Während Clara sich mit Kate darüber stritt, wie gemein genau ihr Ansprache war, machte ich mir immer noch schreckliche Sorgen um Nico.

Außerdem beschloss ich allein zur Zitronengasse zu gehen. Allein konnte ich einfach besser nachdenken und mich konzentrieren. Kate und Clara hätten mich vom Wesentlichen abgelenkt.

Heute war es zur Abwechslung mal der Schulgong, der mich aus meiner eigenen kleinen Traumwelt riss. Dafür hatte ich in der nächsten Stunde genug Zeit, weiter nachzudenken.

Bunnys Worte hatten etwas in mir gelöst, das mich schlucken ließ. „Dreaming-Queen" hatte sie mich genannt. Genau das war früher auch mein Spitzname von meinen besten Freunden. Und ich zweifelte zum ersten Mal in meinem Leben an mir selbst.

Was, wenn meine verträumte Art Leute abscheckte? Zu Hause in Nürnberg hatten mich die Jungs und Mädchen an meiner Schule odt deswegen gehänselt. Meine Freunde hingegen fanden es süß.

Wieso hatten alle so unterschiedlich Ansichten?

So ein Quatsch, Lilie, reiß dich zusammen. Das damals war nicht wirklich hänseln, sie haben mich geleentlich freundschaftlich geneckt und NICHT gehänselt. Hör auf, so über dich zu denken! Du hast noch nie an dir selbst gezweifelt. Und jetzt erst einmal tief ein- und ausatmen. So, schon wieder etwas besser.

Als Belohnung für meine vorbildliche Beruhigung meinerseits bekam ich zum Scluss der Stunde eine Strafarbeit wegen geistiger Abwesenheit während des Unterrichts. Total übertrieben, finde ich!

„Irgendetwas Neues von Nico?", erkundigte sich meine Mutter bei mir, kurz nachdem ich die Haustür aufgeschlossen hatte und das Haus betreten hatte.

Bedrückt schüttelte ich den Kopf und meine schokoladenbraunen Harre wippten auf und ab.

Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich meine Haare hasste? Sie waren überhaupt nicht zu bändigen, was meinen Kopf immer wie einen überdimensionalen Wischmopp aussehen ließ. Außerdem hatte ich diese hellblonde, schon fast weiße eine Strähne in meinen dunklen Haaren, von der keiner wusste, woher sie kam. Sie leuchtete beinahe und daher sah man sie schon von weitem.

Dazu noch mein etwas zu rundes Gesicht und die ebenfalls schokoladenbraunen, schon fast schwarzen Augen mit einem leichten Goldschimmer um die Pupille.

Mein Dad sagt immer, ich sei etwas Besonderes, da er und Mama blonde Harre hatten und Lumi ebenfalls.

Na ja, auf jeden Fall saß ich später an meinem Schreibtisch und zerbrach mir den Kopf darüber, wie wir, also Kate, Clara und ich, weitermachen sollten. Natürlich waren wieder einmal alle Bedenken umsonst, denn Clara hatte schon einen Plan.

"Wir teilen uns noch einmal auf. Jeder durchsucht wieder seinen Teil, genau wie gestern", verkündete sie.

Ich weiß, es war sowieso meine Absicht gewesen, mich alleine zur Ziotronengasse aufzumachen, aber trotzdem wurde mir jetzt ein klein wenig mulmig.

Mir klappte meine Kinnlade runter.

„Ist das dein Ernst? Du willst mich wieder ganz allein in die unheimliche Gegend schicken? Nein, vergiss es. Ihr wolltet doch mitkommen! Das kannst du knicken! Ich will da nicht nochmal hin! Vor allem nicht allein...", wollte ich protestieren, aber Clara unterbrach mich.

„Jetzt halte mal die Luft an! So schlimm wird es schon nicht werde. Außerdem bist du doch gar nicht allein. Du hast doch Finja! Und es geht viel schneller, wenn wir uns wieder aufteilen!"

Ich beschloss, dass es sinnlos war gegen Clara ankämpfen zu wollen. In dieser Hinsicht waren sich Kate und Clara echt ähnlich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen machte ich mich auf zur Zitronengasse. Den Weg hatte ich mir sogar ausnahmsweise mal gemerkt hatte.

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