Pechvogel

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Kim's P.o.V.

"Einen wunderschönen guten Morgen, wie fühlen sie sich?" kam eine gut gelaunte Schwester mit ihrer Assistentin in den Raum. "Abgesehen davon, dass ich gleich sterben werde. Ganz bescheiden." gab ich ehrlich zu. "Ach ich bitte sie. So schlimm wird das schon nicht. Wir ziehen den Schlauch in einem Zug und das kitzelt leicht. Also hab keine Angst." Vorsichtig schälte sie beim Bein aus der Schiene und den Verbänden. Darunter kam ein angeschwollenes und blaues Knie zum Vorschein. Sehr lecker. Am gruseligsten war jedoch der Schlauch, der aus der OP Wunde raus kam. Die Assistentin nahm meine Hand. "Nicht weinen. Sieh am besten mich an und dann zählen wir bis 3 und schon ist der Schlauch draußen." ich nickte, musste jedoch genau auf das Geschehen starren. Die Schwester zog sich Handschuhe an und desinfizierte die Wunde nochmal richtig ehe sie begann zu zählen. "1,2-" "AHHH!" ich bäumte mich auf. Da hatte die doch allen Ernstes schon bei 2 gezogen! Oder soll ich eher sagen gerissen. Das hat sich angefühlt, als ob die mir mein komplettes Kniegelenk wieder mit aus reißt! "Shh ist ja schon vorbei alles ist gut." versuchte die Assistentin mich zu beruhigen während die Schwester mir wieder den Verband umlegte. "Draußen wartet schon deine beste Freundin. Sie meinte ihr hättet heute noch was wichtiges vor." sie schmunzelte. Ich fand es komisch, das sie das so sagte. Ich nickte. "Ja. Also wir hatten vor zu der Make a Wish Veranstaltung zu gehen. Sie wissen schon. Hier im Haus." ich wischte mir die Tränen noch trocken. "Ach ja stimmt ja. Das ist heute. Wir können es ihnen nicht verbieten. Aber sie wissen schon, dass sie da nur im Rollstuhl hin dürfen und auch nicht zu lange bleiben können. Sie bekommen noch starke Schmerzmittel und Infusionen. Eigentlich sollten sie schlafen." ich nickte brav darauf. "Ja das weiß ich. Wir werden auch nicht lange bleiben. Nur mal gucken und etwas aus dem Zimmer kommen." "Gut dann wünsch ich einen schönen Tag. Wenn etwas ist an dem roten Knopf drücke, sonst sehen wir uns heute Abend." und somit verließen beide den Raum. Es dauerte nicht lange, da kam Lucie mit einem Rollstuhl und einem 1000 Watt Lächeln rein. "Du bist nicht gestorben heute Morgen! Das heißt du wirst Niall wieder sehen." verkündete sie aufgeregt."Dir auch einen guten Morgen. Fahr mal einen Gang runter bitte. Du tust gerade so, als sehe ich meine festen Freund nach Jahren wieder." ich verdrehte leise lachend die Augen. "Außerdem bleibt uns nicht viel Zeit. ich soll möglichst schnell wieder ins Bett meine die Schwester und ich will den Krebskranken Kindern nicht den Star des Tages klauen." ich fuchtelte mit meinem Finger umher. "Jaja wie dem auch sei. Du schwingst deinen kleine Arsch jetzt mit meiner Hilfe in den Rollstuhl und dann geht's zu Niall." sie hatte echt ein Dauer grinsen auf den Lippen. Also gesagt getan. Sie half mir in den Rollstuhl und wollte gerade raus fahren als ich eilig rief:"Warte! Ich war noch gar nicht im Bad und auf Toilette.So kann ich unmöglich da aufkreuzen." "Stimmt. Da geb ich dir Recht. Das Nachthemd finde selbst ich echt abturnend." sie schob mich ins bad und half mir beim duschen und anziehen. Noch schnell Zähne geputzt und dann konnte es auch schon los gehen.

Auf dem Weg zur Krebsstation wurde ich immer aufgeregter und brach mir bald meine Finger so sehr knetete ich sie. "Alles wird gut. Glaub mir er wird sich freuen dich zu sehen." "In welcher Traumwelt lebst du, dass du meinst er freut sich mich zu sehen. Der wird so beschäftigt sein, dass er mich bestimmt noch an dem Abend vergessen hat." "Werden wir ja sehen." PING und schon öffnete sich die Fahrstuhltür und schon von hier aus konnte man die Klänge einer Gitarre hören. Er war also wirklich da. Oh mein Gott. Okey ganz ruhig er ist auch nur ein Mensch. "Sooo ich schieb dich jetzt in die erste Reihe." "Was? Nein nein nein bitte nicht.! panisch und ohne Erfolg sie davon abzuhalten schob sie mich durch die Kinder. Ich fühlte mich kurz schlecht, da ich mich ja vordrängelte und das alles eigentlich für die Kinder mit Krebs war. Aber als ich sah, wie die Kinder bei den anderen Kranken im Rollstuhl auf dem Schoß saßen verflog das schlechte Gewissen. Es war einiges los und Niall hatte auch schon angefangen zu spielen. Wie auch schon in München hatte er seine Augen geschlossen und sag mit sehr viel Gefühl.

Seine Stimme umhüllte mich wie eine weiche warme Decke und ich fühlte ich augenblicklich mehr als wohl. Ich schloss ebenfalls meine Augen und genoss den Moment. Erst als alle begannen zu klatschen öffnete ich sie wieder und stimmte mit in den Applaus ein. Als er dann zu den Kindern ging und sie auf den Arm nahm oder ihnen seine Gitarre zeigte, ging mein Herz auf und ich konnte nicht anders als zu strahlen. Auch in den Gesichter sah man, dass sie für einige Momente ihre schlimme Krankheit vergessen konnten durch ihn. Er kam mir immer und immer näher, ließ jedoch kein einzige Kind aus, sondern nahm sich wirklich viel Zeit für jedes. Bis er dann vor mir stand und mich mit einem etwas anderen Gesichtsausdruck ansah als die anderen Kinder.

"Kennen wir uns nicht?" er legte seinen Kopf etwas schief und hockte sich auf den Stuhl neben mir, wie er es auch bei den anderen im Rollstuhl machte. Und so war er mit mir auf Augenhöhe. Seine Augen. Ich seufzte leise. "Ja der kleine, naja eher große Pechvogel aus München. Du weißt schon Kim aus der Tanzgruppe." platzte Lucie einfach so in das Gespräch. Ich lief rot an. "Stimmt jetzt wo du es so sagst." er lacht saht dann jedoch besorgt aus und flüsterte. "Du, also du hast aber kein Krebs oder?" Schnell schüttelte ich den Kopf. "Nein nein zum Glück nicht. Mein Meniskus ist gerissen. lange Geschichte. Ich will dich aber auch nicht aufhalten." Darauf schüttelte er jedoch den Kopf. Tust du überhaupt nicht. Ich freu mich dich wieder zu sehen, wenn auch in einer nicht so schönen Umgebung." und wieder ,wie schon in München, zeigte er mir sein Strahlen.Und wieder seufzte ich. "Ja ich muss sagen ich hab mich auch sehr gefreut. Deine Stimme war mal wieder so so schön." erst als ich das gesagt hatte verschluckte ich mich. Niall lachte nur einmal herzlich. "Das freut mich wirklich sehr,wenn es dir gefallen hat. Natürlich bekommst du auch ein Foto und ein Autogramm." er zwinkerte mir zu und ich schaute schnell zu Lucie, die aber nur leise lachte. Und somit bekam ich ein Autogramm auf meine Handyhülle und ein Foto mit ihm. "Es heißt ja man sieht sich immer 3 Mal im Leben nicht wahr?" grinste er und jetzt musste ich auch lachen. "Nein eigentlich heißt es man sieht sich immer 2 Mal im Leben aber ein drittes Mal wäre nicht schlecht." Jetzt wurde er rot und grinste auf den Boden. "wie dem auch sei. Es tut mir leid, dass ich schon wieder tschüss sagen muss, aber die anderen." er zeigte auf die Kinder und ich winkte ab. "Das versteh ich Niall kein Problem." ich versuchte meine Traurigkeit zu überspielen. "Sie nicht traurig Kleines. Wir sehen uns bestimmt mal. Versprochen." flüsterte er mir zu, als er mir eine lange und warme Umarmung schenkte. Und Himmel roch er gut. Viel zu schnell löste er sich von mir, drückte noch einmal meine Hand und ging dann zu den anderen Kindern. Wie in einer blase gefangen nahm ich alles nur verschwommen und benommen wahr. Erst als wir im Fahrstuhl angekommen waren realisierte ich, dass alles schon wieder vorbei war und Lucie mich die ganze Zeit so komisch angrinste. "W-was?" "Ach nicht. Ach nicht." ihr grinsen wurde breiter.

Love and dance....(Wird überarbeitet/Chaos!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt