beste Freundin. Ich brauche dich Luma. Warum habe ich nichts getan? Ich hatte doch gemerkt, das sie anders war in letzter Zeit. Sie war stiller, gleichgültiger gewesen, hatte sich noch weniger für alles interessiert als sonst. Ich hätte es wissen müssen. Aber warum jetzt? Was ist passiert, dass du beschlossen hast jetzt dein Leben zu beenden? Wenn du mich doch bloß all diese Fragen beantworten könntest. Warum hast du nicht mit mir geredet? Ich hätte alles getan um dir zu helfen.
Ich hätte noch Stunden in meinen Gedanken bleiben können, wäre ich nicht so abrupt aus ihnen gerissen worden. "Wo sind sie?", werde ich gefragt. Anscheinend hat irgendjemand Yoongi das Handy abgenommen, das noch laufende Telefongespräch festgestellt und mein Schluchzen gehört. Den Rest hat man sich dann relativ einfach zusammen gereimt. Ohne drüber nachdenken nenne ich einfach die Adresse bei der ich mich befinde. Die Stimme sagt noch etwas aber ich höre nicht zu. Ich muss schon wieder an Luma denken. "Ich brauche dich Luma. Ich brauche dich genauso wie du mich gebraucht hast. Es war dir vielleicht nicht bewusst, aber ohne dich würde ich vielleicht nicht mehr leben. Du hast ja keine Ahnung, was du alleine mit deiner Existenz ausrichten konntest", flüstere ich während mir weiter Tränen über die Wangen laufen.

Why? || Short StoryWhere stories live. Discover now