Prologue

15 0 0
                                    

Avenitia- meine Heimat. Naja, eigentlich. Aber ich bin erst neulich aus dem Krankenhaus wieder gekommen. Seit ich klein bin leide ich an einem schwachen Herz. Ich bin in meinen 14 Jahren schon 10 mal operiert worden. Das erste mal war kurz nach meiner Geburt, es hatte zu lange gedauert, Luftmangel. Sie konnten mich stabilisieren, aber irgendwie hat mein Herz Schaden davon getragen. Seitdem darf ich kaum Sport machen, Rennen, Laufen, Einkaufen gehen oder sonstige, körperliche Betätigungen. Außer atmen, essen, so was. Dann hatte ich einige Unfälle, Operationen nach fehlgeschlagenen Operationen und und und. Die stolze Summe bringt mir aber immer wieder meine Gebrächlichkeit nahe. Ich hasse es.
Immer wenn die anderen Kinder nach draußen gingen, musste ich sitzen bleiben. Ich bohrte meine neidischen Blicke in ihre Rücken. Wie sie glücklich spielten, die Pokemon der Wanderer streichelten... Ich wollte das auch. Ich möchte auch spielen, Spaß haben und mit den Pokemon zusammen sein. Es ist unfair...
Ich bin doch nicht aus Glas. Aber alle hielten mich anscheinend für eine Glasbläserarbeit, ich kann die Luftpolsterfolie geradezu fühlen. Aber ich darf nicht widersprechen. Meine Familie liebt mich, sie kamen mich im Krankenhaus besuchen, lasen mir vor und es gab Privatunterricht. Meine große Schwester spielt immer wenn ich möchte und sie tröstet mich. Aber trotzdem fühle ich mich einsam, unverstanden, abgeschottet.

„Selena!", die Stimme meiner Schwester wälzt durchs Haus. Ihre schweren Schritte poltern die Treppe hoch. Von meinem Bett aus sehe ich meine Schwester...
Mit rot gefärbten Haaren. Ich breche in einen Lachanfall aus. „Wie in „Das wandelnde Schloss". Einfach grandios!" inzwischen kugle ich mich über den Boden. Selbst meine Schwester fängt mit Lachen an. „Steht dir aber onee-san.", meine ich. Und das ist nicht gelogen. Der rotstich steht ihr ungemein. Es lässt sie rockig aussehen und würde bestimmt auch zu ihren normalen Sachen passen. Im Moment steht sie nämlich nur mit Badetuch bekleidet vor mir. Ein rosanes mit Rosen und Manga-Katzen. Das habe ich ihr einmal gemacht, als mir eine Krankenhauspause gegönnt wurde.
„Du hast es ja immer noch.", und deute mit meinem Finger auf ihr Badetuch. Leicht irritiert nickt sie. „Das habe ich immer benutzt. Es ist mir sehr wichtig." Meine Sis setzt sich auf meine Bettkante und streicht mir über den Kopf. „Wenn die morgige Untersuchung gut verläuft darfst du ja auch wieder voll mitmachen.", sie lächelt mich an. „Denkst du ich dürfte dann auch mit einem Pokémon reisen?", frage ich Selene, meine onee-san. Sie sieht mich an. „Ich weiß nicht, soll ich Mama fragen?" Schnell nicke ich. Ich weiß, eigentlich bin ich dafür noch viel zu jung, aber...

°Timeskip°

Gestern Abend hat Selene mir erzählt, dass Mama nichts dagegen hat, ich darf mit zu Professor Esche gehen und soll sie dann fragen. Nun steht die Überprüfung an. Mein Herz schlägt schneller. Wird alles gut?
Der Arzt öffnet die Tür. Er war mir schon immer unsympathisch. Grüne Haare, rote Augen wobei man eines nicht sieht und immer dieses aufgesetzte Lächeln. Er ist mir nicht gehäuer, mir rollen sich jedes Mal die Zehennägel auf.

Er hört mich ab, misst Blutdruck, Puls und alles andere Mögliche. Er testet meine Reflexe, Ohren, und was weiß ich noch alles.

Seine ernsten Augen brennen sich in mein Gedächtnis. „Junge Dame, es tut mir leid,", seine Mimik ist starr, ich bin enttäuscht. Aber plötzlich setzt er sein fälschestes Lächel auf. Mehr Fake geht nicht. „Die Behandlung hat grandios angeschlagen. Die Operation ist gut gegangen, Heilungsprozess verläuft gut. Viel Spaß im Leben!", er dreht sich zu meiner Mutter um, übergibt ihr einen Zettel und lässt uns stehen. Meine Mama weint Freudentränen und mein Mund samt Augen machen einer Venusfliegenfalle Konkurrenz.
What?
Erst jetzt beginnen seine Worte für mich Realität zu werden. Ich springe aus dem Bett und renne die Treppe nach unten in das Zimmer meiner Schwester. Diese sitzt wie ein gespannter Bogen auf ihrem Bett. „Ich darf wieder alles machen!", freue ich mich und Selene und ich hüpfen wie die Spoinks durch die Kante. Meine Sis ist zwar schon 16, aber das interessiert eher nicht. Man darf sich bei so was kindisch benehmen! Als wir nun endlich aufhören mein Gehirn durch zu schütteln bemerke ich eine Kiste auf dem Tisch meiner Schwester. „Was ist das?", „Vom Prof.", sie zuckt mit den Schultern. Ohne anzuklopfen kommen Bell und Cheren die Treppe rauf und ins Zimmer. Mit Bell habe ich kein Problem, aber mit Cheren schon. Ein Kissen fliegt in seine Richtung. „Hentai!" Ich bin noch im Nachthemd und es ist sehr, sehr kurz. Ist ja auch Sommer. Ich renne wieder in mein Zimmer, schreie aber noch „Öffnet die Kiste!" runter, dass sie es über meine kleine Showeinlage nicht vergessen hinterher.
Zum Anziehen suche ich mir ein knielanges, meerblaues Kleid raus. Dann noch weiße Sandalen und so begebe ich mich die Treppe runter. Nee-chans Zimmer sieht aus, wie nach einer Explosion. Und meine Ma kommt die Treppe hoch, ich bin geschockt. Sie ist geschockt. Ich habe schon Angst vor einer Standpauke aber irgendwie will sie dann sogar unser Zimmer sauber machen. Schräg. Aber so kamen wir schneller zu Professor Esche. Mir solls demzufolge Recht sein.

Also, mein erster Ausflug nachdem ich wieder nach Hause kam. Auf zu Professorin Esche! Ist ja nicht weit. Bell verabschiedet sich kurz, um nochmal nach Hause zu gehen. Als wir allerdings ankommen und sie nicht da ist, mache ich mir schon Sorgen. Ihr Vater hat ja so seine Eigenheiten....

Wir warten.

Und warten.

Es vergehen 30 Minuten. So langsam mache ich mir echt Gedanken. Was, wenn ihr Vater sie geschlagen hat, oder wenn sie eingesperrt wurde. Okay, ich mache mir grundlos Gedanken. Zu viele Bücher, eindeutig! Im Krankenhaus hatte ich zu viel Freizeit. "Ich glaube, ich schaue mal nach Bell!", meine ich und drehe mich auf dem Absatz um. Trabend komme ich an Bells Haus an. Ich  stoße die Tür auf. In Avenitia kennt jeder jeden, Türen sind da nicht verschlossen.

"Nein, du wirst nicht mit deinen Pokemon auf Reisen gehen und damit Basta!", schallt eine Stimme durchs Haus. Leicht gereizt stampfe ich in Richtung Wohnzimmer. "Nun hören sie mal!!, alle Blicke sind auf mich gerichtet, sehr verwirrte Blicke, "Bell ist keine vier mehr! Früher war es normal elf jährige Kinder auf Pokémonreise zu schicken. Bell ist schon 16. Hören sie auf, sie wie ein Kleinkind zu behandeln. Selbst meine Mama erlaubt mir mit einem Pokemon durch die Welt zu streifen, sollte Professor Esche nichts dagegen haben. Also halten sie die Luft an! Komm Bell, wir gehen!", dabei zerre ich Bell hinter mir her aus der Tür zu Professor Esches Haus. Mensch bin ich froh mal wieder aus der Haut gefahren zu sein. Es tat gut.

Als wir nun endlich alle da sind betreten wir das Pokémonlabor...

Shinjitsu no AiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt