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Laute Musik weckte mich. Der Song hatte einen schnellen Tackt und er erinnerte an die 20iger Jahre. Sie kam aus der Turnhalle der Schule. Wolken tauchten die Nacht in ein Tiefschwarz und es war auch wärmer als gerade eben noch. Es waren fast schon Frühlings Temperaturen.

Ich setze mich auf und sah mich um. Der Bruder von Maggy war verschwunden. Ich saß allein im feuchten Gras. Mein Kleid hatte ein paar dunkle Flecken bekommen und meine Hände waren nass und voller Erde.

Vom Parkplatz kamen immer mehr Gäste in die Schule. Sie waren schon älter, die meisten von ihnen waren Erwachsene. Die Farbe der Turnhallenwand war irgendwie dunkler geworden. Ein grau statt ein weiß. Auch die Luft roch anders. Es roch nicht so stark nach Abgasen und der Lärm der Autos war gedämpft.

Ich rappelte mich auf und ging um die Ecke der Halle. Das Gebäude sah ganz anders aus, nicht mehr so sauber, mehr schmutzig und abgenutzt. Der Parkplatz war nicht mehr geteert sondern unordentliche Pflastersteine auf denen alte Automobile parkten. Es hatte sich alles verändert. Die Bäume, die von Straßenlaternen, die auch anders aussahen, angeleuchtet wurden, waren Allee artig angeordnet.

Plötzlich legte jemand zwei Hände auf meine Schultern. Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich um. Damon grinste mich an. Er hatte seine gegelten Haare zu einer Scheitelfrisur gekämmt und wirkte nun wie ein Gentelman mit dem Anzug und Fliege.

Er zog einen Mundwinkel nach oben und hielt mir seinen Arm hin, damit ich mich einhaken konnte. Ich sah ihn an. In seinen blauen Augen sah ich einen leichten Schimmer von gespieltem Charme. »Kommst du, mein Arm schläft gleich ein.« Er hob seinen Ellenbogen etwas an. Ganz automatisch hakte ich mich ein und lief völlig verwirrt mit ihm. Ein leiser Lufthauch wehte mir über die nackte Haut an meinen Oberarmen und meinem freizügigen Ausschnitt und sofort überzog eine Gänsehaut meinen Körper, wie ein hautenger Anzug.

Schwungvoll öffnete Damon die Flügeltüre, der umgebauten Turnhalle. Es war ein seltsamer Traum. Die Halle war atemberaubend geschmückt und eine unglaublich gute Charleston Live Band spielte auf einem Podest. Es war mehr ein Saal als eine Halle. Ich fühlte mich wie in dem Film „Der große Gatsby". Nur der Saal war kleiner und es gab auch keinen Pool.

An den Rändern des Saals standen längliche Tische mit Seidentischdecken und viel Champagner und Martinis wurden auf Silbertablets an die Gäste verteilt. Auf den Tischen war ein aufwendiges Büfett zubereitet worden. Mein Magen meldete sich leise, dass ich heute Abend noch nicht viel gegessen hatte.

Damon nahm zwei Gläser einer Cateringdame entgegen und reichte mir eines. »Hier, aber trink nicht zu viel, wer weiß vielleicht musst du heute noch fahren.« Er stieß leicht sein Glas gegen meines und trank einen Schluck. »Und? Wie findest du es? Die 20ger Jahre waren eine wirklich schöne und fröhliche Zeit.« Zur Antwort nickte ich nur und sah mich weiter um.

Mein Unterbewusstsein hatte hier wirklich große Arbeit geleistet. Es hingen überall Luftballons in matten Farben, passend zu der anderen Dekoration. In der Mitte des Saals tanzten einige Paar in bunten Kleidern und schwarzen Anzügen. Damon passte perfekt dazu, er hatte einen ordentlichen Scheitel, glatte Klamotten und einen leichten wilden Ausdruck und ich stand hier in meinem Winterballkleid. Typisch Traum. Modisch passte ich nie dazu.

»Kommen Sie Mrs. Foster? Die Tanzfläche hat noch genug Platz für uns beide.« Damon nahm mir das Glas aus der Hand, stellte es auf einen Tisch neben uns und zog mich zu den anderen Tänzern in die Mitte. Ich kannte diesen Tanz nicht und stellte mich völlig tollpatschig an, in dem Versuch den anderen Damen nachzutanzen. Damon dagegen war sehr geübt darin. Er bewegte seine Füße sehr flink und wirbelte mich einmal herum und dann wurde ich schwungvoll in die Luft gehoben und danach sanft abgesetzt. Die Musik klang aus und weitere Paare gesellten sich zu uns. Die Band begann mit einem kurzen Klaviersolo, später wurden noch Violine und die unglaublich raue und dennoch sanfte Stimme des Sängers hinzugefügt. Ich würde sagen mein Unterbewusstsein kann sich die 20ger gut zusammenreimen, denn es klang wie in einem auf alt gemachten Film.

Age Of Light And ShadowМесто, где живут истории. Откройте их для себя