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Wer das hier liest ist verpflichtet, ein Kommentar dazulassen! Sorry:) man liest sich dann in den Kommis😊

Einen Moment lang starrten wir uns nur in die Augen. Meine waren selbstbewusst und ehrlich, doch in seinem Blick konnte ich irgendetwas trauriges erkennen.

Langsam wich er von mir weg und drehte sich zur Seite.
Angespannt fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht, wie um seine starren Gesichtsmuskeln zu lösen, doch als er die Hand wieder weg nahm, hatte er bloß wieder seine kühle Maske aufgesetzt, durch die ich seine Gefühle nicht mal erahnen konnte.

Alles was ich sehen konnte, war eine eiskalte Statue. Wunderschön und beeindruckend, ja, aber schlussendlich einfach bloß eine Statue.

Und irgendwo unter diesem Schutzschild war Noah.

Enttäuscht lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand und beobachtete seine verhärteten Gesichtszüge.

"Immer wenn ich ehrlich zu dir bin, verschließt du dich." murmelte ich, während ich seine Reaktion beobachtete. "Warum?" Am Ende glich meine Stimme nur noch einem Flüstern, doch es war so still, dass man wahrscheinlich selbst eine Stecknadel hätte fallen hören können, sodass ich mir sicher war, dass er mich trotzdem verstanden hatte.

"Weil ich dir weh tun werde." sagte er. Seine Stimme war zwar immer noch monoton, doch seine Augen schimmerten flehentlich.

"Du wirst mich nicht schlagen. Warum hast du bloß mehr Angst vor dir selbst, als es andere vor dir haben?" Ich bemühte mich wirklich nicht laut zu werden, doch ich hatte meine Stimme nicht mehr im Griff.

"Weil ich alles in meinem Umfeld zerstöre, wie ein Tornado, wie eine Flutwelle, wie ein haushohes Feuer, verdammte Scheise.
Und niemand konnte oder kann dem entwischen.
Und davor habe ich am meisten Angst." Noah starrte mir direkt ins Gesicht, mit diesen tiefgrünen verletzlichen Augen, die um die Pupille leicht gräulich glänzten.

Ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte. Gut, manchmal war er etwas aggressiv, aber er war hauptsächlich gegen Andrew anfällig.

Aber er gab sich ja auch noch die Schuld für den Tod seiner Mutter. Wahrscheinlich war es ehet das, worauf er anspielte.

"Das mit deiner Mutter, also Lily-...das war nicht deine Schu-" versuchte ich es, aber er unterbrach mich grob.
"ES WAR MEINE SCHULD!" Brüllte er so plötzlich und verzweifelt, dass ich zusammenzuckte. "Es war alleine meine Schuld, dass Lily tot ist, und niemand wird sie mir je wiedergeben können! Niemand! Niemals."

Ich spürte, wie sich meine Brust schmerzhaft zusammenzog, weil ich spürte, wie sehr es ihn von innen heraus vergiftete, dass er sich für Lilys Tod verantwortlich machte. Als Noah sich vollends von mir abwandte und seine Hände fest gegen das kalte Mauerwerk drückte, wollte ich auf ihn zugehen, ihn drücken und nicht mehr loslassen, aber ich wusste, dass er einen Moment Ruhe brauchte.

"Aber ich bin da." Sagte ich nach einer Weile. Die Worte rollten mir wie von alleine über die Zunge,  aber ich meinte sie volkommen ehrlich.

Noah war nicht allein, er musste seine Vergangenheit nicht alleine bekämpfen.

"Ich werde dir helfen. Und ich lass dich nicht mehr gehen." Flüsterte ich, und starrte ihm fest in die tiefgrünen Augen.

"Siehst du." Schnaufte Noah frustriert. "Und genau da liegt das Problem, Kleines."

~

Ich spürte, dass Victoria mich von der Seite her beobachtete, und darauf wartete, dass ich ihr mein nachdenkliches Schweigen erklärte, aber ich konnte nicht.

Ich weiß, dass ich ihr alles anvertrauen kann, aber es ist nicht meine Entscheidung, ob sie Noahs Geschichte kennen durfte, und bevor ich mich noch verplapperte, schwieg ich lieber.

"Da du anscheinend nicht vor hast, mir zu erzählen was los ist, rede einfach ich." Durchbrach Vic nach einer Weile das Schweigen und lehnte sich zu mir.
Wir saßen gerade hinter der Klinik auf einer mit Graffitys übersähten kleinen Mauer und starrten in den bewölkten Himmel.
Die Luft roch nach Regen.

"Ich werde gehen." Sagte sie, und lehnte sich weiter nach hinten, während sie die Augen schloss und die feuchte Luft tief in sich einatmete.

Erschrocken fuhr ich hoch und starrte die Rothaarige an.
"Was?"

"Du hast mich schon verstanden."

"Aber warum?"

"Die Therapie hat angeschlagen. In letzter Zeit esse ich beinahe wieder normal, und das beinahe reicht meinen Eltern. Innerhalb der nächsten Tage fahre ich wieder nach Hause." Sie öffnete die Augen wieder.

Auf meinen fragenden Blick hin seufzte sie und erklärte: "Ich habe selbst entschieden, hier her zu kommen, meinen Eltern war das relativ egal. Aber sie hatten eine Zeit lang Ruhe von mir, deswegen haben sie zugestimmt, dass ich her komme. Jetzt wollen sie, dass ich wieder zurück komme." Sie lachte bitter auf.

"Vielleicht vermissen sie dich." Versuchte ich es vorsichtig.

"Mädchen, du bist in eine Scheiß Goldgrube hineingeboren, du hast keine Ahnung wie Menschen wie meine Eltern ticken. Reiche wiederwärtige Säcke, die alles tun würden, um im Gespräch zu bleiben.
'Oh meine arme Tochter, es wird Zeit, dass wir sie wieder nach Hause holen, unsere armen Herzen verkraften die Trennung nicht mehr.' Und schon haben sie die Schlagzeilen sicher:'Rührendes Interview über ihre magersüchtige Tochter: Sie kommt nach Hause zurück!' "

Ich sagte nichts, sondern starrte bloß die kalte Fassade der Klinik an.

"Jetzt tu ich dir leid, richtig? Das brauch ich nicht. Mir gehts gut. Schau, warum sollte es mir schlecht gehen? Eine wunderschöne starke Frau sitzt hier auf dieser Mauer.
Ach...und du bist ja auch da."

Sie grinste mich neckend an.
Ich verdrehe grinsend die Augen und umarme sie dann.

"Du wirst mir fehlen, Vic." Murmelte ich und drückte sie fester an mich.
Sie atmete leise durch die Nase aus.
"Du hast ja keine Ahnung, du Verrückte."

Summer and WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt