"Für welches Fach?"
"Mugglekunde." Sie sprach es mit so viel determinierter Überzeugung aus, das selbst ich für einen Augenblick glaubte, es handelte sich dabei um die Wahrheit. Und da sagte Grandpa Tytos immer, dass Schauspielerei zu nichts Nutze war.
"Aha", sagte Roose dennoch, wenig überzeugt. "Und dafür stehst du hier oben im Korridor herum."
"Davon verstehst du nichts. Ich muss ermitteln, an welchem Ort es im Schloss die beste Netzabdeckung gibt."
Cersei und ich wechselten einen überraschten Blick. Seit wann kannte unsere Cousine sich so gut mit Muggle-Technologie aus? Oder spie sie irgendwelche Begriffe aus, in der Hoffnung, der Bolton würde sie nicht durchschauen?
"Im Schloss gibt es keine Funkverbindung. Die Magie in den Mauern lässt keine Radiowellen durch."
Verdammt. Konnte man Roose eigentlich bei überhaupt keinem Themenfeld am falschen Fuß erwischen? Aber Myrcella hatte schon eine Ausrede parat: "Das ist mir auch gerade bewusst geworden. Professor Burbage wollte uns wahrscheinlich bloß empirisch beweisen, dass das der Fall ist."
"Sinnlose empirische Unterweisung", schnaubte Roose. "Ich weiß ja, warum keiner aus unserem Haus sich dieser Scharlatanerie aussetzt."
Scharla-was? Der Typ sprach ja geradewegs so, als ob er aus dem Mittelalter entsprungen wäre. Lord Roose Bolton von Schreckensberg... oder noch besser... Grauenstein. Das würde tatsächlich passen wie die Faust aufs Auge.
Aber zumindest schien Myrcella ihn von unserer Spur abgebracht zu haben, denn er schien ihre Anwesenheit vor diesem schicken Besenschrank nicht mehr mit Argwohn zu betrachten. Wenn er nur wüsste, dass sich hinter den schiefen Türen ihre gesamte Verwandtschaft väterlicherseits verbarg.
"Also, was machst du hier oben?" Myrcella hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und ich sah, wie sie ihre Finger nervös miteinander verflocht.
"Das hat dich nicht zu interessieren, Lannister."
"Entschuldige mal", empörte sich meine Cousine. "Ich bin deine Vorgesetzte."
"Einspruch. Du bist nur drei Mal die Woche für einen Zeitraum von eineinhalb Stunden meine Vorgesetzte; und zum Glück befinden wir uns augenblicklich nicht in dieser verstaubten Dachkammer." Roose schürzte abfällig die Lippen. Obwohl ich objektiv sagen konnte, dass er gut aussah, behagte es mir überhaupt nicht, meine junge, unerfahrene Cousine in seiner Gegenwart zu sehen. Diesen Nordengländer war nicht über den Weg zu trauen.
"Na dann, will ich dich nicht bei deiner zweifellos wichtigen Abendgestaltung aufhalten." Myrcella machte eine Handbewegung, die symbolisierte, inwieweit Roose sich nun verkrümeln konnte.
"Du hast Recht, ich will Margaery nicht warten lassen."
Cersei riss die Augen auf, während ich selbst unwillkürlich erleichtert war. Ich wusste nicht, was mich zu dieser Auffassung bewogen hatte, aber irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl gehabt, dass Roose sich äußerst eigenartig in Gegenwart meiner Cousine verhielt; viel angespannter, als wenn er nur in Gesellschaft seines—wie hatte Myrcella es ausgedrückt—„Targaryen-Loverboys" war. Aber wenn er sich mit der Tyrell verabredete, musste ich mich wohl getäuscht haben.
"Marge?" Ich merkte, dass Cella verwirrt die Stirn in Falten legte. "Die Co-Kapitänin der Theatergruppe, Margaery Tyrell?"
Roose nickte lethargisch. "Genau sie."
"Dann wünsche ich euch viel Spaß", zwitscherte Cella zuckersüß und warf ihr Haar zurück. In solchen Momenten war die Verwandtschaft zu Cersei unverkennbar. "Immer schön keusch bleiben."
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Game of Hogwarts
FanfictionWas, wenn Westeros' zahlreiche aristokratischen Einwohner in einer Parallelwelt (mehr oder weniger) friedlich zusammenleben? Und was, wenn dieser wundersame Ort auch noch die britische Zauberschule Hogwarts ist? Werden die gewohnten Intrigen und Dr...
| 27 ♕ JAIME
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