Das war es also gewesen. So würde ich sterben. Aber es war immerhin besser, als diesen Arsch mich anfassen zu lassen, oder die Hure für widerliche Typen zu werden. Viel besser.

Ich blickte eiskalt zu ihm auf und forderte ihn mit meinem Blick heraus. 

"Schieß doch", schrie ich förmlich mit meinen Augen. "Mach dem endlich ein Ende."

Doch über meine Lippen kam kein einziger Ton. Sie blieben versiegelt.

Seine Augen scannten mich, dann entstand erneut ein schiefes Grinsen auf seinen Lippen.

"Du gefällst mir. Genauso dumm wie dein Bruder, aber bei dir hat diese Sturköpfigkeit etwas." Langsam senkte er seine Waffe, kam auch  erneut zu mir und packte mich an meinem Kinn.

Verzweifelt versuchte ich los zu kommen, doch ließ es dann auch wieder, da mir klar war, dass es nichts brachte.

"Ich behalte dich doch lieber." Mit vor Schock geweiteten Augen starrte ich zu Ricki. "Wie lange denkst du, braucht es, bis ich dich gebrochen habe und du mir gehorchen wirst, Süße?"

Nun hatte ich endgültig das Gefühl Galle im Hals zu haben. Der bloße Gedanke daran, ließ mich erzittern. Wieso brachte er mich nicht einfach um?

Ehe ich mich versah, nahm er mich hoch. Seine Stärke überraschte mich, da er recht alt aussah. Doch er schien sich nicht anzustrengen.

Als mir bewusst wurde, dass er zurück laufen wollte, schrie alles in mir laut los. Die Schreie drangen nach draußen und ich versuchte mich wie wild von ihm zu lösen. Doch sein Griff wurde nur fester. Als würde ihm meine Wehr nichts ausmachen. Ich schlug, boxte und kratze ihn, doch er ging, wenn auch erschwerter, weiter. Mittlerweile konnte man die Autos sehen. An einem lehnte jemand und rauchte eine. Andere lagen reglos auf dem Boden.

Meine Schreie wurden heißer und verzweifelter. Meine Schläge schwacher. Und Ricki ging einfach weiter.

"Bitte.", wimmerte ich und versuchte es weiter. "Bring mich einfach um. Bitte- Nein!" Das letzte Wort schrie ich, als der andere Mann kam. Er grinste ebenso dreckig, wie sein Boss.

"Hast du die kleine Schlampe doch am Leben gelassen. Chung Hee hatte Recht, die hat was." Achtlos schmiss er die Kippe auf den Boden und blieb vor uns stehen.

Er sah ebenfalls widerlich aus.

Kurze Haare, schiefe Zähne und eine flache Nase. Ein Piercing war an seiner Unterlippe zu sehen und glänzte schwach.

Wie selbstverständlich streckte er seine Hand nach meinem Haar aus und ließ es zwischen seinen Finger gleiten. 

Mich überkam die pure Angst und da ich fest saß, wand ich mich zu Ricki. Sein starkes After Shave drang in meine Nase. Seine Brust bebte.

"Die Kleine versteckt sich lieber bei mir, als sich von dir anfassen zu lassen, Bojin."

"Schlampe.", kam es nur kalt zurück. "Alle sind hinübe. Verstärkung ist ja nun nicht mehr nötig." Lachend zeigte er auf mich, was ich nur mit einem neuem Versuch abzuhauen beantwortete.

"Hör doch damit auf. Es ist vorüber- Nimm sie mal, ich muss jemanden anrufen."

Ricki übergab mich einfach wie eine Einkaufstüte diesem Bojin. 

"Die ist ja gar nicht so schwer.", lachte der andere und schaute mich an. Dennoch ließ er mich hinunter und drückte mich an sich.

Mir war das alles zu viel. Ich wollte nicht mehr von diesen Typen angefasst werden. Ich wollte nach Chung Hee schauen. Ich wollte einfach zuhause sein. Aufwachen und mich über meine Fantasie ärgern und dann mit meinen Eltern frühstücken, während Mama schimpft, weil Papa wieder zu lange mit den Nachbarn gespielt hatte.

Bojin hatte seine Hand plötzlich an meiner Hüfte und drückte fest zu. Ein leiser Schrei entwich mir und ich zuckte zusammen.

"Was für eine Reaktion! Gewöhne dich besse-"

Er kam nie dazu, den Satz auszusprechen, da irgendetwas gegen uns prahlte und uns umriss. 

Ich landete hart auf dem Aspahlt. Augenblicklich fingen meine Hände an zu brennen und meine Gesichtshälfte, welche den Asphalt geküsst hatte wurde taub.

"Was zum-", hörte ich Ricki laut brüllen.

"Finger weg von ihr, du Bastard!", knurrte jemand über uns und packte den etwas benommenen Bojin ab Kragen.

Als ich die tiefe Stimme wahrnahm, blickte ich hoch.

Sämtlicher Schmerz war fort, als ich Namjoons vor Wut verzerrtes Gesicht sah.

Brutal schlug er in das Gesicht des anderen.

Ricki schrie irgendetwas.

Ein Fremder stand hilflos an einem neuen Wagen.

Und dann waren die Sirenen zu hören.

Und ich, wie ich Namjoon anflehte aufzuhören, da er ihn sonst zu tote schlug.

Doch er hörte mich nicht.

Namjoon hörte mich einfach nicht.

Stay AwayWhere stories live. Discover now