„Also, du, Lumina, kannst dich gerne auf eine der Bänke setzen. Es wurde bereits eine Kameradin von dir losgeschickt, um dich abzuholen. Deine Schwester nehme ich derweilen mit. Okay, ihr zwei?"

Wir nickten und da hatte ich plötzlich keine Angst mehr vor der neuen Schule.

Ich verabschiedete mich von meiner Schwester und folgte Frau Sommer durch die vielen Gänge.

Wie bitte soll ich mich hier jemals zurechtfinden?

Während meine Lehrerin zügig voran schritt, erklärte sie mir einige Sachen:

„Ich habe dir aus meiner Klasse ein Mädchen und einen Jungen ausgesucht, die dir alles zeigen werden. Beide verstehen sich gut miteinander und sind sehr nett. Das Mädchen heißt Clara und sie ist wirklich sehr gute Schülerin. Nicolas ist der Junge. Aber er möchte von allen nur Nico genannt werden. Natürlich gibt es immer ein paar Ausnahmen, die Nico mit Absicht bei seinem ganzen Namen nennen, um ihn zu ärgern."

Frau Sommer sprach mir aus der Seele.

„Ja, das kenne ich. Ich möchte auch gerne Lily genannt werden", sagte ich.

Danach schossen mir hunderte Fragen auf einmal durch den Kopf.

Werden die zwei nett zu mir sein? Wird mich auch jemand mit Lilie anreden? Wo werde ich im Klassenzimmer sitzen oder entwickle ich mich zur Einzelgängerin?

„So, da wären wir. Dass du in die 8b gehst, weißt du bereits, oder?", fragte sie mich und drückte gleichzeitig die Klinke von einer der vielen Türen herunter.

Frau Sommer betrat das Klassenzimmer mit einem fröhlich „Guten Morgen!", das die Klasse etwas verschlafen erwiderte. Schnell huschten alle auf ihren Platz und starrten mich neugierig an.

„Wie ihr sehen könnt, haben wir eine neue Schülerin. Das ist Lily. Lily, möchtest du vielleicht ein bisschen was von dir erzählen?", forderte sie mich auf.

„Ähm, ja, also ich heiß Lily und bin 14. Meine Familie und ich sind vor ein paar Tagen von Düsseldorf nach Nürnberg gezogen, weil mein Vater hier eine bessere Arbeit gefunden hat. Und, naja, jetzt bin ich hier", grinste ich und schaute Frau Sommer fragend an.

„So, Lily, dann setz dich doch bitte mal da neben Nico", sagte sie und zeigte auf einen freien Platz in der dritten Reihe.

Aha, das ist also Nico. Der sieht ja wirklich ganz nett aus.

Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte ich mich neben ihn und versuchte dem Unterricht zu folgen, das ging aber etwas schlecht, da Nico mich ununterbrochen anstarrte.

„Könntest du mich vielleicht etwas unauffälliger anstarren?", fragte ich ihn.

Verlegen schaute er weg und wurde rot.

„Sorry", murmelte er. „Ich versuche nur gerade mir dein Gesicht einzuprägen, damit ich dich wiederfinde, falls du mir später verloren gehst, wenn ich dir die Schule zeige."

Irritiert runzelte ich die Stirn. Doch als ich ihn ansah, grinste er nur und drehte sich nach vorne.

Als es zu Pause klingelte, bekam ich plötzlich Angst.

Was macht man hier denn in der Pause?

Meine Ängste wurden mir genommen, als ich eine Stimme hinter mir hörte.

„Hi, ich bin Clara. Ich zeige dir alles, wenn du willst!"

Das also war Clara. Sie war etwa einen halben Kopf größer als ich, hatte dunkelbraune Haare, blaue Augen und leichte Sommersprossen auf der Nase und sah alles in einem ziemlich nett aus. Sogleich fühlte ich mich besser und nicht mehr so allein.

Lilys Leben - meine Geschichte Where stories live. Discover now