„Weil es immer so war“, flüsterte ich. Jula am anderen Ende räusperte sich. „Wer hat dich denn wegen der Prügelei bereits fallen gelassen? Willst Du wissen, wen man fallen gelassen hat? Ella. Wie viele reden an der Schule noch mit ihr? Diese Leute kann man an einer Hand abzählen. Das sind nämlich wir! Du, Junes, Lennox und ich! Sonst finden alle anderen Ella nur noch zum kotzen. Dich hingegen loben sie. Ich kann mir keine einzige Person – ausser vielleicht die Pfosten von Fischers Freunden – welche dich nicht mal mehr mit dem Hintern ansehen würde vorstellen! Die lieben Dich aufgrund deiner Tat, Flavien. Keiner an unserer Schule konnte Fischers Art und Weise mit allen umzugehen ausstehen“

Ich zitterte am ganzen Körper. Selbst redete ich es mir ein, dass es nicht aufgrund von Julas Predigt war, sondern wegen der Kälte, die dieser Scheisswind verursachte. „Willst Du wissen, wer mich nicht mal mehr mit dem Hintern anschaut? Mein verdammter Vater! Dem Scheisskerl von Vater bin ich Scheissegal, seitdem ich meinte, ich müsse mich für… Du weisst schon.“

Flavien“, begann Jula. „Das dein Vater der Meinung ist, dass er alles besser weiss. Und ich weiss, dass es auch nicht gerecht ist wie er dich und Ella behandelt. Aber steckt Junes doch nicht in solch eine Schulblade!“

Ich schluckte leer. Die Gänsehaut an meinem Körper wurde langsam schlimmer. „Einen Moment, Jula“, antwortete ich hastig, ehe ich aufsprang und irgendwo in der Nähe der Mauer mich übergab. „So, bin wieder da.“ „Du weisst, dass ich das gerade mitangehört habe, oder?“ „Tut mir leid“, flüsterte ich, worauf Jula am anderen Ende leise lachte.

„Hast Du das oft? Ich meine, dass Du aufgrund der Panik in Dir drin…“ „…kotzen muss?“, unterbrach ich Jula. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, wie diese nun am anderen Ende des Apparates nickte. „Tut mir Leid…“ „Schon okay“, flüsterte Jula. „Darf ich Dir einen Rat mitgeben?“ „Ich kann Dich ja nur unschwer davon abhalten.“

„Wie recht Du hast“, lachte Jula am anderen Ende. „Also Flavien. Ich wünsch mir von Dir. Nein, ich wünsche es mir nicht nur, ich verlange es sogar, dass Du nun deinen süssen Knackarsch hochbewegst. Geh zurück zu Junes. Der Junge soll Dir jetzt alles ins Gesicht sagen, was er von deiner Vergangenheit hält. Und Du rennst nicht weg!“

Ich merkte nicht, wie sich jemand neben mich in den Sand hatte fallen lassen. Erst, als jemand mir das Handy aus der Hand nahm realisierte ich das. „Kann er nicht. Bin ja jetzt da“, flüsterte er mit rauer Stimme, ehe er auflegte.

Junes Arme schlangen sich um mich. Er drückte mich ganz fest an sich. „Hör auf wegzurennen“, flüsterte er. „Glaubst Du echt, ich mag Dich jetzt nicht mehr?“

„Du solltest Angst vor mir haben!“, flüsterte ich genervt. „Angst im Sinne von, dass ich Dich mal so zu richte. Oder was wenn ich mal aggressiv gegen…“ – ich kam nicht weiter. Junes hatte seine Lippen auf meine Gedrückt. Seine Hände pressten meinen in den Sand. Ich fühlte mich so, als ob meine gesamte Panik von mir herunter glitt und im Meer ertrank. Jetzt aktuell gab es nur Junes und mich.

Je intensiver der Kuss wurde, desto mehr fiel eine Last von mir. Tränen bahnten sich ihren Weg üver meine Wangen, während Junes‘ Lippen auf meinen lagen.

Dieser Kuss war sanfter und zarter als alle anderen davor. Unschuldigen und weder verurteilend. Die Gänsehaut auf meinem Körper wurde intensiver, je näher wir uns waren. Ich spürte kaum, wie Junes Hand sich ihren Weg nach oben zu meinem Gesicht bahnte. Erst, als sein Daumen eine Träne fortwischte realisierte ich aufs Neue, dass Junes wirklich da war.

Die warme Haut seines Daumens brannte förmlich auf meiner. Winzige Sandkörner und salzige Tränen waren wohl keine gute Kombination. Die Körner juckten leicht auf meiner Haut, sodass ich mich nur ungern von Junes löste. Jedoch war sich an der Wange kratzen, während man gerade jemanden küsst keine gute Idee.

take my hand and run away [boyxboy]Where stories live. Discover now