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Ich konnte mir ein panisches Kieksen nur knapp verkneifen und biss mir nervös auf die Innenseite meiner Wange.

Scheise, scheise, scheise.

Ich hörte, wie Noah tief ausatmete und dann, in seinem gewohnt genervtem rauen Tonfall erwiderte: "Mach doch was du willst. Aber echt, Mann, die Störungen wachsen bei dir auch von Tag zu Tag. Du solltest darüber reden, Gershwin, echt. Ich bin für dich da."

Den letzten Teil sagte er mit so viel Ironie in der Stimme, dass ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen konnte.

Andrew stieß etwas aus, dass wie eine Mischung aus Fauchen und Zischen klang und in meinem Kopf reifte ein Bild von ihm, mit rot angelaufenem Schädel heran, der sich vor Wut aufblähte und irgendwann so groß war, dass er wegflog.

Wait...What?!

"Halts Maul, Winter. Ich weiß, dass Holly hier irgendwo versteckt ist. Holly!" Rief er mich mit angespannter Stimme.

Ich schlug mir (in Zeitlupe, sonst wäre es zu laut gewesen) gegen die Stirn und verdrehte die Augen.
Als ob ich jetzt rufen würde: Jaa, hier im Bad! Komm her, ich versteck mich hier vor dir!

"Ehrlich, kommst du dir nicht bekloppt vor, wenn du eine Person rufst, die gerade wahrscheinlich auf der anderen Seite der Stadt in ihrem Bett liegt?" Fragte Noah spöttisch. Ich konnte mir sein abschätziges Grinsen nur zu gut vorstellen.

"Halts Maul! Ich werde sie finden, sie ist hier, du kannst mir nichts vormachen, und jetzt aus dem Weg, Winter! Und wenn ich sie finde wirst du der Maßen Ärger bekommen, dafür sorge ich!"

"Goldie steht nicht so auf Heimscheißer wie dich, also mach dir gar keine Hoffnungen, Gershwin." Spottete Noah.

"Halt dein Maul!" Zischte Andrew wütend.

Ich konnte hören, wie das Bett verschoben wurde, der Schrank und die Schubladen aufgerissen wurden (als könnte ich mich im Unterhosenfach verkriechen) doch als ich hörte, dass die Schritte in Richtung Badezimmer kamen, fingen meine Beine an zu zittern.

Nervös starrte ich die Tür an und wartete darauf, dass sich der Griff drehte. Panisch sah ich mich nach einem geeignetem Versteck um.

"Ehi, Mann. Lass deine Scheis Finger von der Tür!" Brüllte Noah und ich hörte ein lautes Krachen, als er Andrew von der Tür wegzerrte.

Versteck dich, Summer! Los! Feuerte ich mich in Gedanken hektisch an.

Die Dusche?
Zu eindeutig.
Der Schrank?
Unkreativ.
Unter den Handtüchern?
Nein.

Mein Blick fiel auf das kleine Dachfenster und ich fasste einen Beschluss.

"Da ist niemand drin, du Wichser!" Brüllte Noah von drausen. Wieder ein Krachen.

Panisch holte ich tief Luft.

Und endlich lohnten sich die sechs Jahre Kletterunterricht als Kind in der Vertikale.

Vorsichtig stieg ich auf den Schrank und zog mich dann am Fensterrahmen nach oben. Leider Gottes stieß ich dabei den Rasierspiegel um, der zu Boden fiel und in tausend Scherben zersplitterten.
Ich zuckte zusammen und biss die Zähne aufeinander.
Das war vielleicht ein bisschen auffällig.

Ein triumphierendes "Hah!" War von drausen zu hören und der Türknauf drehte sich.

Unter Aufwand meiner letzten vorhandenen Armmuskeln zog ich mich nach drausen und fand mich auf dem dunkelgrauen Blechschindel Dach der Klinik wieder.

Kühler Wind empfing mich, der direkt durch die Jogginghose und Noahs Shirt blies. Eine Gänsehaut überzog meine Arme.

Nervös sah ich mich um, und kontrollierte, ob ich tot sein würde, wenn ich fallen würde und jap, jap das wäre ich wohl.

Ängstlich klammerte ich mich an den Dachschindeln fest. Das war dann doch wieder etwas anderes als das gesicherte Klettern in der Halle.

Meine nackten Füße wurden von so manchen Steinchen oder Rillen aufgekratzt und meine Hände wurden langsam aber sicher eiskalt.

Ich hörte aufgebrachte Stimmen durch das Badezimmer zu mir heraufdringen, aber sie waren leicht abgedämpft, sodass ich nicht alles verstehen konnte, was die zwei sich da unten so an den Kopf warfen.

Irgendwann war ein lautes Knacksen und ein Schmerzschrei zu hören.

Ich zuckte erschrocken zusammen, hangelte mich wieder zum Fenster und schaute nach unten.

Noah stand da unten, mit geballten Fäusten, sein Haar war verworren und seine Schultern angespannt. Von Andrew war keine Spur mehr zu sehen.

Ich wollte mir gegen die Stirn schlagen, weil Noah anscheinend schon wieder hansgreiflich geworden war.
Dabei hatte es sich so gebessert.

Aber immerhin war er irgendwie für mich handgreiflich geworden. Ob das jetzt viel besser war, war wohl die Frage...

Genau in diesem Augenblick sah Noah nach oben, direkt in meine Augen.

Etwas verdutzt starrte er mich an, bis ich ihm grinsend zu winkte, und er das Fenster nach einigen perplexen Sekunden von innen wieder richtig öffnete, so dass ich durchgelangen konnte.

Vorsichtig hielt ich mich am Fensterrahmen und lies mich dann hängend fallen, in der Hoffnung, den Schrank zu treffen, aber stattdessen fand ich mich in warmen muskulösen Armen wieder.

Durch meinen Schwung beim Fallen, war mein T-Shirt, pardon, Noahs T-Shirt, etwas hochgerutscht, sodass Noahs Fingerkuppen an der nackten Haut meiner Taille lagen und mich hielten.

Von dort aus schien sich eine prickelnde und blitzende Wärme über meinen ganzen Körper zu verbreiten, die mein Blut zum kochen brachte.

Ich sog scharf die Luft ein.

Ich starrte Noah an, er starrte mich an.
Seine dunkelgrünen, regungslosen Augen, bekamen wieder dieses seltsame Leuchten, das sie so selten hatten, das ihn aber umso anziehender machte.

Ich spürte, wie meine Wangen rot anliefen und verfluchte mich innerlich selbst dafür. Meine Lippen bebten, meine Augen fielen wie von alleine zu und meine ganze Haut schien zu glühen, als ich mich leicht nach vorne lehnte.

Ohne Bedenken, einfach weil ich es wollte.

Ich näherte mich ihm, schloss die Augen und bildete mir ein, dass auch er sich am Anfang etwas näher zu mir gelehnt hatte...

Bis sich Noah räusperte, mich sanft herrunterlies und wieder auf meinen eigenen Beinen absetzte.

Was?

Verletzt starrte ich ihn an, mein Mund stand leicht offen und mein ganzes Gesicht brannte vor Scham.

Er schaute mich nicht einmal an, atmete kurz tief durch und fuhr sich durch die dunklen dichten Haare, bevor er das Badezimmer ohne ein weiteres Wort verließ, und mich ratlos, schnell atmend und beschämt zurück lies.

Ich hatte ihn küssen wollen, er wollte nicht.

Irgendetwas in meiner Brust pikste schmerzhaft.
Vielleicht mein verletzter Stolz?

Verdrossen trat ich gegen eine Zahnpastatube, die am Boden lag, rutschte aus und knallte prompt auf meinen Hintern.

Hasst mich! *muahahaaaa*

Übrigens: schreibt mir doch mal eure meinung, Ideen und Verbesserungsvorschläge in die Kommentare. Kritik ist erwünscht, wenn sie nützlich ist. Also bitte keinen Müll wie: Schreib einfach mal besser.
Ich traue euch babies alles zu.

Ps. Wetten jetzt schreibt ihr es alle extra rein😂😂💓

Summer and WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt