Montag, 25.Oktober 1971 // Teil 1

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Es ist Montag, der 25. Oktober. Wir befinden uns im Jahr 1971. Es ist ein schöner Oktobermontag und wir feiern ein besonderes Ereignis. Pablo Picasso, einer der wohl bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts, wird heute 90 Jahre alt. Anlässlich seines 90. Geburtstages, findet heute eine Werkschau im Louvre in Paris statt. Er ist der erste Künstler, dem diese Ehre zu Lebzeiten erwiesen wird.

Guten Tag, Monsieur Picasso. Ich wünsche Ihnen im Namen unserer ganzen Redaktion alles erdenklich Gute, viel Gesundheit und Freude in ihren weiteren Lebensjahren.

Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen guten Tag. Ich bedanke mich bei Ihnen und Ihrer Redaktion und freue mich heute hier sein zu dürfen.

Mein Vorgesetzter kann diesen Termin wegen einer Krankheit nicht wahrnehmen, deshalb nehme ich heute seinen Platz ein. Ich hoffe das stellt keine Probleme für sie da.

Ich denke nicht, dass es Umstände machen wird. Ich freue mich immer über neue Gesichter.

Haben Sie denn auch gut hergefunden?

Es verlief alles ohne Probleme, danke der Nachfrage.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass heute Ihnen zu Ehren eine Werkschau im Louvre stattfindet. Sie sind der erste Künstler, dem diese Ehre zu Teil wird. Was sagen Sie dazu?

Ich fühle mich sehr geehrt und kann meine Freude darüber kaum in Worte fassen. Ich bin mir um mein Talent bewusst, dennoch war ich überrascht.

Werden Sie trotz der Veranstaltung im Kreise der Familie feiern?

Meine Familie wird heute Abend anwesend sein. Dennoch werden wir die Familienfeier im engen Kreis nachholen.

"Les demoiselles d' Avignon" war eines Ihrer ersten Hauptwerke, bei dem sich die Stilrichtung des Kubismus ganz klar erkennen lässt. Wie kamen Sie zum Kubismus?

Ich bemerkte, dass die Malerei einen selbstständigen Wert hat, unabhängig von der sachlichen Schilderung der Dinge. Ich fragte mich, ob man nicht die Dinge eher so malen müsse, wie man sie kennt, als wie man sie sieht. Die verschiedenen Stilarten, die ich in meiner Kunstangewandt habe, darf man nicht als Entwicklung oder als Stufen auf dem Weg zu einem unbekannten Ideal in der Malerei betrachten. Alles, was ich je gemacht habe, habe ich für die Gegenwart gemacht und in der Hoffnung, dass es immer in der Gegenwart lebendig bliebe...
Wenn ich etwas zu sagen hatte, dann habe ich es auf die Art gesagt, auf die es, wie mir schien, gesagt werden musste. Da die Malerei eine ihr eigene Schönheit hat, kann man eine abstrakte Schönheit darstellen, die Malerei ist. So kam ich für einige Jahre zum Kubismus.

Sie haben sich sehr intensiv mit dieser Stilrichtung beschäftigt. Wie würden Sie persönlich den Kubismus beschreiben?

Der Kubismus ist weder ein Samenkorn noch ein Fötus, sondern eine Kunst, der es vor allem um die Form geht. Und wenn eine Form einmal geschaffen ist, dann ist sie da und lebt ihr eigenes Leben weiter.

Das ist eine äußerst interessante Antwort, Monsieur Picasso. Sie als Künstler, wie würden Sie die Kunst als Solche definieren?

Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen sage, dass ich Ihnen definiere : Was ist Kunst? Wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten.

Ein Interview mit Pablo PicassoМесто, где живут истории. Откройте их для себя