Kapitel 21

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~ Josephines Sicht ~
5. April

Franco kam mit einem Früchtekuchen und einem Kakao zurück. "Kannst du das da drüben auf den Tisch stellen?" fragte ich ihn.
"Willst du nicht im Bett essen?" Er sah mich etwas verwundert an.
"Ne... das endet nicht gut. Hast du schon mal versucht im Liegen zu trinken?"  
"Ok... Stimmt, da ist was dran."
Er stellte mein Frühstück auf dem Tisch ab und kam zu mir.
"Schaffst du es alleine aufzustehen oder soll ich dir helfen?" 
"Das klappt schon. Ich habs ja schon zweimal geschafft."  
"Also für das, dass du gestern erst operiert wurdest, schlägst du dich schon ziemlich wacker."   "Was soll man hier auch sonst den ganzen Tag machen? Ich könnte nicht den ganzen Tag nur doof im Bett liegen." sagte ich während ich schwungvoll vom Bett aufstand.
"Langsam! Dein Kreislauf..." meinte Franco plötzlich etwas lauter.
"Mir geht es gut." versuchte ich Franco zu beruhigen. Er sah mich skeptisch an und hielt mich trotzdem am Oberarm fest.

"Ich lass euch zwei dann mal allein." meinte Chrissi auf einmal und ging aus dem Raum.
"Bis später." rief ich ihr noch nach, während sie die Tür schloss.
"Du glaubst mir nicht, dass ich das allein schaffe, oder?"   "Du wurdest gestern operiert. Jeder andere läge jetzt noch im Bett und würde jammern..."
"Ich finds hier einfach schon nach einem Tag langweilig. Ich will hier nur so schnell es geht raus..."   "Also wenn du mit Kathi nicht verwandt bist, weiß ich auch nicht weiter... die war genau so ein Dickkopf wie du."
"Danke" meinte ich ironisch und begann zu lachen.
"Dann zeig mal was du kannst." sagte Franco und ließ mich wieder los. Ich schaffte fast in normaler Geschwindigkeit zu meinem Frühstück.

"Schau. Geht doch."  Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und streckte ihm die Zunge raus, bevor ich zu meinem Becher Kakao griff. 
Franco setzte sich auf den Stuhl gegenüber.

"Gegen Mittag muss ich wieder gehen, aber ich komm dann irgendwann am Abend wieder, passt das?"   "Ja, warum nicht? ...und was soll man hier eigentlich den ganzen Tag machen? Louisa kommt erst nach der Schule und Beccy-  In welchem Krankenhaus bin ich hier eigentlich?"  Erst jetzt fiel mir ein, dass ich Louisa ja noch schreiben musste wo ich bin.
"Klinik am Südring."  "Willst du mir bitte mein Handy bringen? Das liegt auf meinem Bett..." Ich sah ihn flehend an und hoffte, dass er es mir bringen würde.

Er brachte mir mein Handy und die Tüte mit der Kleidung seiner Schwester. "Willst du dich nicht zuerst umziehen? Da drüben ist das Bad."   "Ich weiß." grinste ich.
Als ich mich umgezogen hatte ging ich wieder zu Franco und setzte mich.  "Und die Milz wächst wirklich nach?" Als ich beim Umziehen das große Pflaster gesehen habe, bekam ich schon ein bisschen Angst.
"Ja. Das ist wie mit der Leber. Beide wachsen nach, wenn man nur einen Teil entfernt."   "Gut." meinte ich erleichtert.
"Willst du mal versuchen deine Eltern zu erreichen?"
"Ja... ich versuche es mal auf dem Geschäftshandy von Mama."

Beim zweiten Versuch ging sogar jemand hin. "Wolff?" drang die Stimme von Mama durch den Hörer. "Hallo Mama. Ich muss mit dir-"  "Josie? Warum bist du nicht in der Schule?" unterbrach Mama mich schnell.
"Das ist es ja. Ich bin im Krankenhaus. Aber mir geht es schon wieder ganz gut."   "Was?! Wir haben noch ein paar Kunden da, aber ich versuch mit Papa irgendwann Nachmittags zu kommen, ok?"   "Ja..."    "Ich muss auch schon weiter zum nächsten Termin. Ich ruf dich an, bevor wir losfahren. Tschüss." Ohne auf meine Antwort zu warten legte sie auf.

"Die haben nicht mal gemerkt, dass ich seit gestern im Krankenhaus bin..." sagte ich leicht beleidigt. Franco hat das ganze Gespräch mitgehört und nun seine Hand auf meinen Arm gelegt hat. "Sie müssen einfach viel arbeiten. Das ist manchmal halt so."  "Sie arbeiten aber schon ihr ganzes Leben so viel. Ich sehe sie ab und zu am Abend und sonst nur Sonntags."  
"Ach komm, so schlimm wird es schon nicht sein."  

Das Schicksal will anders || Auf Streife / Auf Streife die SpezialistenWhere stories live. Discover now