Das Mädchen mit dem Hut

30 3 12
                                    

Und wie jeden Tag saß sie dort auf der kleinen Steintreppe mitten in der Stadt. Menschen liefen an ihr vorbei und warfen ihr immer mal wieder komische Blicke zu.

Sie war das Mädchen mit dem Hut.

Sie war da wenn die Sonne aufging und verschwand wenn die Straßen leer waren.

Eigentlich war sie nichts besonderes, ihre Haare waren braun und seit einigen Wochen hatte sie einen Undercut. Sie trug meist schwarze Jeans und einen schwarzen Pullover. Wenn es draußen kalt war, hatte sie außerdem eine ebenfalls schwarze Jacke an.

An warmen Sommertagen machte der Pullover einem T-Shirt Platz. Ebenfalls in schwarz. Ihre Schuhe, auch schwarz. Und ihr Hut? Schwarz, tiefes, dunkles schwarz.

Das Mädchen mit dem Hut war ein ganz normaler Mensch, bis auf die kleine Tatsache dass kein anderer Mensch jeden Tag auf der kleinen Treppe vor dem Cafe saß und die Leute beobachtete die ein und aus gingen.

Der Besitzer des Cafes mochte das Mädchen und brachte ihr oft Kakao und Kuchen hinaus, den er ihr schenkte.

Und das Mädchen bedankte sich mit einem freundlichen Lächeln.

Sie war immer freundlich wenn sie jemand ansprach.
Meist waren es Kinder, die mit ihren Müttern öfter in die Stadt gingen und sie dort sitzen sahen.

Es gab einen kleinen 8 jährigen Jungen, der mit seiner Mutter jeden Tag auf dem Schulweg an ihr vorbeiging. Und jeden Tag brachte er ihr ein Bonbon oder einen Keks mit.

Und sie lächelte ihn an. Nachdem der Junge ihr bereits 25 Tage in Folge etwas geschenkt hatte, besorgte auch das Mädchen etwas für den Jungen. Er hatte ihr einmal erzählt, das er ihren Hut ganz toll fand und auch so einen wollte.

Und so kaufte sie ihm genau den gleichen Hut. Als er am nächsten Morgen kam und ihr einen Schokoriegel in die Hand drückte, setzte sie ihm den Hut auf den Kopf und sagte:" Jetzt bist du der Junge mit dem Hut".

Und der kleine Junge strahlte sie an, freute und bedankte sich.

Manchmal wurde das Mädchen von gleichaltrigen beleidigt, weil sie ja aussehen würde wie ein Junge.

Doch das Mädchen reagierte nicht auf die Beleidigungen, hatte sie noch nie getan.

Der kleine Junge kam immernoch jeden Tag vorbei und brachte ihr ein Bonbon.

An einem Tag im Dezember, wo sogar schon Schnee lag, sagte das Mädchen zu dem Jungen:" Es war sehr lieb von dir, das du mir immer ein Bonbon mitgebracht hast. Aber ich ziehe um und bin ab morgen nicht mehr da, also iss deine Bonbons ab heute schön selbst ok"? Der Junge nickte und zum Abschied bekam er eine ganze Tafel Schokolade.

Und wie sie es gesagt hatte, war das Mädchen am nächsten Tag verschwunden.

Die Mutter hörte viele über das Mädchen lästern, jetzt wo sie nicht mehr da war. Und als die Mutter einen Blick in die Tageszeitung warf und las dass man die Leiche eines Mädchens auf den Schienen gefunden hatte, neben ihr ein unversehrter, schwarzer Hut, da wusste sie was sie zu tun hatte.

Die Mutter kaufte ganz viele schwarze Hüte und verteilte sie an Kinder und Jugendliche. Und irgendwann war es normal dass man Hüte trug, egal wer man war. Und niemand wurde deswegen mehr beleidigt

------------------

Dies war eine Geschichte über Mobbing und ihre Auswirkungen. Das Mädchen mit dem Hut wurde nur aufgrund dieses Hutes gemobbt. Dabei ist es doch egal was man trägt oder wer man ist, man ist und bleibt ein Mensch. Ich bin gegen Mobbing.
Ich hoffe, ihr seit es auch.

Das Mädchen mit dem HutWhere stories live. Discover now