Teil 2

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Ihre Bildersprache war oft Anlass zum Streit und lößte viele Diskussionen aus, da Ihre Bilder viel Raum für die verschiedensten Interpretationen bieten. Machen Sie sich viele Gedanken darüber, was für Bedeutungen andere Menschen in Ihren Bildern sehen?

Jeder möchte die Kunst verstehen.  Warum versucht man nicht, die Lieder eines Vogels zu verstehen? Warum liebt man die Nacht, die Blumen, alles um uns herum, ohne es durchaus verstehen zu wollen? Aber wenn es um ein Bild geht, denken die Leute, sie müssen es verstehen. Mich interessiert nur, was die Dinge auf meinen Bildern sind, nicht was sie bedeuten.
Wenn man aus bestimmten Dingen auf meinen Gemälden eine bestimmte Bedeutung herausliest, so kann dies völlig zutreffend sein, es aber nicht meine Absicht gewesen, diese Bedeutung mitzuteilen. Ich male Gemälde um seiner selbst willen, ich male Dinge um ihrer selbst willen. Die Bedeutung steckt in meinem Unterbewusstsein. Es gibt keine bewusst propagandistische Absicht in meiner Malerei
...außer im Guernica Bild

Ich bewundere Ihre Art frei zu denken und ihre Entschlossenheit. Wie würden Sie Ihren Grundgedanken zum Malen beschreiben?

Ich verhalte mich in meiner Malerei so, wie ich mich in Bezug auf die Dinge verhalte. Ich mache ein Fenster genauso wie ich aus einem Fenster schaue. Wenn sich dieses geöffnete Fenster in meinem Bild nicht gut macht, ziehe ich einen Vorhang vor und schließe es, genauso wie ich es in meinem Schlafzimmer getan hätte. In der Malerei muss man handeln wie im Leben.

Handeln Sie im Leben eher überlegt und lassen sich bei Entscheidungen Zeit oder sind Sie ein spontaner Mensch?

Ich würde mich als Mensch beschreiben, der sich durchaus Gedanken über sein Handeln macht, aber auch in der Lage ist spontane Entscheidungen zu treffen.

Ihre Werke sind international bekannt und haben schon viele Menschen berührt. Woher bekommen Sie die Inspirationen und Ideen für Ihre Werke?

Ein Bild ist nicht von vornherein fertig ausgedacht und festgelegt. Während man daran arbeitet, verändert es sich in dem gleichen Maße wie die Gedanken. Und wenn es fertig ist, verändert es sich immer weiter, entsprechend der jeweiligen Gemütsverfassung desjenigen, der es gerade betrachtet.

Würden Sie immer Möglichkeiten finden, um zu malen? Nehmen wir einmal an, dass das Geld oder die Mittel knapp werden würden. Was würden Sie in so einer Situation tun?

Wenn ich mir keine Ölfarbe mehr leisten kann, kaufe ich Wasserfarben. Wenn für Wasserfarben kein Geld mehr bleibt, bitte ich um Bleistifte. Wenn die Bleistifte ausgehen, man mich ins Gefängnis wirft, spuck ich mir auf die Finger und bemale die Wand.

In Bezug auf meine letzte Frage würde es mich interessieren, ob es einen bestimmten Grund gibt, warum Sie gerne mit Scheck bezahlen.

Die Leute behalten meinen Scheck lieber wegen meiner berühmten Unterschrift, als ihn einzulösen.

Und zum Schluss habe ich noch eine Frage Monsieur Picasso. Gibt es etwas, was Sie in Ihrem bisherigen Leben bereut haben?

Das Einzige, was ich in meinem Leben bedauere ist, keine Comics gezeichnet zu haben.

Ich bin sehr erfreut darüber, dass ich Sie kennenlernen durfte und bedanke mich ganz herzlich für das interessante Gespräch.

Ich habe ebenfalls zu Danken.

Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß und Erfolg an der Kunst. Und vor allem großes Vergnügen an Ihrem großen Tag heute.

Vielen Dank.

Ein Interview mit Pablo PicassoWhere stories live. Discover now