Frohe Weihnachten, Sarina

Start from the beginning
                                    

Ich hielt das Schmuckstück näher an mein Gesicht und studierte den ebenfalls silbernen, tropfenförmige Anhänger. Er war ungefähr halb so groß wie ein Korken und am Rand reihten sich fünf kleine türkise Steine. Der mittlere war ein wenig größer und als ich genauer hinsah, erkannte ich eine eingravierte Linie.

Ein Alpha.

Es umhüllte den blau-grünen Edelstein, als wollte es ihn vom herausfallen bewahren. Fasziniert drehte ich den Anhänger um. Die Rückseite war glatt geschliffen und poliert, sodass ich mein eigenes kleines Spiegelbild erkennen konnte.

"Oh mein Gott, Len, das kann ich doch nicht annehmen." hauchte ich atemlos.

"Doch, musst du sogar. Es dient zu deinem eigenen Schutz." Er streckte seine Hand aus und ich gab ihm die Kette zurück. Mein Artgenosse zeigte mit dem Finger auf einen kaum sichtbaren Schlitz.

"Dort drin ist ein Gemisch aus blauem Eisenhut, Silberpulver und getrocknetem Knoblauch. Es dient dazu, deine Aura weniger kräftig erscheinen zu lassen. Wenn du diese Kette trägst und an einem Fabelwesen vorbeikommst, wird es dich zwar als Gestaltwandler erkennen können, doch nicht genau bestimmen können, in welchem Rang du stehst. Die Meisten gehen einfach davon aus, dass du unwichtig bist und ziehen ihres Wegs."

Ich zog eine Augenbraue hoch.

"Das hättest du nicht sagen sollen. Jetzt ist der ganze Zauber verflogen und ich habe für immer das Bild in meinem Kopf, dass ich getrockneten Knoblauch um meinen Hals hängen habe."

Len lachte. "Entschuldige, ich finde es besser, wenn du bescheid weißt. Es war nämlich gar nicht so einfach, das Teil aufzuzwängen, mit dem Gemisch zu füllen und dann einen Zauber drüberzulegen, der das ganze auch zusammenhält."

Mir ging ein Licht auf.

"Deswegen habe ich dich gestern nicht gesehen."

Der Alpha nickte, fast schon schüchtern. Mein Herz schwoll an.

Dass er so etwas für mich tun würde, hätte ich nie erwartet.

"Es gibt noch etwas, was du wissen solltest. Sylvia hat einen Magier gebeten, die Kette mit einem Verkleinerungszauber zu belegen. Die Kette, sowie der Anhänger, bestehen aus dem reinsten Silber. Wenn du ihn von dem Band nimmst, breitet sie sich aus und wird zu einer Art Seil. Einem tödlichen Seil für Werwolfe und ein verletzungsfähiges für diverse andere unerwünschte Schattenweltler."

Ich schob den Tropfen von der Kette und schon fiel eine anderthalb Meter lange dünne Schnur in den Schnee.

"Das ist ja wie eine Peitsche."

"Oh Gott, verwende das bloß nicht als Peitsche." rief Len entsetzt. "du musst bedenken, dass diese Kette immer noch aus feingearbeiteten Silberelementen besteht, die größerem Widerstand nicht gewachsen sind. Wenn du das Seil brauchen solltest, dann nur zum Festschnüren in mehreren Lagen. Wie gesagt, es ist ja eigentlich ein Schmuckstück." Er zwinkerte (mal wieder). "Nur mit ein paar magischen Extras."

Ich hatte die Kette mittlerweile wieder in ihre Ursprungsform gebracht und hielt sie Len hin. Irritiert sah er mich an.

Ich seufzte.

"Wärst du so freundlich?" Mit einer Handbewegung wies ich auf meinen Nacken.

"Oh, klar."

Len trat hinter mich. Während ich meine Haare zur Seite schob, legte er mir die Kostbarkeit um den Hals.

Als er den Verschluss schloss, zuckte ich zusammen.

"Ist was?" fragte er erschrocken.

"Nein, nein. Deine Hände sind nur kalt." beruhigte ich ihn.

Mein neues IchWhere stories live. Discover now