Überraschungen soweit das Auge reicht

Start from the beginning
                                    

"Ist schon gut, Mum." beruhigte ich sie lächelnd und kritzelte währenddessen kleine Tornados auf den Rand meines Blattes. "Danke für die Glückwünsche und ich vermisse euch auch."

"Süße, es tut mir so leid, dass wir nicht zusammen feiern können, aber diese Meetings und Präsentationen sind sehr wichtig für die Firma." Dann fügte sie im Flüsterton hinzu. "Aber ich muss gestehen, die Leute hier machen mir ein wenig Angst."

Ich lachte.

"Keine Sorge, wir werden das nachholen." versprach meine Mutter und ich merkte, wie meine Mundwinkel schon wieder zu zucken begannen.

"Ich weiß. Ich freue mich schon darauf." sagte ich leise.

"Ich mich auch." Eine kurze Pause entstand. "Hast du eigentlich schon in dein Geschenk geschaut?" platze es dann plötzlich aus ihr heraus.

"Oh!" rief ich überrascht aus. "Nein, das habe ich vergessen."

"Dann mach das mal schnell und sage mich, ob es dir gefällt und auch passt." drängte Mum mich aufgeregt. "Rufe mich dann am besten heute Abend an, in Ordnung? Ich muss gleich in eine Besprechung."

"Ja, geht klar. Bis heute Abend und viele Grüße an Dad!"

"Richte ich aus. Hab dich lieb."

"Ich dich auch. Bye."

"Bye."

Ich legte auf.

Ein breites Grinsen stahl sich in mein Gesicht und ich sprang auf. Aufgeregt steuerte ich auf meinen Schrank zu, zog den silbernen Kleidersack hervor und legte ihn dann vorsichtig auf mein Bett.

Langsam zog ich an dem Reißverschluss und als erstes stach mir ein Zettel ins Auge, auf dem stand:

Ich bin sicher, du wirst umwerfend darin aussehen und deinem lieben Mitbewohner gehörig den Kopf verdrehen ;) Schicke mir unbedingt ein Foto (natürlich mit Len)!!!

Alles Liebe zum Geburtstag <3

-Mum&Dad

Ergebend seufzend legte ich das Papier beiseite und richtete meinen Blick auf den Inhalt des Sackes. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich den dunklen, weinroten Stoff betrachtete.

Vorsichtig hob ich das Kleid aus seinem Schutzmantel und hielt es an meinen Körper. Es war bodenlang, aus feinster Seide und besaß in der Mitte auf Bauchhöhe eine Art silberne, längliche Brosche, um einige quergelegte Stofflagen, die die Taille betonten,  zusammenzuhalten,

Verträumt strich ich über den Stoff. Also Sorgen um meine Ballkleid, brauchte ich mir jetzt nicht mehr zu machen.


Ob mir es passt?

Eilig verbarrikadierte ich mich im Bad und ließ meine Klamotten achtlos auf den Boden fallen, bevor ich in den weichen Stoff stieg.

Es passte.

Es passte wie angegossen. Wortwörtlich.

Das konnte doch nicht bloß Seide sein. Meine Mum hatte bestimmt irgendetwas mit diesem Kleid gemacht. Es floss meinen Körper hinab, als wäre es eine zweite Haut. Leicht, kaum spürbar.

Es betonte genau das, was zu betonen war und ließ sogar so manch unerwünschte Rundung verschwinden.

Als ich mich so im Spiegel sah, beschlich mich ein drückendes Gefühl und ich kämpfte gegen aufsteigende Tränen.

Mein neues IchWhere stories live. Discover now