Gleichzeitig bedeutet es, dass du nun den Grund für mein Verschwinden erfahren wirst.

Als ich gemerkt habe, wie du dich immer weiter von mir entfernt hast, wurden mir einige Dinge klar.

Zum einen, dass du mich nicht braucht um glücklich zu sein. Mein Plan war es dir zu helfen, deine Vergangenheit zu verarbeiten. Doch anstatt dir zu einer glücklichen Zukunft zu verhelfen, habe ich dich immer wieder an die Vergangenheit erinnert und deine Narben damit immer wieder aufgerissen. Es gibt andere Menschen in deinem Leben die die glücklich machen, ohne sich groß anstrengen zu müssen. Ihre bloße Anwesenheit zaubert ein Lächeln auf dein Gesicht. Ich denke darauf war ich eifersüchtig.

Zum anderen ist mir klar geworden, dass ich wiederum dich brauche um glücklich zu sein. Die letzte Woche war grausam. Die erste und einzige Person mit der ich reden konnte, die mich verstanden hat, war auf einmal die Person, mit der ich kein Wort mehr wechseln konnte.

Diese beiden Dinge kombiniert haben dazu geführt, dass ich das Versprechen, das ich mir selbst gegeben habe, erneut gebrochen habe.

Was ich anschließend tat könnte ich auf meinen Alkoholpegel schieben, oder ich bezeichne es einfach als Dummheit.

Aus irgendeinem Grund dachte ich, dass es nur einen Weg gibt, um unsere "Freundschaft" zu retten: dir alle anderen Freunde zu nehmen. Ich dachte wenn du niemanden mehr hast, kommst du sofort zu mir zurück. Ja, Dummheit ist definitiv das richtige Wort.

Anschließend war ich zu feige, um mich die gegenüber zu stellen. Ich wusste, dass ich alles zerstört und dich unglücklich gemacht hatte. Also habe ich meine Sachen gepackt, die den bescheuerten Zettel hinterlassen und die Uni verlassen.

Zumindest fast.

Die Nacht habe ich auf dem Uni-Parkplatz, in meinem Auto verbracht. Erst als ich komplett nüchtern war, bin ich losgefahren. Zuerst wusste ich nicht wohin, doch dann bin ich hierher gekommen. Ich werde nicht hier bleiben, aber solltest du tatsächlich nach mir suchen, soll dieser Brief dir helfen, das Ganze zu verstehen. Ich kann mich nicht entschuldigen. Ganz einfach weil meine Fehler unverzeihbar sind. Trotzdem solltest du erfahren, weshalb ich diese Fehler gemacht habe.

Ich weiß nicht was Liebe ist. Aber ich weiß, dass ich dich vermisse.

Ich vermisse deine neugierigen Fragen nach meinen Tattoos und meiner Vergangenheit.

Ich vermisse deinen erschrockenen und zugleich überwältigten Blick nach jedem einzelnen Kuss.

Ich vermisse deinen Drang nach meiner Nähe, wenn dich mal wieder ein Albtraum geplagt hat.

Diese Liste könnte vermutlich endlos weitergehen, doch am meisten vermisse ich deine Anwesenheit an meiner Seite.

Und ich wünschte ich könnte dich so glücklich machen wie du mich. Doch diese Fähigkeit besitze ich nicht und deshalb lasse ich dich gehen.

Ich werde nicht nach London zurück kommen.

Versprich mir, dass du glücklich wirst. Niemand verdient das so sehr wie du.

Ich werde das gleiche versuchen. Ich hatte einmal ein glückliches Leben. Vielleicht gelingt es mir, das zurückzugewinnen.

Und vielleicht werden sich unsere Wege dann wieder kreuzen.

Bis dahin, alles Glück der Welt!

H.

Minutenlang starrte ich auf den Brief. Las ihn immer und immer wieder. Das hier war keine Schnitzeljagd. Es war eine Aufforderung, mit der Suche nach ihm aufzuhören. Ich hatte mit vielem gerechnet. Aber nicht mit so etwas.

Ich weiß nicht was Liebe ist. Aber ich weiß, dass ich dich vermisse.

Erwartete er ernsthaft, dass ich nach diesen Worten nicht weiter nach ihm suchen würde?

Ich wünschte ich könnte dich so glücklich machen wie du mich.

Glücklich. Ich machte ihn glücklich. Harry. Den Jungen, der alles immer nur negativ zu sehen schien und nicht einsehen konnte, dass auch er ein schönes Leben verdiente.

Ich musste ihn finden. Ihm sagen, dass er falsch lag. Dass auch ich ihn vermisste. Dass auch ich ihn brauchte. Dass er mir geholfen hatte. Ich zuckte beim Klang meines Namens nicht mehr zusammen. Die Albträume waren seltener geworden. All das schien ihm nicht klar zu sein. Unsere Beziehung war längst nicht mehr nur physisch. Alle Zeit die ich mit Niall verbracht hatte, all unsere Gespräche schienen bedeutungslos, im Vergleich zu der Zeit mit Harry. Nur in seiner Gegenwart konnte ich wirklich ich selbst sein.

Doch jetzt war Harry weg. Und alles was ich hatte, war dieser Brief.

Ich weiß nicht was Liebe ist. Aber ich weiß, dass ich dich vermisse.

DARK turns to LIGHTWhere stories live. Discover now