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Das dunkle Mal zu verstecken und zu schweigen, dass ich Todesser war, war deutlich schwieriger als gedacht. Ich hatte gehofft der Schmerz würde nach ein paar Wochen aufhören, aber dem war nicht so.

Es war fast eine Woche vergangen, seit ich mit Snape den Ausflug gemacht hatte. Immer noch brannte das Mal unaufhörlich. Aber nicht, weil der dunkle Lord uns rief. Snape hatte gesagt, dass das immer noch die Nachwirkungen vom Einbrennen waren. Es war die reinste Hölle. Ich konnte kaum schlafen. Ich wusste, dass es wehtun wird, aber dass ich solche Schmerzen hatte, auch Wochen danach, hätte ich nie gedacht.

Ich saß in der großen Halle an unserem Haustisch und frühstückte. Gleich hatten wir Zaubertränke und Motivation sah anders aus. Ich hatte mal wieder eine beschissene Nacht gehabt und auch jetzt schmerzte mein Arm.

„Du siehst schrecklich aus, Ally."

„Danke Blaise, gleichfalls."

Er hatte sich neben mich gesetzt. Er war die einzige Person, die mir nicht wirklich glauben konnte, wenn ich sagte, dass alles okay sei.

Auch jetzt fragte er mich wieder: „Ist echt alles gut bei dir?"

„Ja, alles bestens."

„Du siehst aus, als hättest du ewig nicht mehr richtig geschlafen."

„Da irrst du dich. Ich bin einfach nur müde, wirklich. Und frag bitte nicht mehr so viel."

„Okay, sorry. Ich mache mir nur Sorgen um dich."

Bevor ich darauf antworten konnte, durchfuhr mich wieder ein schrecklicher Schmerz. Automatisch griff ich an meinen Unterarm. Aber da fiel mir ein, dass ich nicht alleine war und so zog ich meine Hand schnell wieder zurück. Dennoch entging mir der Blick von Draco nicht.

„Weiß du was, Ally? Ich glaube nicht, dass alles okay ist. Du hast doch irgendwas. Und warum zuckst du immer zusammen und reibst schmerzvoll deinen Arm? Hat dir jemand wehgetan?"

„Nein, Blaise. Mir hat niemand wehgetan. Es ist echt alles okay."

„Verdammt Alena! Jetzt sag die Wahrheit. Ich glaube dir nicht!"

„Das ist die Wahrheit! Wenn du mir nicht glaubst, ist das dein Problem und nicht meins. Und jetzt lass mich doch mal in Ruhe!"

Wütend sprang ich auf. Mir war der Appetit vergangen. Wieso konnte mich niemand in Ruhe lassen. Die anderen am Tisch sahen mich an. Ich nahm meine Tasche und rannte wütend aus der großen Halle. Die konnten mich alle mal.

Ich rannte in die Kerker und blieb dann vor dem Klassenraum, in dem wir Zaubertränke hatten, stehen. Dann lehnte ich mich gegen die gegenüberliegende Wand und sank langsam zu Boden. Ich könnte heulen. Warum konnte mich keiner in Ruhe lassen? Und wieso musste das so wehtun?

*

Zaubertränke war wie immer anstrengend. Ich hatte das Gefühl, die Stunde würde nie vergehen. Eigentlich war ich gut in dem Fach, aber heute konnte ich mich einfach nicht konzentrieren und am Ende hatte ich alles, aber nicht den gewünschten Trank, den wir brauen sollten.

Ich ging zum Mittagessen in die große Halle. An unserem Tisch war noch nicht so viel los und die Gelegenheit nutzte ich, um schnell etwas zu essen. Ich hatte keine Lust, mich wieder mit irgendwelchen Gesprächen und Moralpredigten von Blaise auszusetzen. Ich ließ mich auf einen Platz fallen. Da fiel mir ein Zettel auf, der auf dem Teller vor mir lag. Darauf stand nur ‚Alena'. Merkwürdig betrachtete ich ihn, dann faltete ich den Zettel auseinander. Es war eine kurze Nachricht draufgekritzelt. Ich las sie mir durch:

Komm heute um 15 Uhr zum Raum der Wünsche. Ich muss mit dir reden!

Kein Absender. Gar nichts. Nur diese kleine Nachricht. Wer hatte das geschrieben? Hoffentlich nicht Blaise oder Draco. Auf die beiden hatte ich absolut keine Lust. Aber ich hatte das ungute Gefühl, dass der Zettel von Draco kam, denn wer sonst würde sich mit mir vor dem Raum der Wünsche treffen wollen? Hoffentlich nicht James. Aber ich war schon etwas neugierig. Ich steckte den Zettel weg und fing an zu essen.
*
Um 15 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Raum der Wünsche. Als ich um die Ecke bog, machte sich eine meiner schlimmsten Befürchtungen wahr. Draco lief vor der Wand, die in den Raum führte auf und ab. Na super. Was der wohl von mir wollte? Als die Tür auftauchte, ging ich geradewegs auf ihn zu. Als er mich bemerkte, warf er mir einen zornigen Blick zu.

lieber ein ehrlicher Slytherin als ein scheinheiliger GryffindorWhere stories live. Discover now