Offene Wunden

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Langsam drang das Skalpell in meine Bauchdecke ein, alles was ich hörte war ein schwere und dennoch ruhiges Atmen. Ich konnte nichts sehen, er hatte meine Augen mit einem Tuch verdeckt. Ich musste nichts sehen, denn alleine durch die sich darbietende Geräuschkulisse konnte ich mir gut ausmalen, welcher Horror sich vor mir abspielen musste.
Mein Bauch war offen, meine Organe frei.
Ich spürte die kalte Luft die meine Innereien streifte.

Ich hörte wie er das Skalpell auf einer Metall Platte ablegte und er seine Gummihandschuhe richtete. Das war das Geräusch; das Geräusch wie das Gummis auf seine Haut schnallte, der kurze Aufprall war der Startschuss, für das Beginnen meines Leidens. Ich spürte wie seine kalten Hände in mich drangen, er war so behutsam, so vorsichtig, wie ein Junge der gerade entjungfert wird. Er schien Angst es zu verpatzen, mich vielleicht sogar zu enttäuschen. Seine Fingerkuppen berührten meinen Dünndarm. Ich hatte das Gefühl zusammen zu zucken, doch das war mir nicht möglich, da er mir lähmende Drogen eingeflossen hatte. Mein Atmen wurde schneller und unruhiger, als zuvor. Langsam und behutsam holte er ihn aus meinem Bauch heraus. Vorsichtig wie ein Neugeborenes legte er den Darm, der immernoch mit meinen anderen Körperteilen verbunden war, aus der Bauchhöhle.

Ich spürte wie die seine warmen Hände von mir abließen und er sich wieder dem Metall Tisch mit seinen Instrumenten zu wand. Er hob etwas schwereres hoch, es klang als wären es zwei Instrumente, die verbunden worden waren und ab und an, auf kurzen Abstand, gegeneinander stießen.
Ich spürte wie das Adrealin durch meine Blutgefäße schoss.
Zärtlich berührte er meine rechte Hand und flüsterte mir behutsam ins Ohr "Das hier hast du dir alles selber zuzuschreiben, Kleine".

Das ich hörte und spürte, wie das kalte Instrument schwer in seinen Händen lag und wie es gegen die Gummihandschuhe rieb.
Es kam näher, doch es wollte an keines meiner Organe, es wollte an meinen Brustkorb.
"Beruhig dich, ich werde nun dein Brustbein mit einer Zange öffnen und dann deine Rippen aufklappen. Aber wenn dein Herz so schnell schlägt besteht die Gefahr das ich es verletze und das wollen wir doch beide nicht stimmt's?
Denn dann wäre es vorbei und alles umsonst gewesen."

Seine Stimme war Rau, wie von einem langjährigem Raucher. Ich hörte das er einen Mundschutz trug, da es beim sprechen so schien, als würden einzelne Buchstaben und Wörter daran, verkleinert, wie bei einem Sieb, abprallen und durchrutschen.

Das öffnen meines Brustbeines verbrauchte viel Zeit und Kraft, für uns beide. Das Bedürfnis zu schreien oder gar irgendeinen Laut von mir zu geben wuchs mit jeder Sekunde an, doch ich konnte diesem Bedürfnis nicht nach gehen. Meine Stimme schien verblasst zu sein, ob die Drogen daran Schuld waren, da war ich mir selbst nicht mehr sicher, da diese Situation so viel Energie verbrauchte, das wohl keine mehr für meine Stimme übrig blieb. Sauber war es ihm nicht gelungen und das machte er mir mit einem unzufriedenem Grummeln auch zu verstehen. Er legte die Zange wieder zurück auf den Tisch.
Es war so ruhig. Ich hörte für einen Augenblick nur seinen Atmen und das Blut, welches von den Instrumenten auf das Metall tropfte.
Meine Organe begannen sich zusammen zu ziehen, insbesondere der freigelegte Dünndarm. Es war ein unangenehmes und unnatürliches Gefühl. Die Natur hatte vermutlich nicht vorgesehen des Öfteren den Homo Sapien in solch eine Situation zu bringen. Denn wenn es so wäre, wäre mir bestimmt etwas eingefallen, wie ich dieser schmerzhaften Folter entfliehen kann.

Ich hörte wie er mit großen Schritten wieder auf mich zukam.
Jetzt wird er meine Rippen aufklappen!
Er stand neben mir und beugte sich über mich, ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren und die Wärme die er absonderte. Er griff mit der Rechten meine beiden oberen Rippen und mit der Linken stützte er sich auf meinen anderen ab. Er war groß und stark und er schien es schon öfters gemacht zu haben, denn seine Griffe sitzen und das Aufklappen meiner Rippen ging schnell, dennoch nicht ohne Schmerz. Meine Stimme fehlte mir in diesem Moment am meisten. Mir war es nicht möglich ihn mit meiner Stimme darauf aufmerksam zu machen, welche Qualen er mir antat.
Alles was mir blieb waren meine Augen. Selbst mein Kampfgeist schien zu schwinden, denn es schoss eine Träne nach der anderen hinaus und meine Wangen hinunter. Sie hörten nicht mehr auf und ich gab mir auch keine Mühe sie aufzuhalten. Es war das letzte was mir blieb, meine Tränen.

Ich hörte wie er den Mundschutz unter sein Kinn zog und wie dieser an seinen Haarstoppeln hängen blieb.

"Es wird keiner kommen und dich retten, kein Prinz, kein Superheld, keine Polizei und auch nicht deine Eltern. Du bist ganz allein, mit mir. Das ist dein Ende, nimm es hin und akzeptiere, denn das hier ist alles deine eigene Schuld."

Ich spürte wie er etwas in meinen offenen Bauch rieselte. Es war Salz.
Langsam zog das Salz die Flüssigkeiten aus meinem inneren. Es zog mir das Leben heraus. Das Salz war mein Tod und er begleitete mich.
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Hier ist meine erste Geschichte <3
Ich hoffe sie hat euch gefallen.
Freue mich immer über Votes und nette Kommentare c:

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