-2°C, sternenklar

159 5 6
                                    

**********************************
Für Simisieben! Über deinen Kommentar habe ich mich so gefreut, dass ich heute noch den nächsten Teil veröffentlichen wollte!
Außerdem: (*trommelwirbel*) Wir haben die 100 Reads geknackt *_* Danke, Leute! Ich freue mich über jeden Leser! 💖
Lasst doch einen Kommentar da, wie ihr es findet 😊

**********************************

Luna

Mit einem leisen Pling! verkündet der Aufzug die Ankunft im Zielstockwerk und öffnet seine stählernen Vorhänge, um den Blick auf mein Zuhause freizugeben. Ich ziehe meinen Schlüssel aus dem Zugriffsschloss und betrete unser Wohnzimmer.

»Phi? Andy? Ich bin wieder da!«, verkünde ich lautstark und schleudere die Louis Vuitton-Handtasche hinter das Sofa.

»Vorsichtig damit! Das ist immerhin ein Original! Lerne endlich Mode wertzuschätzen!«, empört sich Tante Phi, die zu mir kommt und mir einen Kuss auf die Wange drückt.

»Sicher«, beschwichtige ich sie und gehe in die Küche, um mir einen Tee zu machen.

Unser Zuhause ist hochmodern, für meine Tanten ist das Neueste und Beste gerade gut genug. Verwirrt sehe ich mich heute wieder mit dem neuesten Ergebnis ihrer Kaufsucht konfrontiert: eine Touchscreen-Kaffeemaschine mit unglaublich vielen Funktionen, aus denen ich leider nicht wirklich schlau werde. Die Zeichen, die anzutippen sind, könnten genauso gut chinesisch sein. Wobei ich sie dann, dank meines Chinesisch-Kurses im letzten Jahr, vielleicht sogar verstehen würde.

Seufzend beuge ich mich zur untersten Schublade unter dem Herd und ziehe einen rustikalen, beinahe antiken Wasserkocher heraus. Dann greife ich in das Fach über den Kühlschrank und schütte ein paar Blätter des teuren, eigens aus China importierten grünen Tees in meine Sheepworld-Tasse.

»Du und dein Tee«, spottet Andy, die sich neben mich stellt und der neuen Kaffeemaschine einen Latte Macchiato entzaubert. Irgendwie ist sie die Einzige, die den ganzen Technikkram in dieser Wohnung versteht.

Sphinx und Andromeda - die zwei verrücktesten Personen, die ich kenne, was nicht nur daran liegt, dass sie Halbelfen sind. Daran natürlich auch, aber ich bin davon überzeugt, dass sie selbst in menschlicher Form hoffnungslose Fälle darstellen würden, Andromeda mit ihrem Hang zu technischen Wunderwerken und Sphinx mit ihren Bauernregeln und Porzellansammlungen, in welchen sie seltene Orchideen züchtet.

Ich gehe wieder ins Wohnzimmer, nehme meine Tasche und verscheuche einen Kyriaki vom Sofa. Diese Biester sind echt überall.

Dann schlendere ich langsam in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir.

Ich flüstere: »Skye? Wo bist du? Komm her, Süße!«

Sie springt hinter ihrem Kratzbaum hervor und fängt an, mir schnurrend um die Beine zu streichen. Wie immer fühlt es sich an, als würde ein kühler Luftzug durch den Raum wehen.

Ich lege meine Tasche auf mein in samtiges Violett bezogenes Bett und beuge mich nach unten, um Skye zu kraulen. Ich kann sie nicht fühlen, aber ihr Schnurren verrät mir, dass wenigstens sie meine Berührungen spüren kann.

»Ich wünschte echt, du wärst eine richtige Katze«, gestehe ich ihr. Zur Antwort faucht sie à la »Bin ich dir denn nicht gut genug?«.

»Du weißt schon, mit Substanz und so.«

Sie überlegt kurz, ob sie weiterhin die Beleidigte spielen soll, dann nickt sie kurz.

Skye ist die erste Kyriaki, die Sphinx und Andromeda geschaffen haben. Normalerweise sind Kyriaki rot, drachenartig, einfach zu kontrollieren, verbittert und auf Blut aus, aber bei Skye ist irgendetwas schiefgegangen, behaupten meine Tanten. Ich jedenfalls finde sie traumhaft - selbst als Geist. Im Gegensatz zu ihren »Artgenossen« scheint sie das Duplikat einer sibirischen Waldkatze, hellgraues, flauschiges Fell, blasse, schokoladenbraune Augen. Ihre Krallen bilden den einzigen Körperteil mit Substanz, wie bei jedem Kyriaki. Am Anfang hatten meine Tanten Angst um mich, als ich ihnen von meinem neuen Haustier erzählte, inzwischen haben sie sich an Skye gewöhnt und akzeptieren sie, solange sie ihnen aus dem Weg geht. Mit diesem Kompromiss scheint sie recht zufrieden zu sein, denn aus irgendeinem Grund traut sie Sphinx und Andromeda nicht über den Weg.

Ich frage mich wirklich, wessen Seele meine Tanten in ihr gefangen haben.

Skye nicht aus den Augen lassend, setze ich mich auf mein Bett und lasse sie auf meinen Schoß springen. Einen Moment lang legt sie sich still hin, dann miaut sie fragend. Ich seufze und ziehe ein Paar Saphirohrringe aus meiner Handtasche hervor.

Geht doch, scheint sie zu sagen und nimmt sie mir mit ihren Krallen ab.

Aus irgendeinem Grund hat Skye eine unvorstellbare Liebe für alles, was glitzert, entwickelt. Ohrringe, Ketten, Armbänder, Pailletten, Strasssteine - nichts ist vor ihr sicher. Immerhin habe ich so eine Lösung gefunden, sie zu bestechen, falls sie mal schlecht auf mich zu sprechen sein sollte.

Sie zögert mit den Ohrringen in den Krallen und schaut mich an.

»Was ist?«, frage ich.

Dir stehen sie besser als mir, höre ich eine Stimme in meinem Kopf, die genau gleich klingt wie meine. Ich zucke zusammen, reime mir jedoch schnell zusammen, was das war. In meiner Welt sind gewisse Dinge, die sehr verrückt erscheinen, nicht unüblich. Und darüber, Stimmen hören zu können, die andere nicht hören, mache ich mir schon längst keine Sorgen mehr.

»Du kannst sprechen? Seit wann? Wieso hast du das nicht früher gesagt?«, will ich wissen.

SnowFyre. Elfe aus EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt