Der Masterplan

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Ich besorgte mir eine gefälschte Rolex auf dem Schwarzmarkt - wer bitte erkennt da schon einen unterschied? Ich jedenfalls nicht - und ließ mir ein Zippo-Feuerzeug mit dem Logo meiner Firma gravieren. Das Einzige, was wirklich echt an mir war, war mein mit Schweiß und Tränen antrainiertes Sixpack, auf das ich zugegeben sehr stolz bin, und der nach Maß angepasste Anzug von Hugo Boss, den ich mir zusammengespart habe. Nach allem war das A und O einfach ein perfekt sitzender Anzug. Natürlich ist Hugo-Boss kein italienischer spitzen Anzug Hersteller, aber wenn es für die Deutsche Fußball Nationalmannschaft gut genug war, dann auch für Mr. Zane.

Perfekt ausgerüstet und mit einem Selbstbewusstsein, das George Clooney in den Schatten gestellt hätte, begab ich mich an einem Freitag Abend in die Innenstadt von Frankfurt - genaugenommen in eine Bar, die nicht sonderlich gehoben, aber auch keine völlige Absteige war. Ich wusste, dass es zu diesem Zeitpunkt recht voll sein würde.

Dies Bot mir die perfekte Gelegenheit mich zu anderen zu gesellen.

Ich drückte die Türe der Bar auf, ließ meinen Blick kurz den Raum scannen und registrierte sofort eine süße Rothaarige an der Theke, die offenbar noch auf ihre Freundin wartete, in ihrem Handy tippte und an ihrem Mojito nippte.

Ich fühlte mich wie der Terminator und Iron Man zur gleichen Zeit.

Dass in meinem Sichtfeld Daten über die Kleine angezeigt wurden, war das einzige, was noch fehlte.

Eine Hand voll 75 B, eine Schlanke 34er Taille und eine etwas füllige 38er Hüfte, erkannte ich auch ohne Technologie.

Bingo!

Ich strich durch mein dunkelblondes, frisch geschnittenes Haar, zupfte noch einmal meinen Anzug zurecht und drängte mich neben sie an die Theke.

„Zufällig" stieß ich sie dabei leicht an und ließ sie meinen flachen Bauch spüren.

„Oh, sorry", entschuldigte ich mich, lächelte kokett und fasste mir peinlich berührt an die Stirn. „Entschuldigung, meine ich. Ich habe ganz vergessen, dass ich in Deutschland bin."

Meinen amerikanischen Akzent hatte ich zuvor geübt, um authentischer zu wirken.

Das Mädchen blickte verwundert zu mir auf und dann sah ich es in ihrem Gesicht:

Die Wangen wurden rot, die Augen ein wenig glasig und sie wich schüchtern etwas nach hinten. Sie strich sich durchs Haar und schenkte mir ein süßes Lächeln.

„Kein Problem, ist ja nichts passiert", winkte sie ab.

Ich tat als wäre damit unsere erste Begegnung beendet und mein Interesse an ihr vergangen. Also bestellte ich bei dem Barkeeper einen Scotch und machte es mir auf einem der Hocker am Tresen bequem.

Als ich das honigbraune Getränk bekam, schwenkte ich die Eiswürfel darin kurz umher, ehe ich daran nippte.

Scheiße, ist das ekelhaft!

Meine Kehle zog sich zu und mit aller Kraft hielt ich meine Gesichtszüge im Zaum, die sich verziehen wollten, als hätte ich in ein vergammeltes Ei gebissen.

Fuck ey, woah!

In meinem Leben hatte ich noch keinen Scotch getrunken und jetzt wusste ich auch, warum. Auf keinster Weise konnte ich nachvollziehen, wieso die Elite das gerne trank.

Aber darum ging es hier nicht.

Es ging nicht darum, was ich mochte und was nicht sondern darum, was ich mögen musste.

Also blieb mein Gesicht cool und teilnahmslos. Die nächsten Minuten verbrachte ich damit das Gesöff runter zu würgen und aus dem Augenwinkel zu beobachten, wie die kleine Pepper Potts immerwieder zu ihrem Tony Stark schielte - Mir.

Ja, Kleines, riechst du Paco Rabanne's Komposition an mir?

Schließlich sprach sie mich an.

„Entschuldigen Sie, sind Sie geschäftlich hier in Deutschland?"

Sieg auf voller Linie!

Ich drehte mich zu ihr und blickte diesmal recht kühl drein.

„Yah. Meine Firma expandiert im Moment und ich suche einen geeigneten Sitz für eine Zweigstelle in Deutschland."

„Oh, da werden Sie in Frankfurt sicher fündig", sie lächelte wieder süßlich und drehte sich zu mir. „für wie lange bleiben Sie hier?"

„Das steht noch nicht fest, mein Rückflug ist noch nicht gebucht."

„Und wo kommen Sie ursprünglich her?"

„Aus Washington D.C, United States", log ich, „ich bin übrigens Christoph Zane, aber du kannst mich einfach Chris nennen", bot ich ihr offensichtlich das Du an und hielt ihr meine Hand entgegen.

„Ich bin Nina", sie ergriff meine Hand und ich drückte ihre geschäftsmännisch.

„Hi, Nina. Nice to meet you", floskelte ich und winkte den Barkeeper her. „Die Lady hätte gerne noch einen Mojito." Ich zwinkerte ihr zu.

Ihrer Körpergröße und Gewicht nach zur Urteilen, hätte sie nach den zwei Cocktails einen guten Pegel erreicht, der sie leichtgläubig und beeinflussbar machen würde.

Ich selbst trank mir ebenfalls noch etwas Mut an, achtete aber darauf, dass ich nicht so viel kippte, dass mir nachher Fehler unterliefen.

Ein paar Lügen, ein wenig Smalltalk und Komplimente später, landeten wir wild knutschend auf dem Rücksitz eines Taxis.

Ich hatte sie überredet, dass mein Hotel zu weit weg war und wir besser zu ihr gehen sollten.

Memo an mich: beim nächsten Mal vorsorglich ein teures Hotel reservieren!

Alle weiteren Detail erspare ich Euch und sage nur so viel:

Es war gut, es war lang und wir haben unaussprechliche Dinge getan.

Etwa sechs Stunden später wachte ich in der Studentenwohnung der Rothaarigen auf, deren Name ich schon wieder vergessen hatte. Sie lag auf meinem Arm und ihr Po drückte sich gegen meine Seite.

Mein Leben war perfekt. Das hier war der ultimative Grund für all meine Bemühungen.

Müde schielte ich zu ihr herüber und streichelte mit der freien Hand über ihre Taille. Im Schlaf schmunzelte sie etwas und drückte sich gegen mich.

Halleluja.

Am liebsten wäre ich direkt noch einmal über sie hergefallen, doch das würde meinen Abgang zerstören.

Also wühlte ich mich langsam und vorsichtig unter ihr hervor, zog mich so leise wie möglich wieder an und alles, was sie von mir finden würde, wenn sie aufwachte, war der Geruch meines Parfums und meine Visitenkarte auf ihrem Nachttisch.

Was für ein Arsch, denkt ihr jetzt sicher. Ja. In der Tat. Ich war ein Arsch und obwohl ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht glauben wollte, war ich dabei den Fehler meines Lebens zu begehen. Hochmut kommt eben vor dem Fall. Auf jeden Fall vielen Dank, dass du dir meine Geschichte anhörst. Es tut echt gut, darüber zu reden.

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Vielen Dank für das Lesen bis hierher :) es lohnt sich weiter zu lesen, versprochen ;)

Mein Leben als CEOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt