Kapitel 1

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Vorsichtig spähe ich über das Fass hinweg, hinter dem ich mich verstecke, um mich zu versichern, dass niemand in unmittelbarer Nähe ist.
Ein bisschen weiter entfernt sehe ich Jack ein Seil knoten. Jack. Meinen Bruder.
Ich spüre genauso viel Wut auf ihn wie auf den Rest der Crew.
Unglück. Was für ein Blödsinn.
Ich will unter allen Umständen mit an Bord der 'Sonnenfinsternis' und ich werde bestimmt nicht akzeptieren, dass es mir verboten wurde, nur weil ich eine Frau bin.
"Du weißt ganz genau, dass es verboten ist, Liz", hat Jack gesagt. "Frauen an Bord bringen Unglück".
Er hat mir auch gesagt, dass ich auf keinen Fall versuchen soll, an Bord zu kommen. Wenn ich es doch tun würde, würde er mir bestimmt nicht helfen.
Ein toller Bruder ist das.
Aber so werde ich von allen Männern hier angesehen. Liz, einfach nur eine weitere schwache Frau die ihnen im Weg ist.
Ich habe es satt immer nur die nutzlose kleine Lizzy, Schwester von Jack, einem der besten Männer der 'Sonnenfinsternis', zu sein.
Deswegen werde ich mich jetzt an Bord des Schiffes schmuggeln. Eigentlich hatte ich einen Plan, der fällt aber ins Wasser, da die Besatzung wider Erwarten schon an Bord ist.
Mir bleibt nicht mehr viel Zeit um mir schleunigst etwas Neues auszudenken.
Nach und nach räumen Jack und ein paar andere die Fässer um mich herum aufs Schiff.
Langsam packt mich die Panik und ich sehe keinen anderen Ausweg mehr.
Widerwillig reisse ich den Deckel des Fasses auf, hinter dem ich mich versteckt habe, und schaue hinein.
Fisch. Ausgerechnet ein Fass voll Fisch.
Eine Grimasse ziehend räume ich ein bisschen von dem Fisch aus und quetsche mich zu dem Rest ins Fass.
Manchmal hat es Vorteile, dass ich so klein bin.
Ich schließe das Fass über mir und warte.
Ein unangenehmer Geruch steigt mir in die Nase und ich muss einen Würgereiz unterdrücken.
Ich spüre Angst in mir aufsteigen, was wenn sie mich erwischen? Was wenn sie mich zurückschicken? Was wenn sie mich hinrichten?
Quatsch. Diese Gedanken sind feige. Ich, Elizabeth Hains, bin nicht feige. Die Männer denken, Frauen wären feige. Also Liz, reiß dich zusammen und gib ihnen nicht Recht.
Außerdem kann ich jetzt sowieso keinen Rückzieher mehr machen, denn ich spüre, wie das Fass hochgehoben wird. Eine Luke wird geöffnet und mein Fass eine Treppe runter geworfen. Ich komme unsanft auf und unterdrücke einen Schmerzensschrei.
Nachdem ich mich in eine, den Umständen entsprechend, angenehme Position gebracht habe, heißt es wohl warten.
Nachdem gefühlt eine halbe Stunde vergangen ist, fängt die 'Sonnenfinsternis' an sich zu bewegen.
Sie schaukelt angenehm wie eine Wiege.
Ich hoffe ich werde meine Entscheidung nicht bereuen.
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Ich weiß, dieses Kapitel ist kurz, ich werde mich bemühen, die Kapitel in Zukunft länger zu machen.
Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte und ich würde mich (an jeder Stelle dieses Buches) sehr über Feedback freuen :D

Gefährlicher GesangWhere stories live. Discover now