The monsters running wild inside of me...

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Ich wachte davon auf, dass mir jemand durch die Haare strich. Zuerst lehnte ich mich in die Berührung, dachte es wäre meine Mom oder Annabeth, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich heute morgen erst ins Camp Half-Blood gekommen war.
Mom konnte das Camp nicht mal betreten und Annabeth war es streng verboten, sich in meine Hütte zu schleichen seit Clarisse sie erwischt hatte und Chiron gezwungen war, es uns zu untersagen.
Ruckartig fuhr ich hoch und stieß prompt gegen jemanden. Ein hoher Schrei war zu hören und ich rieb mir die Stirn, während ich langsam die Augen aufmachte und mich fünf Nymphen gegenüber fand. Eine von ihnen sah mich etwas gereizt an und hielt sich ebenfalls den Kopf, wodurch ich schlussfolgerte, dass sie es war, mit der ich zusammengestoßen war.
„Was zum...", murmelte ich und stützte mich auf dem feuchten Gras unter mir ab, als ich realisierte, wo ich war. Ich saß in einem der Gärten auf dem Olymp, in dem sich die Nymphen und Dryaden immer aufhielten.
„Was mache ich denn hier?", fragte ich verwirrt. Eine der Nymphen hob eine Augenbraue, „Wir wissen es nicht, junger Halbgott. Wir haben für eine Sekunde zum Brunnen gesehen und als wir wieder auf diese Wiese wollten, lagst du plötzlich da."
Verwirrt schüttelte ich den Kopf und stand mit der Hilfe der Mädchen auf. Mir war sofort aufgefallen, dass hier etwas nicht stimmte. Der Olymp sah aus wie der Olymp bevor Annabeth ihn neu entworfen hatte. Das konnte nicht stimmen. Es gab nur drei Möglichkeiten: Erstens: Annabeth hatte bewusst ein paar Stellen so gelassen wie sie waren und ich hatte es (mal wieder) nicht mitgekriegt. Zweitens: Annabeth hatte diesen Ort vergessen (unwahrscheinlich und für diese Möglichkeit würde sie mich wohl wieder zurück zu Circe bringen, damit die mich zurück in ein Meerschweinchen verwandelte). Oder drittens: Ich hatte eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht.
„Geht es euch gut?", fragte eine Nymphe mit blauen Augen und ich nickte nur und fing an mich von den fünf zu entfernen. Ich wusste aus Erfahrung, dass Nymphen sehr anhänglich sein konnten.
Zum Glück konnte ich schnell abhauen, bevor sie mir noch weiter an den Fersen kleben konnten. Okay, ich musste nachdenken... Super... Wir wissen ja alle, dass das nicht meine stärkste Seite war, was? Aber wie war ich verdammt nochmal hierher gekommen?! Endlich kam ich zum Hauptweg zwischen dem Aufzug und dem Thronsaal und musste feststellen, dass ich Möglichkeit Eins und Zwei auf jeden Fall über den Haufen werfen konnte. Das hier war der ursprüngliche Olymp, bevor Kronos angegriffen hatte.
Na wundervoll, am besten ich fand erst mal heraus, wie weit ich in der Zeit zurückgeschickt wurde. Entweder ich sah mich ein wenig in New York um oder ich ging direkt zu den Göttern. Natürlich entschied ich mich für die gefährlichere Variante: Ich ging zum Olymp hoch.
Dort musste ich erstaunt feststellen, dass eine rege Diskussion im Gange war, die Zeus in dem Moment mit einem Ruf zum Verstummen brachte.
Alle Throne waren besetzt außer der von meinem Dad. Vor den elf riesigen Gottheiten stand ein junges Paar, das sich an der Hand hielt. Ruckartig blieb ich im Eingang stehen, als ich die beiden erkannte. Das war meine Mom mit gerade mal 19, vielleicht 20 Jahren, und eine jünger Version von Poseidon.
Ich hatte meine Eltern noch nie wirklich zusammen gesehen als Liebespaar. Ich konnte es mir überhaupt nicht vorstellen. Es ging einfach nicht. Aber jetzt sah ich das erste Mal, wie viel Mom Poseidon wert gewesen war. Allein die Blicke, die er ihr zuwarf, sprachen Bände.
„Weißt du, was dein Problem ist, Bruder?", fragte Dad gerade, „Du machst aus jeder Makrele einen Blauwal. So eine Dramaqueen... Entschuldige, ...King."
Zeus's Herrscherblitz sprühte vor Elektrizität, „Mein Problem ist, dass du den Eid brichst Poseidon, den wir vor Jahrzehnten festgelegt haben. Dabei geht es nicht nur um dich, sondern um uns alle!"
Poseidon verdrehte die Augen, „Du hast den Eid selbst bereits vor ein paar Jahren gebrochen und außerdem wollte ich den heiligen Eid nie."
Ich war überrascht, als sich ausgerechnet meine Mutter zu Wort meldete: „Bei allem Respekt, aber ich verstehe nicht, wie man einen derartigen Eid machen kann. Das Schicksal ist unaufhaltsam. Irgendwann wird sich diese geheimnisvolle Prophezeiung erfüllen. Ob ihr es wollt oder nicht. Und zu Poseidons Verteidigung: Ich bin nicht schwanger."
Poseidon lächelte meine Mutter an, der Stolz stand ihm ins Gesicht geschrieben. Hatte er mich jemals so angesehen? Ich konnte mich nicht erinnern...
Zeus wurde rot vor Wut und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Athene kam ihm zuvor: „Ich habe eine Frage Onkel.", Die Göttin stand auf, schrumpfte auf die Größe eines Menschen und stellte sich neben Mom, „Wie kann sich eine so kluge Frau in einen Muschelbart wie dich verlieben?"
Poseidon blieb locker und antwortete: „Nun Eulenfresse, meinem Charme kann nun mal niemand widerstehen und sie ist eine Königin unter den Frauen! Können wir diese Diskussion vielleicht wann anders fortführen?"
Athene zuckte mit den Schultern, „Wenn du es so willst. Obwohl ich nicht so erpicht darauf bin, Zeit mit dir zu verbringen."
„Also meinetwegen könnt ihr diese interessante Diskussion gerne fortführen.", grinste Apollo, „Hermes nimmt euch gerne wieder mit seiner Kamera auf und Hephaistos veröffentlicht das Video dann wieder auf Hepahaistos-TV."
„Können wir dann endlich mal zum Hauptthema zurückkommen?", fragte Artemis und rutschte ungeduldig auf ihrem silbernen Thron herum, „Ich muss zurück zu meinen Jägerinnen."
„Und ich will einfach nur raus hier!", stöhnte Dionysos gelangweilt.
Zeus erhob sich, „Ich will das Urteil der Moiren hören." Wie auf Kommando erschienen die drei alten Damen neben Hestias Herdfeuer und ihre Blicke waren auf meine leiblichen Eltern gerichtet.
„Das was geschehen musste, ist geschehen.", sagte die Mittlere, „Ein Urteil zu fällen ist uns nicht erlaubt, Lord Zeus."
Die Linke zog aus ihrem Leinenkorb einen Faden nach dem anderen herus und schnitt ihn durch und ich schauderte, als ich begriff, dass in jedem Moment ein menschliches Leben ausgelöscht wurde. Einfach so. Durch eine einzige Bewegung der goldenen Schere. So würde auch mein Leben einmal enden...
„Außerdem ist es bereits zu spät.", sagte sie, „Es ist bereits geschehen. Der Eid der großen Drei wurde gebrochen."
Hera verdrehte ihre Augen in Zeus's Richtung, „Ja, weil mein Gemahl schon eine Tochter gezeugt hat. Das ist allen klar." Jetzt drehte die Rechte ihr Gesicht der Göttin zu, „Nein. Nicht Zeus. Poseidon."
Ihre schwarzen Augen fixierten meine Mutter, die unwillkürlich einen Schritt zurücktrat, „In ihr ist bereits Leben." Die alte Frau spreizte Zeige- und Mittelfinger und dazwischen kam ein kleiner leuchtend grüner Faden zum Vorschein.
Schweigen erfüllte den Thronsaal. Es hatte sich unbemerkt eine schwere Spannung zwischen allen Anwesenden aufgebaut, aber erst, als Mom ungläubig den Mund auf und zu machte, ohne etwas zu sagen und Poseidon erstarrte, begriff ich, dass das mein Lebensfaden war.
„Tja, soviel dazu.", durchbrach Athene spöttisch die Stille. „Ich bekomme ein Baby?!", flüsterte Mom und ich sah Tränen in ihren Augen. Das riss Zeus aus seiner Starre und er kam zornig auf meine Mutter zu. Ich war schon im Begriff, mich in Bewegung zu setzen, doch mein Dad war schneller. Er schob sie hinter sich und versetzte seinem Bruder einen harten Stoß gegen die Schulter.
Ein Augenblick später erschien sein glühender Dreizack in seiner Hand, den er gegen den Götterkönig richtete. „Fass sie an und ich werde einen Krieg riskieren, Zeus!", knurrte Poseidon, „Ich werde nicht zulassen, dass du Sally oder meinem Kind etwas tust."
Eine ungewohnte Wärme breitete sich in mir aus, als ich sah, wie er sich für mich einsetzte. Vielleicht war ich ihm ja doch etwas wichtiger, als ich immer gedacht hatte. Ich hatte Dad bisher nicht oft in meinem Leben gesehen und jedes mal nur ein paar Minuten.
Klar, er hatte mir gesagt, ich wäre sein Lieblingssohn, aber er war ein Gott und ich war sterblich. Wieso „verschwendete" er dann seine Zeit mit mir? Das konnte ich mir nicht vorstellen... Er hatte Triton, auf den er sich besser konzentrieren sollte.
Die Moiren standen mit einem mal hinter Zeus und fixierten den Gott eindringlich. „Das Schicksal des Kindes ist bestimmt und es ist mit eurem Schicksal verbunden.", sagte die mit dem glühenden Lebensfaden in der Hand, „Wenn ihr das Kind vernichtet, könnte das euren Untergang bedeuten."
Sie spreizte wieder die Finger etwas, sodass mein Faden in die Länge gezogen wurde, „Oder es könnte eure Rettung sein."
Zeus entspannte sich nicht wirklich, aber machte keine Anstalten mehr, meine Mutter zu töten.
Poseidon beugte sich vor und legte vorsichtig seine Hände auf die der alten Frau, „Könntet ihr es bitte lassen, damit herumzuspielen? Dafür wäre ich euch sehr, sehr dankbar." Ungläubig stellte ich fest, dass seine Hand leicht dabei zitterte.
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu und erwiderte: „Immer locker bleiben, Meeresgott." Ich schlug eine Hand vor den Mund, um nicht loszulachen und sah aus dem Augenwinkel, dass Apollo und Hermes dasselbe taten.
Sie redete weiter: „Dein Kind wird leben und wenn ihr uns nicht glaubt..." Erschrocken stellte ich fest, dass sich alle drei Blicke der Moiren auf mich richteten. Sie wussten die ganze Zeit, dass ich da war. „Wir haben ihn aus der Zukunft hergeholt."
„Was?!", fragte meine Mutter entsetzt. Sollte ich mich jetzt irgendwie schlecht deswegen fühlen? Nein, ich wusste ja, wie sie für mich in der Zukunft empfand.
Die Frau mit der Schere schnitt den nächsten Faden durch ohne mich aus den Augen zu lassen und ließ mich damit zusammenzucken, „Tritt vor, junger Held." Seufzend trat ich aus dem Schatten der Säule hervor.
Mom schlug die Hände vor den Mund und musterte mich mit Tränen in den Augen, während Dad mich wie alle anderen Götter nur ein wenig überfordert ansah. Ich kratzte mich unruhig im Nacken und vermied es, den Blick vom Boden zu heben.
„Das ist Percy Jackson.", sagte eine der Moiren, „Ein sehr starkes und mächtiges Halbblut aus der Zukunft.", „Das ist ja wundervoll...", murmelte Zeus und warf meinem Vater einen zornigen Blick zu, aber dessen Blick klebte förmlich an mir.
„Wie alt bist du?", fragte Athene und inspizierte mich wie ein Versuchsobjekt. „Ich bin vor zwei Wochen 16 geworden.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Hera kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, „Bedeutet das nicht, dass sich die große Prophezeiung erfüllt hat?"
„Ja, sie wurde erfüllt.", ich stellte mich neben meine Mutter und warf den Moiren einen Blick zu, „Aber ich darf euch nichts davon erzählen."
Die Götter starrten mich entrüstet an. Apollo schnaubte empört und beugte sich vor, „Entschuldige mal! Das ist unsere Zukunft über die du da redest. Ich glaube schon, dass wir ein Recht darauf haben."
„Dem Halbblut ist es verboten.", mahnte Atropos, wenn ich mich recht erinnerte, „Verurteilt ihn nicht dafür, dass er sich an unsere Regeln hält."
Ich fuhr mir nervös durch die Haare, „Wo wir gerade bei dem Thema sind: Warum habt ihr mich hierher geschickt?"
Die Frau schnitt erneut einen Lebensfaden durch, „Ich dachte, das hättest du bereits verstanden. Es war den Göttern eigentlich nicht bestimmt vor deinem 12. Lebensjahr von dir und der Sterblichen zu erfahren."
Die Alte, die den Leinenkorb mit den Fäden hielt, fuhr fort: „Wir mussten die Götter davon überzeugen, dass sie dich nicht vernichten dürfen. Deswegen haben wir dich hergeholt." Sie warf den Göttern einen vorwurfsvollen Blick zu.
Schweigen entstand, was mich zutiefst verblüffte. Ich hatte den olympischen Rat noch nie annähernd still gesehen. Ich räusperte mich, „Äh, und wann und wie komme ich zurück nach Hause?"
Jeder Gott hatte seinen Blick auf mich gerichtet und, obwohl es nicht das erste mal war, war es mir unangenehm.
„Du hast die Erlaubnis zu gehen, junger Held.", sagte Atropos und ignorierte Zeus's wütenden und beleidigten Blick, weil er das nicht entscheiden durfte. Ich kam mir ziemlich dämlich vor. Ich meine, ich wurde in die Vergangenheit zurückgeschleudert, nur um mal kurz Hallo zu sagen und konnte dann wieder gehen?! Super!! So viel zum Thema Marionette der Götter...
Ich nickte mit zusammen gepressten Lippen, damit ich auch ja nichts herausposaunen konnte, was ich nachher bereuen würde, und verbeugte mich leicht.
Ich sah zu meinen Eltern rüber. Mom wirkte immer noch verwirrt und Dad schien nachdenklich durch mich hindurchzusehen. Schnell drehte ich mich um und verließ den Thronsaal. Ich stolperte gerade die Treppe hinunter, als ich Poseidons Stimme hinter mir hörte: „Percy! Warte!"
Erschrocken geriet ich ins Straucheln und wäre fast auf dem glatten Marmorboden ausgerutscht, hätte er mich nicht am Arm festgehalten. Ich war mir sicher, dass ich rot anlief, als ich zu ihm hochsah.
Super, Percy! Da hast du wieder einen tollen ersten Eindruck hinterlassen. Stolperst deinem allmächtigen Göttervater direkt vor die Füße.
Merkwürdigerweise lächelte er sanft, weshalb mein Gesicht vermutlich eine noch unnatürlichere Farbe annahm. „Äh, was kann ich für dich tun?", fragte ich unsicher und blickte über seine Schulter, „Und wo ist Mom?"
„Nicht mehr auf dem Olymp. Ich habe sie nachhause gebracht, bevor ich dir gefolgt bin.", antwortete er und legte mir eine Hand auf den Rücken, um mich zum See zu führen, der ein paar Meter von dem Weg entfernt lag, „Du musst gar nichts für mich tun. Ich habe nur das Gefühl, dass das das einzige Mal sein wird, dass Zeus mir erlaubt mit dir zu sprechen und das will ich ausnutzen."
Ich musste ihn ziemlich lange angestarrt haben, denn mit Entsetzen musste ich feststellen, dass er in Wahrheit gar nicht so selbstsicher war. Nein, in seinen Augen schimmerte eine Unsicherheit, die ich noch nie an ihm gesehen hatte.
„Ich bin ehrlich zu dir.", meinte der Meeresgott, als wir uns an das Ufer setzten, „Ich habe keine Ahnung, wer du bist. Vor ein paar Minuten wusste ich nicht einmal, dass es dich geben wird. Deswegen ist das meine Frage an dich: Wer bist du, Percy Jackson?"
Ich brauchte eine Weile, bis ich verstanden hatte, was Dad da von sich gab, „Du hast keine Ahnung, was du tun sollst, nicht wahr?", fragte ich ungläubig und sah, wie er sich beschämt auf die Lippe biss, „Wie du mit mir umgehen sollst."
Poseidon umfasste seinen Dreizack fester, „Das beantwortet meine Frage nicht."
Ich fuhr mir nervös durch die Haare, „I-Ich bin nicht sicher. Ich schätze, wir sind, wer wir sind aus vielen Gründen. Aber das heißt nicht, dass wir alle diese Gründe kennen."
Dad sah mich von der Seite an, doch ich mied seinen Blick, „Weise Worte. Ich erkenne, dass du dem Tod bereits mehrfach ins Auge gesehen hast, nicht wahr?" Ich nickte, „Ich stand wirklich schon ein paar mal kurz davor zu Hades zu gehen."
„Und...", er zögerte, „Du hast im Krieg gekämpft?" Überrascht hob ich den Kopf, „Woher weißt du das?"
Er schmunzelte, „Percy, ich lebe nun schon ein paar Jahrtausende. Ich erkenne wahre Krieger, die das Schlachtfeld erlebt haben. Die, die ein gutes Herz haben wie du, tragen eine Traurigkeit mit sich herum, die nie wieder komplett verschwindet." Zum Schluss wurde seine eigene Stimme traurig.
„Du vertraust mir.", stellte ich ruhig fest, „Dabei weißt du gar nicht, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe, um euch Götter zu retten. Theoretisch könnte ich ein Trugbild sein, das die Moiren geschaffen haben, weil es die Zukunft nicht mehr gibt. Das weißt du nicht."
„Das kann ich mir nicht vorstellen.", antwortete mein Vater ehrlich und hob eine Augenbraue. „Wir, die Götter, sind im Vergleich zu unseren Feinden Engel. Sie sind Teufel und ich kann mir dich nicht als Teufel vorstellen. Du siehst für mich nicht nur wie ein Engel aus, sondern hast auch den Charakter eines solchen. Soviel kann ich über dich sagen."
Ich schüttelte den Kopf, „Ich mag vielleicht auf der Seite der Engel stehen, aber denk nicht für eine Sekunde, dass ich einer bin."
„Du solltest dich positiver sehen.", Poseidon ballte seine freie Hand zur Faust. „Du hast es verdient glücklich zu sein, aber du trägst diesen verdammten Schmerz mit dir herum, der mich wahnsinnig macht, Percy. Ich will Sally's Sohn nicht so sehen und wenn das der Preis dafür ist, dass ich den Eid gebrochen habe, dann tut es mir leid, dass du geboren wurdest."
Ich brauchte eine Weile, bis ich verstand, warum mir das so bekannt vorkam. Ich blinzelte ein paar Sekunden lang. „Percy? Alles okay?", fragte Dad und musterte mich von der Seite.
Und zum ersten Mal erwiderte ich seinen Blick, „Ja, ... ja, ich denke schon. Es ist nur... Weißt du, als ich das erste Mal mit dir geredet habe, hast du das auch gesagt. Also den letzten Teil und ich habe dir das immer übel genommen, aber jetzt verstehe ich das. Ich meine, da wusste ich nicht, dass du mein Zukunfts-Ich kennengelernt hast und wusstest, was passieren würde. Es tut mir leid, Dad."
Er lächelte und legte mir einen Arm um die Schultern, um mich in eine Umarmung zu ziehen und es fühlte sich gut an. Ich wusste jetzt endlich, warum mir Dad diese Dinge gesagt hatte: Er wusste, dass ich es eines Tages verstehen würde.
„Wie lange ist der Krieg in deiner Zeit schon vorbei?", fragte er, als wir uns voneinander lösen. Ich zuckte mit den Schultern, „Seit genau zwei Wochen."
Er strich mir über die Wange, „Dann darfst du auch wieder Lächeln. Ein Tag ohne Lachen ist ein verschwendeter Tag. Egal, wie viele Freunde du verloren hast, wie nahe sie dir standen, sie würden nicht wollen, dass du so unglücklich bist."
Trotz seiner Worte konnte ich mich einfach nicht zum Lächeln durchringen, was Poseidon offenbar bemerkte, denn er sagte nichts weiter. „Ich sollte, glaube ich, gehen...", meinte ich und stand auf.
Mein Vater begleitete mich zum Aufzug, in den ich mich hineinstellte.
„Pass auf dich auf, Percy.", sagte er, bevor sich die Türen schlossen und lächelte sanft, „Und denke immer daran, wer du bist. Denn du magst es vielleicht nicht wissen, aber ich tue es: Du bist mein Sohn. Der wahre Sohn des Meeresgottes."
Das letzte, was ich sah, waren seine meergrünen Augen, bevor alles um mich herum verschwamm und ich auf dem Boden aufkam...

Ich fuhr in meinem Bett hoch und nahm sofort den starken Geruch nach Meer wahr, der mir in die Nase kroch.
Mein Vater lehnte im Türrahmen zur Hütte und sah mich forschend an, „Jetzt weißt du es." Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und sagte: „Nein, ich verstehe es jetzt."
Poseidon stieß sich am Türrahmen ab und kam auf mich zu, „Ich habe lange auf diesen Tag gewartet, Percy. Der Tag, an dem du endlich verstehen würdest. Es kommt mir unwirklich vor, dass wir jetzt wirklich darüber reden."
Er setzte sich neben mich auf das Bett und er lächelte belustigt, „Weißt du, das letzte, was ich von dir gesehen habe, bevor sich die Aufzugtüren geschlossen haben, war, wie du zusammengebrochen bist. Du hast mir den Schreck meines Lebens gegeben."
Ich setzte mich ruckartig auf und stieß gegen die Leselampe, die aus irgendeinem Grund über dem Bett angebracht wurde. Ehrlich, das hier ist die Poseidonhütte und wenn meine Geschwister annähernd so gewesen sind wie ich, wozu waren die dann bitte hier?!
„Au!", Stöhnend rieb ich mir die Stirn, während Poseidon amüsiert lachte: „Aber damals wusste ich ja auch noch nicht, wie tollpatschig du bist."
„Suche neuen Schutzengel. Mein Alter ist mit den Nerven am Ende.", murmelte ich und er lachte noch lauter. Und zum ersten Mal, hoben sich meine Mundwinkel und ich lachte aus vollem Herzen mit...

Lost SmileWhere stories live. Discover now