Aller Anfang ...

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1 Kapitel

Das erste Mal passierte es in Mrs. Bakers Geographieunterricht. Im Nachhinein wünschte ich mir an diesem Tag zuhause geblieben zu sein und mich durch die neueste Staffel meiner Lieblingsserie geschaltete zu haben. Aber natürlich kämpfte ich mich heldenhaft trotz übler Kopfschmerzen und Schwindelanfällen in die Schule und wurde dafür mit Geographieunterricht bestraft.
Heute quälte uns Miss- ich-bin-ja-so-perfekt- Scarlett mit einem Vortrag über die Entstehung des Ostafrikanischen Grabenbruchsystems, während draußen völlig untypisch für London die Sonne schien und uns Temperaturen bis zu 30 ° Grad im Schatten bescherte. Sehnsüchtig starrte ich aus den vorschriftsmäßig geschlossenen Fenstern in den angrenzenden Park. Familien picknickten auf rot-weiß karierten Decken (Britischer ging's ja wohl nicht!) und Schüler aus den unteren Klassen die schon Schluss hatten spielten Frisbee und Fußball auf der Hundewiese. Weiter hinten badeten mutige Londoner (ja es war der erste warme Sommertag und ja uns kaltes Wasser schreckt uns nicht ab, immerhin regnete es hier 90 % des Jahres) in einem verschlammten Ententümpel und noch dahinter zwischen einer schattigen Baumgruppe stand ein komplett schwarz gekleideter Mann...
„Vicky", erschrocken zupfte ich meine beste Freundin am Ärmel, „ dahinten steht er schon wieder. Er verfolgt mich seit Tagen und wenn ich ihm näher als 20 Meter komme verschwindet er wie durch Zauberhand".
Viktoria war meine beste Freundin und wusste natürlich auch über den Stalker Bescheid der mich seit einigen Tagen verfolgte. Genau genommen seit meinem sechzehnten Geburtstag. Dort war er plötzlich vor unserem Haus im gediegenen Mayfair aufgetaucht und folgte mir seitdem auf Schritt und Tritt.
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte die Halbafrikanerin den besagten Mann in der Ferne auszumachen, „ tut mir echt leid, aber ich sehe da nichts als umher tollende Dackel".
„Guck nochmal genau hin. Da zwischen der Eiche und diesem piecksiegen Busch steht ein Mann in schwarzem Anzug mit einem schwarzen Hut und schwarzer Sonnenbrille".
Komisch, ich konnte ihn genau erkennen, während Vicky nur verwundert den Kopf schüttelte.
„Emma, könnte es sein, dass er wieder so etwas ist wie Miss Jane-„
„Nein, Miss Jane kenne ich schon mein ganzes Leben lang. Sie kann ihren Friedhof nicht verlassen und ist irgendwie transparent und schwirrt so halb über dem Boden", ich fuchtelte ungelenk mit meinen Händen in der Luft herum, um ihr Miss Janes Fortbewegungsweise zu demonstrieren und sah dabei wahrscheinlich aus als würde ich eine lästige Fliege verscheuchen. Lieber so als dass meine Mitschüler wussten über was wir in Wirklichkeit redeten. Fälschlicherweise interpretierte Mrs. Baker meine Gesten als Meldung, „Miss Blackbourne möchten sie etwas ergänzen?", fragte sie mich mit strengem Blick über ihre runden Brillengläser hinweg.
Peinlich berührt schüttelte ich meinen Kopf und ließ meine rotblonden Haare wie einen Vorhang vors Gesicht fallen. Scarlett, welche ihren Redefluss unterbrochen hatte, starrte mich wütend an und ich starrte herausfordernd zurück. Bei ihr tat es mir noch nicht mal leid die Präsentation unterbrochen zu haben, sie hätte dasselbe bei mir getan. Nur wäre sie dabei diskreter Vorgegangen.
„Wenn sie nichts produktives zum Thema beisteuern können würde ich sie bitten jetzt die Gespräche mit Miss Greenville zu unterbrechen und sich auf den Unterricht zu konzentrieren", auch wenn sie es so formuliert hatte war dies keine Bitte. Mit ihrem strengen Dutt und der stocksteifen Haltung erinnerte Mrs. Baker mich unwillkürlich an Professor McGonagall aus den Harry Potter Büchern und jagte so ihren Schülern eine Heidenangst ein, auch mir. Schnell nickte ich und sie widmete sich wieder der perfekten Scarlett, welche ihren Vortrag mit einem eleganten Haarschwung fortsetzte. Natürlich fiel genau in diesem Moment das Licht auf ihre dunkelroten perfekt fliegenden Haare und sie sah aus wie ein Model aus einer Shampoo-Werbung. Aus den Reihen der Mädchen war ein neidvolles Seufzen zu hören, während die Jungen nur gebannt auf ihre endlos langen Beine starrten. Genervt verdrehte ich die Augen. Meiner besten Freundin ging es genauso. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Vicky und ich die einzigen waren die nicht auf ihr umwerfendes Äußeres hereinfielen. Vielleicht weil ich sie schon mein Leben lang kannte und praktisch zusammen mit ihr aufgewachsen war? Meine Mutter hatte ihrer Mutter kurz nach der Geburt meines kleinen Bruders Linus aus Geldnot unsere hübsche alte Villa verkauft und nun lebten wir als einzige Untermieter im Dachgeschoss des Hauses. Sehr großzügig. Vorallendingen wenn man bedachte, dass Scarlett und ihre Mutter bei jeder Gelegenheit verreisten und eine zweite Wohnung in einem dieser ultramodernen Wolkenkratzer besaßen (wieso konnten sie uns nicht einfach die ganze Villa überlassen?). Wenigstens hatten wir so unsere Ruhe und es war uns gestattet die Kellerräume zu betreten und wenn keine besonderen Anlässe anlagen sogar die Küche zu nutzen (tat ich aber auch so, wenn ich mal wieder eine Mitternächtliche Fressattacke hatte).
Ein kleiner pinker Zettel wanderte von rechts auf meinen Tisch. Ich warf Vicky einen belustigten Blick zu, aber sie blickte stur geradeaus.
Wir müssen uns überlegen wie wir deinen Stalker loswerden

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⏰ Last updated: Jul 15, 2017 ⏰

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Emma BlackbourneWhere stories live. Discover now