Wieder "richtig" zu Hause?

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Ich schüttelte so sehr meinen Kopf, dass sich die Haare aus dem Knoten in meinem Nacken lösten und auf meinen Schultern auf- und abtanzten.

Mum schwieg.

Ich lachte bitter auf.

"Super. Kannst du dann bitte mein Zimmer verlassen? Ich muss auspacken."

Ich sah, wie sich auf Mums Unterarmen die Härchen aufstellten.

Der Alpha kam wieder in mir zum Vorschein. Kontrolliert holte ich tief Luft, um mich zu beruhigen.

"Entschuldige. So war das nicht gemeint. Kannst du mich kurz allein lassen?"

Tapfer blinzelte meine Mutter und lächelte kurz. "Natürlich, sag einfach, wenn du etwas brauchst."

"Okay." flüsterte ich.

Somit verließ sie das Zimmer.

Mit dem Schließen der Tür, hatte ich das Gefühl, als würde die gesamte Energie meines Körper sich mit einem Mal in Luft auflösen. Erschöpft sank ich auf die Knie, die Arme haltsuchen um meine Ellenbogen geschlungen.

Gratulation, Sarina. Nicht einmal fünf Minuten zu Hause und schon einen Streit vom Zaun gebrochen.

Stöhnend schlug ich die Hände vor den Kopf und beschloss, dieses Thema heute nicht mehr anzuschneiden. Stattdessen machte ich mich lieber daran, die mitgebrachten Klamotten in die Wäsche zu stecken, neue aus meinem Kleiderschrank zu holen, Nachschub an Schulsachen zusammenzusuchen, Bücher zurückzustellen und anstatt dessen neue herauszusuchen und Polaroidfotos  von mir und meinen Freunden an die Wand zu kleben.

Ich hatte sie im Laufe der letzten Wochen gesammelt und sie immer ordentlich verstaut in eine kleine, hölzerne Box gelegt.

Da die Kamera ein Dankesgeschenk von Rubys Familie an unsere kleine Rettungstruppe war hatten wir beschlossen, sie jede Woche einmal weiterzureichen. Letztendlich hatten wir sie immer alle zusammengenutzt, sodass niemand sie wirklich für sich allein behalten konnte.

Auf einem Foto sah man Aria, Ruby und mich beim Grimassen schneiden auf der Krankenstation, unsere Suchtruppe beim Nachsitzen in der Bibliothek, einen riesigen, dösenden Löwen bei uns auf dem Teppich im Wohnzimmer, Tai mit seiner Igelfrisur, Goldlöckchen, und wie Len sie mit einem leicht verbissenen Gesichtsausdruck von seinem Arm zu lösen versuchte, mich beim Kampftraining mit Mrs. Roberts, die Akademie im Schnee, die kahlen Bäume im Park und noch viele weitere.

Ganz unten lag ein Foto, das ich besonders mochte. Len und ich saßen nebeneinander in der Bibliothek.  Ich wusste noch genau, wann das Foto entstanden war.

Es war der Tag nach einer Prüfung gewesen und ich war niedergeschlagen, da ich sie verhauen hatte. Mrs. Roberts hatte mir das Angebot gemacht, sie nachzuholen, was ich auch dankend annahm. Meine Freunde hatten daraufhin kurzerhand beschlossen, mir Nachhilfe zu geben. Also waren Ruby, Scarlet, Aria, Paul, Sane, Grace, David, Cody, Tai, Emily, Len und ich in die Bibliothek marschiert und hatten prompt die kompletten Tische für uns beansprucht.
In dem Moment, als jemand das Bild gemacht hatte, war Seth für kurze Zeit in seiner Setter-Gestalt geschlüpft und fand es urkomisch, sich mit seinem sperrigen Körper, auf Tais Schoß (der übrigens am Tisch auf einem Stuhl saß) zu hieven.

Während ich mich mit vor Lachen zusammengekniffenen Augen in Lens Richtung lehnte, betrachtete der Alpha mich mit einem leichten Lächeln von der Seite. Der sanfte Blick, mit dem er mich gemustert hatte, war mir in diesem Moment nicht aufgefallen. Erst im Nachhinein bemerkte ich ihn.

Ich mochte diesen Schnappschuss.

Er strahlte Vertrautheit aus und man spürte förmlich die gute Laune an diesem Nachmittag durch die unbewegten Abbildungen hindurch.

Mein neues IchWhere stories live. Discover now