Kapitel 21

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"Bitte sag niemandem etwas!", flehte ich Louis an. Er schüttelte sofort den Kopf. "Natürlich nicht. Aber du solltest mit Beth reden. Und mit Niall am besten auch. Irgendwann wird es bestimmt rauskommen und dann hast du ein richtiges Problem." - "Und was wenn es nicht rauskommt? Ich habe nicht vor es irgendjemandem zu sagen und Harry genauso wenig. Wenn du also auch nichts sagst..." Wieder schüttelte Louis den Kopf. "Lizzy, es wird rauskommen. Irgendwer wird sich verplappern. Vielleicht nicht mit Absicht, aber du kannst nicht davon ausgehen, dass es für immer... geheim bleibt." Falsch lag er damit ganz bestimmt nicht. Dennoch konnte ich nur hoffen, dass es nicht passieren würde. 

"Ist Harry auch schon zurück?", fragte Louis nach einer Weile. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, der kommt erst morgen wieder." - "Gut." Überrascht sah ich ihn an. "Wie meinst du das?" - "Wir gehen heute Abend irgendwo hin. Du, Niall und ich. Vielleicht auch Beth. Irgendwann werde ich einen von beiden weglocken und dann redest du mit dem anderen. Bevor es wirklich zu spät ist." Stöhnend ließ ich mich auf den Rücken fallen. "Darf ich nicht wenigstens selbst entscheiden wann ich es ihnen sage?" Louis zuckte mit den Schultern. "Eigentlich schon, aber so wie ich dich kenne, wirst du es dann nie tun. Und... Niall mag dich wirklich gerne. Er ist ein prima Kerl, also versau das nicht." 

Im nächsten Moment ging die Tür auf. "Louis, deine Sachen waren nicht mehr da, also such sie mal lieber selbst. Ich bin nicht dein - " Sobald Niall mich sah, verstummte er. "Oh. Hi Lizzy." - "Hey", murmelte ich und richtete mich auf. "Ich wusste gar nicht, dass du hier bist. Also in London. Wolltest du nicht zu deiner Mutter?" Louis hüstelte kaum hörbar, was ihm einen warnenden Blick meinerseits einbrachte. "Da war ich auch. Ich bin nur schon früher zurück gekommen." Niall warf die Ordner und Bücher die er in der Hand hatte auf sein Bett und setzte sich. "Achso... dann kommst du heute Abend mit?" Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, antwortete Louis für mich: "Ja, tut sie. Und Beth auch. Wenn das für dich okay ist?" Niall nickte. "Klar. Aber es bleibt bei der Bar, die wir gestern gefunden haben?" Dieses Mal nickte Louis. "Ja. Sagst du Beth Bescheid, Lizzy?" Ich stand auf und ging zur Tür. "Mach ich. Wann wollt ihr los?" - "Ich schreib dir rechtzeitig." 

Natürlich hatte Beth nichts dagegen, mitzukommen. "Die Jungs haben mir vorher schon ganz begeistert von der Bar erzählt. Mal gucken, ob die wirklich so toll ist." Lachend zuckte ich mit den Schultern. "Wenn nicht, haben wir ab jetzt die Kontrolle darüber, wo wir hingehen." Beim Gedanken daran, dass ich noch heute entweder ihr oder Niall die Wahrheit sagen musste, wurde mir schlecht. Aber wenn Louis sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog er das auch durch. 

Ein paar Stunden später standen wir alle vor einer von außen wirklich nett aussehenden Bar. Louis hielt uns die Tür auf. "Immer hereinspaziert." Beth und ich gingen voran, während die Jungs uns folgten. Die erste halbe Stunde verbrachten wir zu viert an unserem Tisch. Die Stimmung war gut und mein Gespräch mit Louis geriet immer mehr in Vergessenheit. Doch auf einmal drehte dieser sich zu Beth um. "Hast du Lust ein bisschen zu tanzen?" Natürlich sagte sie nicht nein, sonst stimmte begeistert zu. Im nächsten Moment waren die beiden verschwunden. Und ich blieb mit Niall am Tisch zurück. Danke Louis, vielen Dank. 

"Ehm... möchtest du auch tanzen?", fragte Niall zögernd. Sofort schüttelte ich den Kopf. "Nein. Ich bin nicht so der Tanz-Typ." Aus seinem etwas verhalteten Lächeln wurde ein breites Grinsen. "Sehr gut. Hättest du ja gesagt, wäre das mein Ruin gewesen. Wahrscheinlich hätte ich mein ein Bein gebrochen oder so. Zumindest wäre es sehr peinlich geworden." - "Keine Sorge, ich fühl mich hier am Tisch äußerst wohl. So weit weg von der Tanzfläche wie möglich." Er nickte bestätigend. "Oh ja! Und ein bisschen Essen in der Nähe." Grinsend griff er in die Schale mit Erdnüssen, die vor uns stand. "Allerdings, das kann nie schaden.", stimmte ich ihm zu. "Weißt du was mir ausgefallen ist?", fragte er mit gerunzelter Stirn. Es ging um Harry. Er wusste, dass ich am letzten Wochenende bei ihm im Zimmer geschlafen hatte. Vermutlich war ihm irgendetwas an meinem Verhalten aufgefallen und jetzt wusste er auch wo ich letzte Nacht war. "Was denn?", fragte ich nervös. "Ich weiß irgendwie kaum etwas über dich. Klar, wir haben einige Kurse zusammen, sehen uns ständig, reden miteinander... aber wirklich kennen tu ich dich nicht. Was ich ziemlich schade finde, ehrlich gesagt." Erleichtert atmete ich auf. "Hm ja, kann sein... Was möchtest du denn wissen?" Niall zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung... ich meine ich weiß nichtmal wo du herkommst, ob du Geschwister hast... gar nichts." - "Das sind doch schon ein paar Fragen.", sagte ich lachend. "Also... ich komme aus Surrey. Da habe ich glaub ich schon mein ganzes Leben lang gewohnt, nicht sonderlich spektakulär. Und nein, ich bin Einzelkind. Wie sieht es bei dir aus?" Bevor er antwortete, griff er erneut nach ein paar Erdnüssen. "Irland." Okay, darauf hätte ich vermutlich auch selbst kommen können. Sein Akzent war mehr als ausgeprägt. "Wo genau?", fragte ich neugierig. "Mullingar, ziemlich kleine Stadt. Oder besser gesagt kleiner Ort. Aber es ist schön da. Jeder kennt jeden... quasi eine riesige Familie." - "Apropos Familie, hast du Geschwister?" Er nickte. "Ja, einen Bruder. Der ist aber um einiges älter als ich. Verheiratet, Vater..." Überrascht hob ich die Augenbrauen. "Du bist schon Onkel?" Wieder nickte er, ein schiefes Grinsen zierte sein Gesicht. "Theo ist der süßeste kleine Kerl auf dieser Welt. Irgendwann sorg ich dafür, dass du ihn kennenlernst!" - "Mit Vergnügen!", entgegnete ich. 

"Wollen wir vielleicht nach draußen gehen? Wenn wir uns weiter hier drinnen unterhalten, hab ich morgen keine Stimme mehr." Ich nickte zustimmend. Die Musik schien wirklich immer lauter zu werden. "Sollen wir den anderen Bescheid sagen?", fragte ich und sah suchend durch die Menge. Erfolglos. Aber Niall schüttelte den Kopf. "Ist glaube ich nicht nötig. Die werden schon wissen, dass wir draußen sind. Und zur Not können sie uns ja jederzeit erreichen." Er hielt sein Handy hoch. "Stimmt." Draußen war es bereits dunkel und auch nicht mehr sonderlich warm. Zum Glück hatte ich vorhin eine Jacke mitgenommen. "Okay, ich hab ehrlich gesagt auf dem Hinweg nicht wirklich aufgepasst.... wo sind wir hier überhaupt?" Etwas ratlos sah ich mich um. Niall zeigte nach rechts. "In die Richtung geht es zur Uni. Glaube ich." Ich hob die Augenbrauen. "Glaubst du?" Grinsend nickte er. "Ich glaube ich weiß es. Aber wolltest du jetzt schon zurück gehen?" - "Nein nein, ich wollte nur wissen wo wir sind. Mein Orientierungssinn ist nicht der beste." Niall zuckte mit den Schultern und legte einen Arm um meine Schultern. "Dafür hast du ja mich." Während wir uns in Bewegung setzten, blieb sein Arm wo er war. Ich konnte nicht behaupten, dass mich das störte. Ganz im Gegenteil. Allerdings hatte ich noch immer nicht das getan, was Louis von mir verlangte. Dementsprechend erschrocken zuckte ich zusammen, als Niall genau dessen Namen erwähnte. "Du und Louis... ihr seid schon ziemlich lange befreundet, oder?" - "Allerdings... wir sind quasi zusammen aufgewachsen. Er wohnt nur ein paar Häuser weiter, wir sind ungefähr gleich alt... er ist wie ein Bruder für mich.", erklärte ich. "Ja, man merkt, dass ihr euch sehr nahe steht." Ich schnaubte, musste jedoch lächelnd. "Du hast noch keinen unserer Streits erlebt! Normalerweise reden wir dann für mehrere Wochen nicht mehr miteinander. Bis einer von uns einknickt. Und dann entschuldigen wir uns beide tausendmal, versichern uns wie sehr wir uns lieben und alles ist wieder gut." Niall nickte lachend. "Genauso wie bei meinem Bruder und mir. Allerdings hat unser Schweigen auch schon mal einige Monate angehalten. Aber in letzter Zeit kommen wir wieder besser miteinander klar. Theo hat für Frieden gesorgt."

Ungefähr eine Stunde lang gingen wir durch die Gegend. Dabei erzählten wir abwechselnd von peinlichen, aber auch schönen Erlebnissen in unserer Kindheit und Jugend. Es tat gut, mit Niall zu reden. Immer wieder brachte er mich zum Lachen. Die ganze Zeit über blieb sein Arm auf meinen Schultern liegen. Ohne wirklich in eine bestimmte Richtung gegangen zu sein, blieben wir schließlich vor dem Tor der Uni stehen. Oder vielleicht waren wir in eine bestimmte Richtung gegangen und ich hatte es bloß nicht mitbekommen. "Da wären wir...", murmelte Niall und sah zum Gebäude, in dem noch einige Fenster erleuchtet waren. "Es war wirklich schön, endlich mal ein bisschen Zeit mit dir alleine zu verbringen.", sagte ich und lächelte ihn an. Er erwiderte mein Lächeln sofort. "Oh ja, fand ich auch. Sollten wir unbedingt wiederholen!" Zustimmend nickte ich. Mittlerweile hatte er seinen Arm von meinen Schultern genommen, wir standen uns jetzt gegenüber. Niall bis sich auf die Unterlippe und sah kurz zu Boden. Dann runzelte er die Stirn. "Weißt du... eigentlich mache ich sowas nicht. Aber ich glaube wenn ich es jetzt nicht mache, bereue ich das später. Und dann kann ich nicht schlafen. Was sehr schade wäre." Bevor ich fragen konnte, wovon er sprach, hatte er seine Lippen schon auf meine gelegt. Es war nur ein kurzer, zärtlicher Kuss. Dennoch sorgte er dafür, dass mein kompletter Körper zu versteinern schien. "Gute Nacht, Lizzy.", murmelte Niall und ging einen Schritt zurück. "Gute Nacht", flüsterte ich. Im nächsten Moment hatte er sich umgedreht und ging in Richtung des EInganges, hinter dem sein Zimmer lag. Die Tatsache, dass mich an einem Tag gleich zwei Menschen geküsst hatten, war alles andere als positiv. Und auf meine nächste Begegnung mit Louis freute ich mich schon jetzt unglaublich. Hoffentlich würde ich das überleben. 

DARK turns to LIGHTWhere stories live. Discover now